Lauenburg/Bleckede. Für viele Pendler war die Fähre bei Bleckede eine Alternative zur Elbquerung in Lauenburg. Wann sie wieder fahren kann, ist unklar.
In der vergangenen Woche standen die Autos hier noch Stoßstange an Stoßstange in der Warteschlange. Jetzt hat die Fähre Amt Neuhaus wegen des niedrigen Wasserstandes der Elbe den Betrieb eingestellt. „Eine Sandbank hat sich so vor unserer Einfahrt auf Neu Bleckeder Seite gebildet, dass wir dort nicht mehr durchkommen“, sagt Betreiberin Petra Wilhelm.
Das ist normalerweise schon ärgerlich, aber derzeit ist es für viele eine Katastrophe. Bis zu zwei Stunden Wartezeit hatten Pendler seit der Brückensperrung in Lauenburg in Kauf genommen, um mit der Fähre auf die andere Elbseite zu gelangen. Da die Fähre immer nur neun Pkw gleichzeitig übersetzen kann, blieb vielen nur, sich in die Schlange am Fähranleger einzureihen oder den weiten Umweg über die Geesthachter Elbbrücke zu nehmen.
Elbbrücke Lauenburg gesperrt: Nun fällt auch noch die Fährverbindung aus
Der Stau am Bleckeder Hafen war teilweise so lang, dass der Linienbus, der normalerweise bis zur Fähre fährt, die Haltestelle auslassen musste. „Der Ansturm auf die Fähre hat mit der Brückensperrung in Lauenburg deutlich zugenommen“, hat auch Petra Wilhelm festgestellt. Wann die Fähre wieder fahren kann, sei derzeit nicht absehbar. „Das Mitgefühl für die Situation der Pendler ist da, aber wir können da aktuell nichts machen. Auch für uns ist das schlimm: Keine Arbeit bedeutet kein Geld. Auf jeden Fall haben wir uns das auch anders gewünscht“, bedauert die Fährfrau.
Petra und Jörg Wilhelm haben seit 2005 für die Fähre einen Pachtvertrag mit dem Landkreis Lüneburg geschlossen. Wann sie Autos, Radfahrer und Fußgänger wieder übersetzen können, wissen sie nicht. Wenn es im Oberlauf der Elbe nicht bald ausgiebig regnet, stehen die Chancen schlecht „Als wir leer zum Anleger fahren wollten, sind wir auf der Sandbank hängengeblieben und konnten uns ohne Hilfe nicht lösen. Ehrlich gesagt waren wir froh, als wir ohne größere Schäden dann doch an den Anleger gekommen sind“, sagt Petra Wilhelm.
Landkreis Lüneburg plant eine neue Elbquerung
Jens Böther, Landrat des Landkreises Lüneburg, fühlt sich durch die derzeitige Brückensperrung in Lauenburg und den Ausfall der Fähre Amt Neuhaus in seiner Meinung bestärkt, dass die Verkehrsströme über die Elbe neu gelenkt werden müssen. „Wenn eine Brücke fehlt, wirkt sich das massiv auf den Alltag aus. Deshalb brauchen wir eine Elbbrücke bei Darchau. Damit die Menschen verlässlich und schnell über den Fluss kommen, egal ob zur Arbeit, zu Behördengängen und zu Besuchen auf der anderen Seite“, sagt er.
Im Gegensatz zur neuen Elbquerung in Lauenburg sind die Überlegungen im Landkreis Lüneburg schon deutlich weiter. Der Bau einer festen Elbquerung gehört dort zu den wichtigsten Projekten der Infrastruktur. Die ersten Überlegungen dazu stammen aus der Zeit der deutschen Wiedervereinigung. Am 30. Juni 1993 kehrte das Amt Neuhaus aus Mecklenburg-Vorpommern zurück in den Landkreis Lüneburg in Niedersachsen. Der Standort ist zwischen Darchau in der Gemeinde Amt Neuhaus und Neu Darchau in der Samtgemeinde Elbtalaue vorgesehen. Noch in diesem Sommer soll das Planfeststellungsverfahren für die künftige Stabbogenbrücke über die Elbe eingeleitet werden.
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Fähre „Tanja“ weitet vorübergehend Betriebszeiten aus
Trotzdem wird noch viel Wasser die Elbe runterfließen, bis diese Brücke den Verkehrsstrom in der Region entlastet. Ganz zu schweigen davon, wann die neue Elbquerung in Lauenburg fertig sein wird. Ende nächsten Jahres soll für dieses Projekt zunächst die Vorzugsvariante feststehen – also welches Bauwerk an welcher Stelle geplant wird.
Das dürfte ein geringer Trost für die derzeit genervten Pendler in der Region sein. Glücklicherweise haben die Sommerferien begonnen, sodass der Ausfall der Fähre auf den Verkehrsstrom durch Lauenburg bis Geesthacht vielleicht weniger Einfluss hat als zu anderen Zeiten. Einen kleinen Lichtblick gibt es übrigens: Wegen des Ausfalls der Fähre Amt Neuhaus hat die Fähre „Tanja“ bei Darchau ihre Verkehrszeiten erweitert. Normalerweise setzt die Fähre wochentags nur zwischen 5 und 21 Uhr über. Vorübergehend verkehrt die „Tanja“ im Pendelverkehr bis 23 Uhr zwischen Neu Darchau (Landkreis Lüchow-Dannenberg) und Darchau (Amt Neuhaus/Landkreis Lüneburg).