Lauenburg. Fahrgäste warten stundenlang auf Busse Richtung Lauenburg. Dann helfen sie sich selbst – und kassieren dafür einen Rüffel.
Als Alexander Brügmann las, dass zu bestimmten Zeiten zwischen Lüneburg und Lauenburg Schienenersatzverkehr fährt, dachte er sich zunächst nichts dabei. Schließlich waren die Buszeiten laut Fahrplan eng getaktet. Dass er am Ende über vier Stunden unterwegs sein würde, konnte er sich da noch nicht denken. Noch viel weniger, dass er lange nach Mitternacht ein altes Ehepaar über die stockdunkle Elbbrücke zu Fuß nach Lauenburg führen würde.
Was der 33-Jährige am vergangenen Montag, 10. Juli, erlebte, ist wohl die Spitze des Eisberges, was Pendler in den vergangenen Wochen im Regionalverkehr zwischen Lüneburg und Lübeck erlebten. Das Problem: Auf der Strecke gibt es nicht nur die dreimonatige Sperrung der Lauenburger Elbbrücke, sondern auch eine Baustelle an einer Eisenbahnbrücke zwischen Büchen und Dalldorf. „Da sich die Sperrung der Straßenfahrbahn auf der Elbbrücke über einen langen Zeitraum erstreckt, kann auf zeitgleiche Arbeiten an der Eisenbahninfrastruktur nicht ganz verzichtet werden“, sagt eine Bahnsprecherin.
Erixx: Schienenersatzverkehr von Lüneburg nach Lauenburg klappt nicht
Aber alles kein Problem, schließlich wäre Schienenersatzverkehr nur zwischen Lauenburg und Büchen nötig, die Brücke sei ja für Züge weiter befahrbar. Das hat sich aber offenbar nicht bis zu Erixx herumgesprochen. Mittlerweile gibt es den fünften Baustellenfahrplan, der zu bestimmten Zeiten auf der Strecke Schienenersatzverkehr vorsieht.
„Ich kam von einer langen Dienstreise gegen 21 Uhr auf dem Bahnhof Lüneburg an und hatte gemütlich Zeit, auf den Schienenersatzverkehr nach Lauenburg zu warten“, sagt Alexander Brügmann. Der Bus hätte um 21.52 an der Haltestelle sein sollen, war er aber nicht. Auch der nächste planmäßige Bus fiel aus. „Inzwischen fragten sich etwa 15 Menschen an der Haltestelle, wie sie hier wegkommen sollen, unter anderem ein Paar mit einem Kleinkind“, erzählt der Lauenburger. Um 22.20 Uhr ruft Alexander Brügmann erstmals bei der Leitstelle von Erixx an. Kein Problem, sagte man ihm, der Bus würde in spätestens 15 Minuten kommen. Fehlanzeige.
„Es versammelten sich immer mehr Fahrgäste an der Haltestelle, denn um 22.52 Uhr hätte ja schon der nächste Ersatzbus fahren sollen. Aber auch der kam nicht“, berichtet er weiter. Die Stimmung unter den Fahrgästen begann zu kippen, einige hätten verzweifelt versucht, sich private Abholmöglichkeiten zu organisieren. Alexander Brügmann sprach einen Taxifahrer am Lüneburger Bahnhof an. 200 Euro, so erfuhr er, würde die Fahrt nach Lauenburg kosten, wegen der Brückensperrung und dem Umweg über Geesthacht. Würde Erixx diese Kosten tragen? Alexander Brügmann konnte das nicht in Erfahrung bringen, denn in der Leitstelle war niemand mehr zu erreichen.
Im Schneckentempo über die finstere Brücke
Schließlich ein Lichtblick. Das Unternehmen Anruf-Sammel-Mobil (ASM) aus Lüneburg hatte schließlich Mitleid mit den Gestrandeten, die keine andere Möglichkeit gefunden hatten. Und das, obwohl der späteste Anmeldezeitpunkt für eine Fahrt schon verstrichen war. „Der Fahrer brachte uns bis zur Brücke in Hohnstorf.
Von dort aus mussten wir uns weiter zu Fuß durchschlagen“, erzählt Alexander Brügmann. Für ihn wäre es normalerweise kein Problem gewesen, die gut 500 Meter über die Brücke bis Lauenburg zu laufen. Aber die Sache hatte zwei Haken: Zum einen hatte sich ihm ein altes Ehepaar angeschlossen, froh, überhaupt ein Stück Sicherheit zu haben.
Zum anderen war es auf der Brücke stockfinster, denn die Beleuchtung hat die Deutsche Bahn abbauen lassen. „Ich habe die Taschenlampe meines Handys angemacht und wir sind über die Brücke mehr geschlichen als gelaufen. Der Mann war schlecht zu Fuß und brauchte daher dauernd eine Pause“, sagt Brügmann. Gegen 0.45 Uhr waren die Gestrandeten dann endlich auf dem Lauenburger Bahnhof. Von Lüneburg bis zur Ankunft in seiner Wohnung waren dann fast vier Stunden vergangen.
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Keine Erklärung und keine Entschuldigung
„Ich bin niemand, der sich über alles gleich aufregt, aber diese Verhaltensweise von Erixx ist nicht zu akzeptieren“, kritisiert der Lauenburger. Natürlich habe er den Vorfall gleich am nächsten Tag dem Bahnunternehmen geschildert, aber bis heute weder eine Entschuldigung, noch eine Erklärung erhalten. Unserer Redaktion gegenüber bedauert Erixx den Totalausfall am vergangenen Montag. „Wir haben unsere Erwartungen dem Busunternehmer gegenüber noch einmal in aller Deutlichkeit klar gemacht“, sagt Sprecherin Anja Allerheiligen.
Sie bietet Alexander Brügmann an, dass das Unternehmen die Taxikosten für ihn und seine Mitfahrer übernimmt. Das hat der 33-Jährige am Tag nach der Odyssee schon selbst versucht. „Man hat mir gesagt, es sei ein Fehler gewesen, das Taxi auf eine Faust zu buchen. Das hätte ich der Leitstelle überlassen sollen“, erzählt er. Für ihn ist das die Krönung des gesamten Vorfalls: „Ich hätte also in Lüneburg bis zum nächsten Morgen warten sollen in der Hoffnung, dass dann bei Erixx wieder jemand zu erreichen ist.“ Auf eine persönliche Antwort auf seine Beschwerde von Erixx wartet er übrigens noch heute.