Lauenburg. Seit 3. Juli ist die Lauenburger Elbquerung gesperrt. Erst jetzt kommt Bewegung in die Baustelle. Was den Ablauf trotzdem behindert.

In den ersten Tagen nach der Sperrung hatte sich so mancher Passant auf der Elbbrücke verwundert die Augen gerieben: Das hier soll eine Baustelle sein? Meist nur ein Baufahrzeug und auch ansonsten von Betriebsamkeit keine Spur. Besonders Pendler waren besorgt, ob bei diesem Tempo der 29. September als Tag der Freigabe der Brücke gehalten werden könne. Doch die Deutsche Bahn hat für den Schneckenstart eine Erklärung: Wichtige Bauteile hätten gefehlt. Die Querfugenprofile seien aber mittlerweile eingetroffen.

„Die Arbeiten wurden inzwischen intensiviert und die Mannschaftsstärke auf der Baustelle entsprechend erhöht“, so eine Sprecherin. Tatsächlich hat sich das Bild auf der Baustelle mittlerweile gewandelt: Baufahrzeuge stehen Reihe an Reihe, dazwischen sind gut ein Duzend Arbeiter im Straßenbereich der Brücke beschäftigt.

Lauenburger Elbbrücke: Zwei Firmen arbeiten gleichzeitig auf der Brücke

Nachdem in den vergangenen Jahren immer nur das Notwendigste an dem maroden Bauwerk repariert wurde, sollen nun Entwässerungsabläufe und Querfugen erneuert werden, und das geht nicht, ohne den Fahrzeugverkehr drei Monate lang von der Brücke fernzuhalten. Züge des Regionalverkehrs können in dieser Zeit die Brücke weiter befahren. Für Fußgänger ist die Brücke ebenfalls weiter frei. Derzeit sind zwei Unternehmen auf der Brücke beschäftigt: Die Firma ABV Bau aus Neumünster und die Brückenspezialisten des Unternehmens Mageba aus Göttingen. Die Aufgaben sind klar verteilt. ABV Bau fräst die alten Querfugen frei, Mageba setzt die neuen Profile.

„Die Absprachen klappen wunderbar“, versichert Udo Schönau, Vorarbeiter von ABV Bau. Er kennt die Lauenburger Brücke wie seine Westentasche. Im September 2018 hatte eine Routineuntersuchung ergeben, dass der Unterbau des kombinierten Fuß- und Radweges so marode ist, dass er sofort gesperrt werden musste. Der Grund: Die Unterseite der Brücke war in diesem Bereich auf einer Länge von zwölf Metern durchrostet. Der Fuß- und Radweg der Brücke wurde auf einer Länge von 520 Metern sofort gesperrt und die Brückenprüfung abgebrochen. Seitdem wurde der Gehweg der Brücke immer wieder geflickt, zuletzt im Oktober vergangenen Jahres. „Unsere Firma war mit den Reparaturen beschäftigt. Es ist gut, dass die Brücke jetzt umfassend saniert wird“, ist der Vorarbeiter überzeugt.

Udo Schönau (l.) uns Christian Voss von der Firma ABV Bau fräsen die alten Querfugen aus. Anschließend werden von der Firma Mageba die neuen Fugenprofile gesetzt.
Udo Schönau (l.) uns Christian Voss von der Firma ABV Bau fräsen die alten Querfugen aus. Anschließend werden von der Firma Mageba die neuen Fugenprofile gesetzt. © Elke Richel | Elke Richel

Leerlauf zwischen den Arbeiten soll vermieden werden

Die ausgefrästen Fugen geben den Blick auf das Wasser frei. Auch Laien erkennen, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, denn an den wichtigen Verbindungsteilen hat der Zahn der Zeit genagt. Dadurch, dass zwei Firmen gleichzeitig auf der Brücke arbeiten, soll Leerlauf zwischen den einzelnen Arbeitsschritten vermieden werden. Sobald eine Fuge ausgefräst ist, setzen die Mitarbeiter der Firma Mageba die neuen Fugenprofile ein.

Gleiches passiert anschließend mit den Regenabläufen, die ebenfalls ausgetauscht werden müssen. „Die Bauarbeiten auf der Brücke laufen nach wie vor nach Plan“, heißt es vonseiten der Bahn. Auch Udo Schönau ist optimistisch, dass die Firmen den Zeitplan halten können. „Wenn uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, ist die Brücke am 29. September wieder frei“, stellt er in Aussicht.

Nicht jeder hat Verständnis für die Einschränkungen

Udo Schönau und sein Kollege Christian Voss müssen sich derzeit von Passanten auf der Brücke allerlei anhören. „Sprengt doch das Ding einfach weg, statt hier immer nur rumzuflicken“, ruft ihren ein Radfahrer zu. Dies sei ein Kommentar der harmlosen Sorte, sagt Christian Voss und winkt ab. Andererseits müsse man auch Verständnis für die Leute haben. „Drei Monate Sperrung sind kein Pappenstiel. Da müssen sich Unternehmen und Pendler allerhand einfallen lassen, um die Zeit zu überbrücken“, weiß er.

Manch einer ist allerdings ein bisschen zu erfinderisch, um möglichst schnell über die 500 Meter lange Brücke zu kommen. Denn eigentlich ist die Sache klar und auf einem Schild deutlich zu lesen: Fußgänger dürfen passieren. Fahrradfahrer müssen absteigen. Doch daran hält sich so gut wie niemand. Radfahrer fahren in großem Pulk in beiden Richtungen auf dem engen Gehweg aneinander vorbei.

Polizeichef Daniel Stephan: „Wir nehmen die Situation verstärkt in den Blick“

Dafür habe er ja fast noch Verständnis, sagt Udo Schönau. Schließlich ginge es noch schlimmer. „Ein paar ganz Schlaue meinen, dass sie abends die Absperrung beiseite schieben und einfach durchbrettern können, Angesichts der offenen Fugen frage ich mich, ob die lebensmüde sind“, regt er sich auf. Aber auch über rücksichtslose Fahrer von E-Rollern ärgert er sich. „Die kommen völlig lautlos daher. Ich habe schon öfter gesehen, dass Fußgänger im letzten Moment beiseite gesprungen sind. Auch uns haben sie schon fast über den Haufen gefahren“, erzählt er.

Es sei nur eine Frage der Zeit, das was passiert, ist der Vorarbeiter überzeugt. „Einen Unfall mussten wir durch die Brückensperrung zum Glück noch nicht aufnehmen“, sagt Lauenburgs Polizeichef Daniel Stephan. Allerdings sei die Verkehrslage in der Stadt, auch durch die gleichzeitige Sperrung der Hafenstraße, derzeit kompliziert. „Die Situation auf der Elbbrücke werden wir jetzt verstärkt in den Blick nehmen“, kündigt er an. Bei der Brückensperrung in Geesthacht vor einem Jahr hatte die Polizei auch alle Hände voll zu tun, uneinsichtige Radfahrer und Biker in die Schranken zu weisen.