Schretstaken/Schwarzenbek. Wie wird dem Bachlauf geholfen? Klärwerkssanierung, Sauerstoff für die Abwässer oder mehr Wasserzulauf in Trockenperioden?
In die Auseinandersetzungen zum Gewässerzustand der Schiebenitz kommt doch noch Bewegung. Zur Sitzung des Kreis-Umweltausschusses haben die Grünen einen Sachstandsbericht eingefordert. Der Termin ist gut gewählt. Nach den der Redaktion vorliegenden Informationen ist neben dem Landesamt für Umwelt auch der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) aufmerksam geworden. Inzwischen laufen Arbeiten für einen Notfallplan.
Ende November/Anfang Dezember war der kleine malerisch Bach zum wiederholten Mal umgekippt. Er mündet in Köthel in die streng geschützte Bille. Umweltschützer hatten vor Ort eine deutlich erhöhte Ammonium-Konzentration festgestellt und den Verdacht geäußert, dass das alte Klärwerk der Gemeinde Schretstaken (Amt Schwarzenbek-Land) dafür verantwortlich sei.
Ein Notfallplan für die belastete Schiebenitz
Die beim Kreis Herzogtum Lauenburg ansässige Unter Wasserbehörde hat vehement widersprochen: Starker Laubeintrag in den wenig Wasser führenden Bachabschnitt habe die massive Trübung, den hohen Ammoniumgehalt und das Sterben von Krebsen und Co. verursacht. Allerdings ist die Schiebenitz in den vergangen Jahren mehrfach von starken Belastungen betroffen gewesen, ist es mehrfach zu Fischsterben gekommen.
Einen ersten Bericht hatte die Kreisverwaltung Ende Januar dem Ausschuss für Regionales und Mobilität erstattet. Das reicht Kornelia Mrowitzky (Grüne) nicht. „Wir sind dafür zuständig“, stellt die Vorsitzende des Kreisumweltausschusses klar.
Streit zwischen Umweltschützern und Kreis
Am Montag, 6. März, steht die Angelegenheit auf der Tagesordnung des Ausschusses für Forsten, Energie, Umwelt- und Klimaschutz, wie das Gremium richtig heißt. Sitzungsbeginn ist um 17.45 Uhr im großen Sitzungssaal des Kreishauses in Ratzeburg (Barlachstraße 2).
Zwischenzeitlich hat der Umgang mit der Causa Schiebenitz für weitere Misshelligkeiten gesorgt. Umwelt- und Gewässerschützer haben von Beginn an moniert, dass ein Abwasserzulauf in einen kaum wasserführenden Bachabschnitt natürlich das Gewässer schädige: Eine derart hohe Ammoniumkonzentration könne unmöglich durch Laub verursacht sein, weise vielmehr auf menschliche Fäkalien oder Gülle hin. Geklärte Abwasser seien nur dann unschädlich, wenn sie hinreichend verdünnt werden.
Kritik hinter verschlossenen Türen, BUND wehrt sich
Die Untere Wasserbehörde beim Kreis Herzogtum Lauenburg hat dagegen längere Zeit daran festgehalten, dass trotz mehrfacher Messungen keine Belege für das Überschreiten von gesetzlichen Grenzwerten gefunden werden konnten. Schlussfolgerung: Es gebe keinen Handlungsbedarf.
Während einer nichtöffentlichen Sitzung des Gewässerentwicklungsverbandes Bille haben jüngst Vertreter aus Schretstaken den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland kritisiert, weil dieser mit seinen Informationen an die Öffentlichkeit gegangen sei, ohne zuvor das Gespräch zu suchen. Franziska Eggers erfuhr über Umwege von dieser Kritik.
Gespräche mit Wasserbehörde und Verbandsvorsteher
Die BUND-Frau ist sauer: „Der BUND hat mit dem Verbandsvorsteher des GEV-Bille, Herrn Püst, gleich Anfang Dezember 2022 ein langes Telefonat zur Situation der Schiebenitz geführt. Herr Püst wohnt in Schretstaken, war Landwirt und zudem 27 Jahre Bürgermeister von Schretstaken.“ Zudem sei er auch Vorsitzender des Wasser- und Bodenverbandes Schiebenitz. Auch mit dem aktuellen Bürgermeister von Schretstaken habe der BUND ein Telefonat hierzu geführt, sagt Franziska Eggers, wie auch „mehrfach Gespräche mit Herrn Björn Ruge von der Unteren Wasserbehörde“.
Dort ist inzwischen die Erkenntnis gewachsen, dass Trockenheit und Laubeintrag als alleinige Ursachen auf breite Zweifel stoßen. Infolge des trockenen Sommers sei der „Oberlauf der Schiebenitz monatelang trockengefallen“, heißt es dazu im jüngsten Bericht der Unteren Wasserbehörde. Und weiter: „Der einzige Zulauf bzw. Abfluss der Schiebenitz war der Kläranlagenablauf.“
Abwasser aus Kläranlage war der einzige Zulauf
Die Schiebenitz habe damit im Mittellauf nicht mehr die Eigenschaft eines Fließgewässers gehabt, sondern eines stehenden Gewässers: „Somit fand keine Selbstreinigung, keine Sauerstoffanreicherung und keine ausreichende Verdünnung des Kläranlagenablaufs statt. Erst durch diese Bedingungen wurden die Prozesse in Gang gesetzt, die zur der Faulschlammbildung, der Sauerstoffarmut und der milchigen Verfärbung führten.“
Als kurzfristige Möglichkeiten, die Schiebenitz zu entlasten, ist die Entschlammung der Kläranlage in der Prüfung. Dazu wird auch eine Sauerstoffanreicherung der geklärten Abwässer erwogen. Im Bereich des Dorfes Schretstaken sollen weiter Proben genommen werden, um Fragen zu Nährstoffeinträgen und Fehlanschlüssen – an den Klärwerksablauf – beantworten zu können.
Monatliche Wasserproben sollen Klarheit bringen
Derzeit ist ein „Notfallplan Schiebenitz“ in Arbeit. Diskutiert werden Maßnahmen zur Verbesserung der Situation bei Niedrigwasser. Das Landesamt für Umwelt plane zudem „kontinuierliche Messungen der Wasserqualität vorzusehen“. Bereits seit vergangenem Jahr läuft ein sogenanntes Intensivmonitoring.
Monatlich werden aus der Schiebenitz an mehreren Stellen sowie aus dem Klärwerk-Ablauf Proben genommen, so der Bericht. Nach Abschluss im Herbst 2023 könne eine Aussage getroffen werden, „ob Maßnahmen zur weiteren Abwasserbehandlung vom Land gefördert werden“.
Entscheidung über Klärwerkssanierung muss Gemeinde treffen
Über Baumaßnahmen am Klärwerk müsse die Gemeinde als Eigentümer entscheiden, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert. Es bleibe dabei: Die Kläranlage erfülle die aktuellen gesetzlichen Anforderungen, „insofern kann die Wasserbehörde keine Aufrüstung verlangen“.
Wolle die Gemeinde tätig werden, werde sich die Untere Wasserbehörde sicher nicht dagegenstellen, betont Frohnert. Fraglich sei jedoch, ob für das Klärwerk, für eine „gebührenfinanzierte Einrichtung eine Förderung überhaupt in Betracht kommt“.