Geesthacht. Einfach mal durchs Baufeld fahren, weil Warten an der Ampel zu lange dauert? Ein Radfahrer hat es gemacht. Das kann kosten.

Für Autofahrer ist die Elbbrücke in Geesthacht gesperrt. Fußgänger und Radfahrer kommen hingegen über den Gehweg von einem Ufer zum anderen. Geregelt wird der Fahrradverkehr über eine Ampel, die bei einigen Radlern offenbar für Unmut sorgt. Denn die Wartezeit beträgt bis zu sieben Minuten – für einige, die es besonders eilig haben, offenbar zu lang.

So raste beispielsweise ein Rennradfahrer auf der gesperrten Geesthachter Elbbrücke mitten durch das Baufeld Richtung Rönne, vorbei an Bergen von aufgebrochenen Asphaltschollen und schweren Baumaschinen. Vor der Ampel, die den Übergang über die Wehrbrücke regelt, hob er sein Rad über die Leitplanke, schaute kurz auf das Rotlicht – und setzt seinen Weg fort.

Brückensperrung: Biker schieben ihre Motorräder verbotenerweise

Aber sie sind nicht die einzigen Zweiradfahrer, die Probleme machen. Das Kurierteam von Intermed, das mit Rad und Anhänger Proben über die Brücke transportiert, berichtet von Motorradfahrern, die ihnen auf dem nur 1,50 Meter breiten Weg ihre Maschine schiebend entgegenkamen. Eine lange Schramme auf der einen Seite und eine Delle vorn im Kastenrahmen zeugen von unliebsamen Begegnungen.

Mittlerweile haben die Beschwerden die Polizei alarmiert. „Motorradfahrer dürfen hier nicht schieben, das ist definitiv verboten“, erklärt Kai Bretsch vom Polizeirevier Geesthacht. „Wir sind nicht ständig vor Ort, aber immer mal wieder. Auch zu Zeiten, wo man es nicht vermutet“, sagt der Revierleiter. Rotlichtsünder sollen sich nicht auf die Kontrollen einstellen können.

Rotlichtverstöße kosten 60 Euro

Für Rotlichtverstöße an der Behelfsampel gibt es übrigens keinen Brückensperrungsbonus. Das Bußgeld liegt bei 60 Euro. Wurde jemand durch den Verstoß gefährdet oder kam es zu einem Unfall, wird es deutlich mehr. Bereits zehn Bußgelder wurden auf Geesthachter Seite ausgesprochen. „Die vergangenen zwei Tage war nichts, vielleicht reißt es ja ab“, hofft Bretsch.

Etwas anders die Situation auf der niedersächsischen Seite. „Die Kollegen der Polizeistation Mar­schacht haben bei mehreren stichprobenartigen Kontrollen und Beobachtungen der Ampelschaltung bislang keine Rotlichtverstöße festgestellt“, berichtet Jan Krüger von der Polizeiinspektion Harburg.

Weniger Probleme auf der Südseite der Elbe

Probleme gibt es dennoch: „Nach Hinweisen aus der Bevölkerung auf einen Motorradfahrer, der scheinbar den Radweg genutzt hat, konnte dieser ermittelt und verwarnt werden.“ Zudem seien den Kollegen vereinzelte Berichte über schiebende Biker bekannt geworden. Die Polizei ist in der Angelegenheit im regelmäßigen Austausch mit der Samtgemeinde, um gegebenenfalls Anpassungen zu erörtern.

Auch der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein wird hellhörig bei solchen Problemen. Man befinde sich sowohl mit der Polizei auf der schleswig-holsteinischen Seite als auch auf der niedersächsischen Seite im Austausch, berichtet der LBV.SH. „Uns ist bekannt, dass die Polizei Kontrollen im üblichen Umfang durchführt und beim Feststellen der Verstöße entsprechend reagiert. Daher wird zum jetzigen Zeitpunkt keine gesonderte Handlungsnotwendigkeit gesehen.“

Der LBV.SH bittet nochmals um rücksichtsvolles Verhalten zum Schutz der Menschen auf der Baustelle. Und um gegenseitige Rücksichtnahme bei der Benutzung des Geh- und Radweges.

Stand der Sanierungsarbeiten

Auf der Brücke soll in den nächsten Tagen der noch vorhandene Asphaltbelag im Fahrbahnbereich entfernt werden. Auf etwa 3500 Quadratmetern kommen dazu Abbruchbagger zum Einsatz. Anschließend werden die alten Dichtungen von der Stahlunterkonstruktion entfernt. Je nach Material und Gegebenheiten werden sie entweder abgeschliffen oder mit Kugelstrahlern entfernt.

Zunächst wird auf der Brückensüdseite eine Einhausung gebaut, um in deren Schutz die Arbeiten an den Zufahrten und den Brückenlagern in Angriff zu nehmen. Dabei sollen die Kon­struktionen erneuert werden, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind. So müssen die Verbindungen zwischen der Brücke selbst und den Widerlagern erneuert werden. Diese müssen die unterschiedlichen Ausdehnungen infolge von Temperaturschwankungen kompensieren.

Auch an der Stahlkonstruktion des eigentlichen Brückenkörpers wird gearbeitet. Er wird mit zusätzlichen Bewehrungsblechen sowie Trägern verstärkt. Das gilt auch für die Lagerpunkte, die auf den großen Brücken-Widerlagern ruhen. Parallel sollen die Arbeiten zur Fahrbahnerneuerung der B 404 südlich der Elbbrücke bis nach Rönne beginnen.