Grabau. Die Gemeinde verfügt nun über eine neue Anlage für Abwasserbeseitigung, die den Strom weitgehend selbst erzeugt. Wie das funktioniert.
Das 347-Einwohner-Dorf Grabau macht sich fit für die Zukunft: Die Gemeinde, die drei Kilometer nördlich von Schwarzenbek liegt, erschließt gerade gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg ein zehn Hektar großes Gewerbegebiet, hat bereits vor elf Jahren ein modernes und großzügiges Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht und nun auch ein ökologisch vorbildliches Klärwerk. Gemeinsam mit Bürgermeister Bernd Granzow und seinem Stellvertreter Holger Ziel feierten zahlreiche Dorfbewohner am Sonnabend, 17. Juni, die neue Anlage und wagten einen Blick in das Klärbecken, das sonst hinter einem Zaun verborgen ist.
Abwasserbeseitigung: Gemeinde weiht ihr Klärwerk mit einem Dorffest ein
Zur Einweihung gab es Einblicke in die Anlage, Erläuterungen von Diplom-Ingenieur Bernd Kalauch vom Hamburger Büro PCS (Polution Control Service GmbH), der die Anlage geplant und den Bau betreut hatte sowie Fassbier und Leckereien vom Grill. Gut 100 Bürger nahmen die Chance wahr, sich die Anlage anzusehen und mit Freunden und Nachbarn bei diesem „Dorffest light“ zu plaudern.
Das Klärwerk ist auf dem Gelände der ehemaligen Teichkläranlage aus den 1970er-Jahren am Hetraweg entstanden und nutzt die ehemaligen Klärteiche. Trotzdem hat der Umbau einschließlich der Zuwegung und weiterer Tiefbauarbeiten 1,4 Millionen Euro gekostet. Geld, das über die Abwassergebühren wieder hereingeholt wird. „Wir haben die Gebühr von zwei Euro auf 2,30 Euro pro Kubikmeter erhöht“, sagte Bürgermeister Bernd Granzow. „Das ist im kreisweiten Vergleich immer noch moderat“, betonte Ralf Spinngieß, verwaltungsleitender Beamter im Amt Schwarzenbek-Land am Rande der Einweihungsfeier. Im benachbarten Schwarzenbek liegt die Gebühr bei 3,37 Euro. Diesen Betrag müssen auch die Firmen zahlen, die sich im neuen Grabauer Gewerbegebiet an der Bundesstraße 207 ansiedeln werden.
Neues Gewerbegebiet konnte nicht mehr an das Klärwerk angeschlossen werden
Denn dieses Gebiet ist genau wie das Lankener Gewerbegebiet an das Schwarzenbeker Gewerbegebiet angeschlossen. Die Planungen und die Verträge mit der Stadt Schwarzenbek waren bereits unterschrieben, als in der Gemeinde der Beschluss gefasst wurde, das Klärwerk zu modernisieren. „Wir hatten den Kreis als Dauergast, weil unsere Werte für die Einleitung in die Steinau immer mal wieder zu hoch waren, und wir dann mehr Sauerstoff in den Klärteich einspeisen mussten. Jetzt gelten wir als vorbildlich“, betonte der stellvertretende Bürgermeister Holger Ziel.
Allerdings musste die Gemeinde deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als geplant. „Erste Schätzungen für eine Sanierung lagen in 2018 bei 210.000 Euro. Dann haben wir uns für einen Neubau entschieden. Durch Verzögerungen wegen der Corona-Pandemie und weiteren Kostensteigerungen durch den Krieg in der Ukraine sind wir dann letztlich mit allen Nebenkosten bei 1,4 Millionen Euro gelandet“, sagte Bernd Granzow. Aber die Anlage ist auf Zuwachs geplant. Maximal 800 sogenannte Einwohnergleichwerte können angeschlossen werden. Da das Dorf wächst, Kitaplätze braucht und auch zukunftssicher sein möchte ist das eine sinnvolle Investition, waren sich die Politiker einig.
Zuschüsse gab es von der Aktivregion und aus der Energie-Olympiade
Geld gab es unter anderem aus der Energie-Olympiade, von der Aktivregion Sachsenwald-Elbe und anderen Fördertöpfen – insgesamt immerhin etwas mehr als 100.000 Euro. „Die Anlage ist vorbildlich. Ein Großteil des benötigten Stroms wird mit Solarzellen produziert, es kommen noch Pufferbatterien, die den Betrieb in der Nacht sicherstellen. Meistens erzeugt die Anlage mehr Strom, als sie benötigt, nur im Winter nicht“, so Diplom-Ingenieur Kalauch.
Der alte Klärteich bleibt meistens trocken. Dort stehen die Solarmodule auf Stangen, bei Starkregen wird das Wasser in den Teich abgeleitet. „Es bleibt bei einer Mischkanalisation, wie sie im ländlichen Raum üblich ist. Das heißt: Regenwasser und Abwasser fließen in einem Rohr ab. Bei Starkregen ist die Verdünnung jedoch so stark, dass praktisch kaum Abwasser im Überlaufbecken ankommt. Später wird das Wasser geklärt und fließt über einen Vorfluter in die Steinau“, erklärt Kalauch.
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Auch der Klärschlamm wird ökologisch genutzt. Er wird nach Trittau in die Biogasanlage gebracht und erzeugt dort Energie. Deshalb entfallen für die Gemeinde Entsorgungskosten. Lediglich den Transport nach Trittau muss das Dorf bezahlen. Denn Klärschlamm ist Sondermüll, der verbrannt und deponiert wird.