Schwarzenbek. Kurz vor Eröffnung der Straße fordern die Sozialdemokraten Nachbesserungen. An Radler wurde gar nicht gedacht.

Am 28. April wird das erste Teilstück der neuen Umgehungsstraße Schwarzenbeks eröffnet. Kurz vor der Eröffnung kritisiert nun die SPD den ausführenden Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV): Auf dem 1,6 Kilometer langen Teilstück soll Tempo 100 gelten, zudem fehlt ein Radweg neben der Straße, monieren die Sozialdemokraten.

Die Planungen zur Ortsumgehung haben eine lange Geschichte, begannen vor mehr als 40 Jahren. 1997 wurde der erste Streckenabschnitt zur Entlastung der Bismarckstraße eingeweiht: Statt über die enge Stadtstraße fließt der Verkehr seither vom Bereich Radekamp bis zum Zubringer Nord, wird dann in einer scharfen Rechtskurve in die Stadt geführt. 2021 begannen die Bauarbeiten für die Weiterführung der Ortsumgehung: Das erste Teilstück bis zur Möllner Straße soll am 28. April eröffnet werden. Aktuell werden dort die Leitplanken, ein Fledermausleitsystem sowie die Temposchilder aufgebaut.

Schwarzenbeks Ortsumgehung: Statt 70 maximal 100 km/h

Daran stößt sich jetzt der SPD-Ortsverein, denn auf den Schildern wird das Tempolimit, dass auf der Bundesstraße 404 im Sachsenwald gilt, aufgehoben: Statt 70 ist jetzt maximal Tempo 100 erlaubt. „Leider muss man, kurz vor Eröffnung des ersten Bauabschnitts der Umgehungsstraße feststellen, dass entweder schlechte Verkehrsplaner am Werk waren oder aber es wurden einfach die Baupläne von 1998 aus der Schublade gezogen“, kritisiert Rüdiger Jekubik, Bürgervorsteher und SPD-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl am 14. Mai.

Rüdiger Jekubik, Bürgervorsteher und SPD-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl am 14. Mai, kritisiert die Planungen zur Ortsumgehung.
Rüdiger Jekubik, Bürgervorsteher und SPD-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl am 14. Mai, kritisiert die Planungen zur Ortsumgehung. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Zwei Maßnahmen, die in der heutigen Diskussion zur Mobilitätswende einfach nicht außer Acht gelassen werden dürfen, seien nicht beachtet worden, so der Kommunalpolitiker: Dies sei das fehlende Tempolimit und der nicht vorhandene Radweg. Dass ein Radweg fehlt, hätten die Kommunalpolitiker bei ihren Beratungen zur Ortsumgehung allerdings auch selbst auf den Plänen erkennen können.

Radwege an Bundesstraßen werden heute anders bewertet

Doch Jekubik verweist darauf, dass sich die Zeiten verändert haben: Heute gehe es um eine tragfähige Verkehrswende und eine umsetzbare Klimapolitik. Da sei es unverständlich, dass Radnutzer, die aus dem Sachsenwald kommen und möglicherweise weiter nach Lauenburg wollen, ihren Weg umständlich durch die Europastadt suchen müssen.

Auf eine Anfrage unserer Zeitung gibt der LBV Jekubik zumindest teilweise Recht: „Grundsätzlich galt zum Zeitpunkt des Planfeststellungsbeschlusses für diesen Abschnitt der Ortsumgehung seitens des Bundes als Straßenbaulastträger die Vorgabe, an Bundesstraßen aus Kostengründen sowie zur Vermeidung zusätzlicher Eingriffe in Natur und Landschaft nur in begründeten Fällen Radwege vorzusehen.“ Das sei heute anders: Im Rahmen der Verkehrswende und der Klimadiskussion wird die Anlage von Radwegen an Bundesstraßen mittlerweile positiv bewertet, insbesondere, wenn die Bundesstraßentrassen an bestehende Straßen mit Radwegen anbinden.

Radweg in Richtung Lauenburg endet am Abzweig Louisenhof

Beim dritten Teilabschnitt der Ortsumgehung von der Grabauer Straße bis zur B 209 im Osten der Europastadt, der sich derzeit noch in der Planung befindet, sei deshalb ein parallel laufender Radweg vorgesehen. „Hier ist allerdings ebenfalls nicht die Streckenlänge der Verbindung ausschlaggebend, sondern es gilt vielmehr, das Radverkehrsnetz auszuweiten und durch die Verbindung bestehender Trassen zu verbessern“, so ein Sprecher des LBV.

Das Problem: Zwar gibt es einen Radweg, der parallel zur B 404 durch den Sachsenwald führt, in Richtung Lauenburg endet der Radweg entlang der B 209 jedoch bereits wenige Hundert Meter nach dem Ortsschild an der Abzweigung nach Louisenhof. Radfahrer auf dem Weg in Richtung Lauenburg müssen entweder auf der Bundesstraße fahren oder auf die asphaltierten Wege in der Feldmark ausweichen.

Innerhalb des Sachsenwalds gilt Tempo 70, danach nicht mehr

Spaziergänger auf der bereits fertigen Trasse der Ortsumgehung machten die SPD-Kommunalpolitiker auf einen weiteren Umstand aufmerksam: Bauarbeiter hatten Verkehrsschilder mit einer Aufhebung des Tempos 70 am Straßenrand aufgestellt. Innerhalb des Sachsenwaldes gilt dieses Tempolimit. Die SPD fordert den LBV auf, es auch auf der Ortsumfahrung beizubehalten.

Ein Foto aus dem vergangenen Jahr: Arbeiten am zweiten Abschnitt der Umgehungsstraße Schwarzenbek. 
Ein Foto aus dem vergangenen Jahr: Arbeiten am zweiten Abschnitt der Umgehungsstraße Schwarzenbek.  © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

„Nach gängigen Studien würde bei Beibehaltung des Tempolimits die Treibhausgasemissionen des Straßenverkehrs in nicht unerheblichem Maße gesenkt. Weiterhin führt aus unserer Sicht eine Freigabe der Geschwindigkeit auf der kurzen Strecke zu einer unzumutbaren Lärmbelästigung der Anwohner an der Umgehungsstraße“, so der Ortsvorsitzende Candy Rudolph. Es sei aus Sicht der Sozialdemokraten unsinnig, den Verkehr mit Tempo 70 durch den Sachsenwald zu führen, die Geschwindigkeitsbegrenzung mit Beginn der neuen Umgehungsstraße aber aufzuheben. „Die SPD Schwarzenbek appelliert dringend an den Landesbetrieb Verkehr, diesbezüglich in sich zu gehen und den vorliegenden Sachverhalt zu prüfen“, so Rudolph.

Straßenverkehrsbehörde müsste das Tempolimit begründen können

Dazu erklärt der Landesbetrieb: „Straßen werden grundsätzlich entsprechend ihrer ermittelten Straßenkategorie, die abhängig von der Verbindungsfunktion ist, trassiert. Für Bundesstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften gilt im Allgemeinen derzeit eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km / h.“

Eine Straße, die so trassiert und geplant wurde, liege bei der Bewertung von Kriterien wie Verkehrssicherheit, Lärm- und Luftschadstoffe oder der Auswirkungen auf Flora und Fauna auf der sicheren Seite. Geändert werden könne dies nur durch die Straßenverkehrsbehörde des Kreises mit einer entsprechenden Begründung. Für das Tempolimit im Sachsenwald sei die Begründung klar, da dort anders als auf der neuen Ortsumgehung die Gefahr von Wildunfällen ungleich größer sei.