Lauenburg. Angesagte Bands spielen in der Oberstadt auf. Und anders als bei anderen Festen in der Stadt muss sich niemand ausgegrenzt fühlen.
Es war ein Experiment im vergangenen Jahr: Am Abend vor dem traditionellen Fürstengartenfest, gab die Stadt die große Bühne frei für Bands aus Lauenburg und Umgebung. Der spontane Plan ging auf: In der Rocknacht und beim Fürstengartenfest zählten die Organisatoren jeweils 2000 Besucher. Spätestens da war klar: Die Kombination der beiden Veranstaltungen wird zur Tradition.
Am Freitag, 8. September, beginnt um 18.30 Uhr die Rocknacht, am darauffolgenden Sonnabend startet um 18 Uhr das Fürstengartenfest. An den Veranstaltungsort in der Oberstadt haben sich Lauenburger und Gäste der Stadt schnell gewöhnt. Gegenüber der Altstadt gibt es nämlich auch einen entscheidenden Vorteil: Niemand muss sich ausgegrenzt fühlen. Das barrierefreie Konzept haben die Organisatoren jetzt ausgebaut.
Lauenburg lädt zu Rocknacht und Fürstengartenfest
Keine Frage: Lauenburgs Altstadt ist ein Besuchermagnet. Besonders bei Veranstaltungen wie der Kultur- und Kneipennacht oder der traditionellen Fischmeile drängen sich Partygänger und Feinschmecker durch die engen Gassen. Wer jedoch nicht so gut zu Fuß oder gar auf den Rollstuhl angewiesen ist, hat Pech. Das historische Kopfsteinpflaster ist für Menschen mit körperlichem Handicap eine Hürde, die kaum zu überwinden ist.
Nikolaus Noack ist jemand, der das nicht akzeptieren möchte. Der Lauenburger nennt sich selbst einen Partymacher. Bei Schlagernacht und Summersplash auf dem Gelände des Freibades war er trotzdem nicht dabei, denn er ist seit Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Später erfuhr er, er hätte nur die Ordner fragen müssen, die ihm den Weg an die Bühne geebnet hätten. „Das ist doch Mist. So etwas muss doch im Vorfeld veröffentlicht werden“, ärgert er sich.
Leitfaden für Veranstaltungen gibt es seit vier Jahren
2019 erarbeitete Nikolaus Noack mit dem Lauenburger Behindertenbeauftragten Siegfried Betge einen „Leitfaden für Veranstaltungen“. Grundsätzlich sollten demnach von den Organisatoren drei Regeln befolgt werden. Die Räder-Füße-Regel: Sind die Angebote sowohl für Rollifahrer als auch für Gehende durchgängig nutzbar? Die Mehr-Sinne-Regel: Sind die Informationen durch mindestens zwei der Sinne (Sehen, Hören, Fühlen) wahrnehmbar? Und die KISS-Regel: Werden Informationen nach der Methode „Keep it Short and Simple“ (Drücke es einfach und verständlich aus“) angeboten?
„Das ist natürlich nicht in jedem Fall zu 100 Prozent umsetzbar“, räumt Noack ein. Aber die Organisatoren sollten diese Regeln schon im Hinterkopf haben. „Es gibt viele Rolli-Fahrer aus der Umgebung, die gern nach Lauenburg kommen würden“, weiß Nikolaus Noack. Er wolle zwar nicht als ewiger Nörgler gelten, aber in seinem Drängen auf barrierearme Veranstaltungen auch nicht nachlassen.
„Das Ansinnen von Nikolaus Noack ist vollkommen berechtigt. Wo es geht, wollen wir dem auch gern nachkommen“, versichert Veranstaltungsmanager Andy Darm. In der Rocknacht und beim Fürstengartenfest wird der Sicherheitsdienst Rollstuhlfahrer, die Hilfe wünschen, bis vor die Bühne begleiten. Außerdem soll die Behindertentoilette im Haus der Begegnung (Fürstengarten 29) während der beiden Veranstaltungen geöffnet und der Weg dorthin entsprechend ausgeschildert werden. Für Nikolaus Noack ist das ein Schritt in die richtige Richtung. „Wenn Lauenburg das hinkriegt, können die Veranstalter nicht nur stolz auf das Programm sein, sondern auch auf wirklich gelebte Inklusion“, sagt er.
Rocknacht startet den Veranstaltungsmarathon
An Freitag werden vier Bands aus Lauenburg und Umgebung den Besuchern auf der Bühne bis spät in die Nacht einheizen. Mit dabei sind auch in diesem Jahr die Elbrebellen. Die Band ist mittlerweile deutschlandweit bekannt. Kurze Zeit nach Veröffentlichung ihres ersten Albums wurde der Song „Whiskey oder Worte“ zum besten Song 2015 von „BestMusicTalent“ ausgezeichnet.
Das Markenzeichen von Grinch sind Hits der Rock- und Popmusik, die aber nicht bei jedem Stadtfest rauf und runter gedudelt werden. Nur eine Akustikgitarre und Gesang – dafür ist das Duo Scofield bekannt. Sein Repertoire umfasst Coversongs von Anouk, The Ramones, Foo Fighters, Beyonce, Bon Jovi und vielen anderen. Die Band Stingray wurde 2013 in Büchen gegründet. Das Repertoire besteht aus klassischen Rocksongs, Pop, Soul und Blues.
Fürstengartenfest mit Hits von Depeche Mode
Das Fürstengartenfest beginnt am Sonnabend, 9. September, schon um 18 Uhr. Stargast ist die Formation Remode, die als beste Depeche Mode Tribute-Band Europas gilt. Im Vorprogramm steht der Sänger und Gitarrist Michael Jessen auf der Bühne. Stammgast des Fürstengartenfestes ist der Maler Jan Balyon. Sein künstlerischer Stil lässt sich in keine Schublade pressen. In der Tradition der Schnellzeichner, die früher auf Jahrmärkten sehr verbreitet waren, lässt sich der Lüneburger Künstler vom Moment inspirieren. Er begleitet das Geschehen auf der Bühne und bringt die Musik aufs Papier.
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Wer sich nach etwas Romantik sehnt, kommt beim Fürstengartenfest auch auf seine Kosten. Riesige leuchtende Fliegenpilze, ein heller Mond und eine bunte Schnecke sowie viele Scheinwerfer erleuchten die altehrwürdigen Bäume im Park. Uwe Bleise von der Firma Zirkel Event baut seine großen Lichtskulpturen auf und schafft eine märchenhafte Atmosphäre im Fürstengarten. Dass die Eintrittspreise auch in diesem Jahr moderat sind, liegt auch an den Sponsoren. Sowohl die Versorgungsbetriebe als auch die Kreissparkasse sind wieder mit im Boot.
Tickets für die Rocknacht gibt es zum Preis von 6 Euro in der Stadtbücherei (Weingarten 12) und in der Touristinformation (Elbstraße 59). Die Tickets für das Fürstengartenfest zum Preis von 7 Euro gibt es dort ebenfalls. An der Abendkasse zahlen Besucher für beide Veranstaltungen jeweils 10 Euro.