Grabau. 360-Einwohner-Dorf investiert in die Abwasseraufbereitung und bekommt dafür Auszeichnung. Wie die Super-Anlage funktioniert.

360 Einwohner, ein Klärwerk, in dem Regen- und Abwasser gemeinsam über eine sogenannte Teichkläranlage entsorgt werden. So wie in der Gemeinde Grabau am nordöstlichen Rand von Schwarzenbek ist die Abwasseraufbereitung in vielen Dörfern Schleswig-Holsteins geregelt. Bis in die 1980er-Jahre gab es noch Sickergruben, dann kamen die Kanalisation und die bis heute gebräuchlichen Teichkläranlagen. Eine Trennung von Regen- und Schmutzwasser gab und gibt es vielerorts nicht. Nun baut die Gemeinde eine neue Anlage, die die Energiekosten drastisch senkt.

Diese Trennung wird es auch in Grabau auf absehbare Zeit nicht geben. Trotzdem braucht die Kläranlage eine Frischzellenkur, außerdem reicht sie bald nicht mehr aus. „Wir bekommen ein neues Baugebiet mit barrierefreien Wohnungen und eine Kita für 80 Kinder. Außerdem wollen wir wachsen“, sagt Bernd Granzow, Bürgermeister von der Wählergemeinschaft AAGW.

Neues Klärwerk Grabau: Noch fließen Abwasser und Regenwasser in einen Klärteich

Deshalb braucht die Gemeinde mit aktuell 360 Einwohnern auch mehr Kapazitäten für die Abwasserentsorgung. Etwas Entspannung bringt die Situation, dass 40 Haushalte an der Grenze zu Schwarzenbek bereits über die Kanalisation der Europastadt entsorgt werden. Auch das in Erschließung befindliche Gewerbegebiet mit zehn Hektar Fläche an der Bundesstraße 207 wird an das Klärwerk in der Nachbarstadt angeschlossen.

„Wir haben uns frühzeitig darüber Gedanken gemacht, wie wir unser Klärwerk fit für die Zukunft machen können. Die Gewinner sind am Ende unsere Bürger, weil wir die Energie mit Solarzellen selbst erzeugen“, erläutert Bernd Granzow.

Nicht nur nachbessern, sondern gleich in die Zukunft investieren

Die Gemeinde will aber nicht nur nachbessern, sondern gleich in die Zukunft investieren. „Wir werden die Abwasseraufbereitung mit einer Sauerstoffpumpe vornehmen, die mit Solarenergie betrieben wird. Für die Nachtstunden werden wir den überschüssigen Strom in großen Batterien speichern, die dann den Energiebedarf der Anlage versorgen“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Holger Ziel von der Wählergemeinschaft FWG.

Das bisherige Grabauer Klärbecken wird bald ein Regenrückhaltebecken. 
Das bisherige Grabauer Klärbecken wird bald ein Regenrückhaltebecken.  © Stefan Huhndorf | s

Die bisherigen Becken werden für sogenannte Starkregenereignisse genutzt, wenn das Klärwerk überzulaufen droht. „Das Abwasser ist dann ohnehin stark verdünnt und fließt dann über die neue Kläranlage ab“, so der Bürgermeister weiter.

Das Konzept, die Kläranlage zu modernisieren und einen großen Teil des Stroms für die Belüftung des Klärbeckens über Solarzellen und Pufferspeichern für den Nachtbetrieb zu realisieren, hat die landeseigene Gesellschaft für Energie- und Klimaschutz Schleswig-Holstein überzeugt. „Wir hatten 50 Bewerbungen für unsere Energie-Olympiade. Das Projekt in Grabau hat uns überzeugt, weil es zukunftsweisend ist und auch für andere Kommunen ein Modell sein kann. Denn die meisten Dörfer im Norden nutzen Klärteiche für die Abwasserentsorgung“, betonte der Projektmanager Klaus Wortmann.

Während der Bauzeit läuft die Teichanlage weiter

Baubeginn für das neue Klärwerk am nordöstlichen Ortsrand von Grabau war im März dieses Jahres. In Kürze sollen die neuen Klärbecken in Betrieb gehen. Die Solarzellen sind bereits vor Ort und werden bis spätestens Dezember oberhalb des vorhandenen Klärteichs auf Gerüsten installiert.

„Wir haben auch erstmals eine Filteranlage. Das ist ein großer Vorteil, weil über das Regenwassernetz auch Sand in das System eingespült wird. Außerdem sehen wir dann auch, was sonst noch so aus dem häuslichen Netz in das Abwasser fließt“, sagt Holger Ziel.

Grabau investiert 1,1 Millionen Euro in neues Klärwerk

1,1 Millionen Euro investiert die Gemeinde in die neue Abwasserentsorgung. „Das Geld wird über die Gebühren refinanziert, aber die Bürger sparen natürlich auch, weil wir einen Großteil der Energiekosten über die Fotovoltaikanlage und die Speicherbatterien einsparen“, so Granzow.

Aktuell zahlt die Gemeinde 8000 Euro an Stromkosten für die Belüftung des Klärbeckens. Angesichts der steigenden Stromkosten dürfte es bald das Doppelte sein. Bis zu 90 Prozent der Kosten sollen durch die Nutzung von Solarenergie entfallen. Von der Investition übernimmt die Aktivregion Sachsenwald-Elbe 60.000 Euro. Weitere 10.000 Euro gibt es als Gewinn aus der Energie-Olympiade. „Wir werden mit dem Geld ein Fest für die Bürger veranstalten und die Kosten subventionieren“, sagt der Dorfbürgermeister.