Lauenburg. Ausbau der erneuerbaren Energien sollte auch für die Häuser in der Altstadt Lauenburg möglich sein. Welche Möglichkeiten es gibt.

Im deutschlandweiten Vergleich der Städte liegen Lauenburg und Geesthacht deutlich abgeschlagen auf hinteren Plätzen, was die Photovoltaiknutzung anbelangt. Der sonnenreichere Süden (Baden-Württemberg, Bayern und Hessen) liegt gegenüber dem Norden klar in Front, doch auch zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein wie auch im Land selbst sind die Unterschiede enorm.

Ein Faktor ist der Denkmalschutz, der bislang Photovoltaik-Anlagen (PV) auf den Dächern der Lauenburger Altstadt entgegenstand. Das dürfe so nicht bleiben, lauten Forderungen aus der SPD.

Denkmalschutz sollte erneuerbaren Energien nicht im Wege stehen

Ein Umdenken verlangt Dr. Nina Scheer, Klima- und energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes habe die Ampel-Koalition 2022 das „überragende öffentliche Interesse“ für den Ausbau der erneuerbaren Energien festgestellt.

Dies gelte es nun umzusetzen, fordert die Abgeordnete aus dem Südkreis auch mit Blick auf die Lauenburger Altstadt. „Wenn Denkmalschutz als pauschales Ausschlusskriterium für Erneuerbare-Energien-Anlagen gilt, gehen uns nicht nur die Chancen auf bezahlbare und klimafreundliche Energien verloren, sondern auch Anreize, die gebäudeintegrierten Technologien verstärkt auf den Markt zu bringen - etwa in Form von Dachziegel-PV-Modulen.“

Geraten Denkmale ohne Heizungswende in Gefahr?

Wird Eigentümern weiter die Möglichkeit zur Nutzung erneuerbarer Energien versagt, „schadet dies auch einer zukunftsfähigen energetischen Versorgung der betreffenden Gebäude und damit auch dem Erhalt von historischer Bausubstanz. Das wäre auch für den Denkmalschutz kontraproduktiv“, so Scheer.

Tatsächlich müht sich die Stadt Lauenburg in Absprache mit der Unteren Denkmalschutzschutzbehörde des Kreises Optionen zu definieren, wo etwa Solarthermie-Kollektoren und PV-Paneele auch in der Altstadt künftig zum Einsatz kommen können. Bislang allerdings unter der Maßgabe der Denkmalschützer, dass das malerische Bild von der Elbe aus nicht beeinträchtigt werden soll. Problem: Mit einer Ausrichtungen nach Süden, zur Elbe hin, wäre der Ertrag aus der Sonnenenergie jedoch am größten.

Erneuerbare Energien für alle nutzbar machen

Die „Unversehrtheit kulturell bedeutsamer Gebäude“, solle Bestand haben, versucht Scheer den Spagat: Der Denkmalschutz dürfe jedoch nicht als Hinderungsgrund gegen den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorgeschoben werden.

Noch einen Schritt weiter geht Jörg Sönksen, SPD-Stadtvertreter in Lauenburg, wenn er warnt, der Denkmalschutz dürfe sich nicht „gegen die Menschen beim Erhalt ihrer Häuser stellen“. Dazu gehöre auch die genutzte Energie. „Die muss erneuerbar sein. Dieses Problem sollte gemeinsam mit dem Denkmalschutz gelöst werden.“ Allerdings warnen Experten davor anzunehmen, alle historischen Häuser ließen sich auf Heizungen ohne Kohlendioxid-Ausstoß umstellen.

Kiel soll Klimaschutz Vorrang in Landesrecht einräumen

Aus Sicht der Genossen müssten dafür allerdings auch die Rahmenbedingungen in den Ländern angepasst werden, ist doch Denkmalschutz Ländersache. Am Jahresanfang hat das Oberverwaltungsgericht Mecklenburg-Vorpommern entschieden, dass das „überwiegende öffentliche Interesse“ am Ausbau der Windenergie auch dann überwiegen kann, wenn Denkmalschutzinteressen tangiert werden.

Von Kiel fordern Scheer und Sönksen nun, dem Beispiel der Landesregierung von Brandenburg zu folgen. Ein Gesetzentwurf sehe vor, die Genehmigung von PV-Anlagen als Regelfall zu definieren, damit diese nicht zur Ausnahme werden.