Lauenburg. Die Anlage an der Juliusburger Landstraße wirft mehr ab als geplant. Doch am jetzigen Standort kann sie nicht mehr bleiben.

Wer hätte es gedacht: In Lauenburg gibt es 900 Sonnenstunden im Jahr – zumindest statistisch gesehen. Im vergangenen Jahr waren es nämlich nur 844 Stunden. Bei den Versorgungsbetrieben werden diese Daten genau erfasst, allerdings nicht, um die Besucherzahlen im Freibad zu erklären. Die durchschnittliche Sonnenscheindauer im Jahr war Grundlage der Kalkulation für den Solarpark an der Juliusburger Landstraße.

Das erste Betriebsjahr der Anlage war trotzdem ein voller Erfolg. Denn selbst wenn sich die Sonne hinter den Wolken versteckt, reicht das Licht aus, um Strom zu gewinnen. Zwar war die erzeugte Menge etwas geringer als kalkuliert, doch die Bilanz des ersten Jahres fällt trotzdem positiv aus. „Zum Jahresende sind die Strompreise noch einmal deutlich gestiegen, sodass wir durch die Einspeisung ins Netz deutlich mehr Erlös erzielen konnten“, sagt Vertriebsleiter Denis Recknagel. So lag der Gesamtertrag für das Jahr 2021 bei 64.000 Euro. Eingeplant waren 45.000 Euro.

Solarpark muss um 100 Meter nach Süden versetzt werden

Eigentlich war vorgesehen, in den nächsten 20 Jahren bis auf Wartungsarbeiten kaum Arbeit in die Anlage stecken zu müssen. Im Gegenteil: Die Versorgungsbetriebe wollten sogar den Pflegeaufwand der Fläche minimieren. Die Lösung: Schafe. Zwischen den Modulen des Solarparks sollen es sich die Vierbeiner schmecken lassen – und ganz nebenbei den Bewuchs kurz halten. „Leider konnten wir bisher keinen Schäfer finden, der mit uns gemeinsame Sache macht“, bedauert Recknagel. Bis es so weit ist, blühen hier bald wieder Klatschmohn, Hundskamille und andere Wildblumen und bieten Insekten eine reiche Nahrungsquelle. Ein Imker hatte im Sommer Bienenkästen an den Rand der Anlage gestellt.

Allerdings werden sich die fleißigen Insekten bald an einen anderen Standort gewöhnen müssen, denn dort, wo der Solarpark im Moment steht, kann er nicht bleiben. Normalerweise hätte die Anlage am nördlichen Stadtrand niemanden gestört. Im Gegenteil: Seit Jahren plante die Stadt in unmittelbarer Nähe ein Gewerbegebiet zu errichten. Bei den Versorgungsbetrieben ging man davon aus, dass der Solarpark sogar ein Vermarktungsargument sein könnte. „Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen ist für Unternehmen heute ein wichtiger Imagefaktor. Und wenn man dann einen Solarpark direkt vor der Haustür hat, ist das noch anschaulicher“, war Projektbetreuerin Janine Kotzbau bei der Einweihung der Anlage überzeugt.

Nur der riesige Trafo kann bleiben, wo er ist

Doch wie berichtet, hält sich das Interesse von Unternehmen an diesem Standort in Grenzen. Politik und Verwaltung haben daraus eine Konsequenz gezogen: In dem etwa 21 Hektar großen Areal sollen nur noch fünf Hektar als Gewerbefläche angeboten werden, der weitaus größere Teil soll Baugebiet für Einfamilienhäuser, Doppelhäuser oder Stadtvillen werden.

Damit ist klar, der Solarpark kann nicht bleiben, wo er heute ist. „Wenn es regnet, kommt es in der Nähe der Module zu erheblichen Lärmbelastungen“, berichtete der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Reinhard Nieberg, kürzlich vor dem Bauausschuss. Bai den Versorgungsbetrieben hat man sich bereits Gedanken gemacht. „Wird das Gebiet wie geplant erschlossen, muss der Solarpark etwa 100 Meter in südliche Richtung umgesetzt werden, einschließlich der Unterkonstruktion und des Ständerwerks“, erläutert Recknagel. Einzig der riesige Trafo könne bleiben, wo er derzeit ist. Die Kosten für eine Umsetzung der Anlage wären sonst unverhältnismäßig hoch.

Versorgungsbetriebe prüfen Möglichkeit eines Mieterstrommodels

Die neue Situation könnte jedoch auch Chancen für die Wirtschaftlichkeit der Anlage haben, denn die haben die Verantwortlichen der Versorgungsbetriebe stets im Blick. „Auch wenn die Erträge aus der Einspeisung 2021 ein sehr erfreuliches Ergebnis sind, hoffen wir im Sinne unserer Stromkunden dennoch auf sinkende Börsenpreise“, sagt Recknagel.

In diesem Zusammenhang gibt es bei den Versorgungsbetrieben sogar schon weitergehende Überlegungen. „Bei den Planungen im Zusammenhang mit dem Wohn- und Gewerbegebiet werden wir auch prüfen, ob eine direkte Versorgung der Neueigentümer wirtschaftlich ist“, kündigte Recknagel an. Die Rede ist von einem sogenannten Mieterstrommodell. Die Idee dahinter: Lokal produzierter Strom wird lokal verbraucht und ist in der Regel günstiger als aus dem allgemeinen Netz. Allerdings seien diese Überlegungen noch ganz am Anfang und an konkrete Bedingungen geknüpft: „In diesem Fall müsste eine komplette Leitungsstraße zwischen Solarpark und Baugebiet verlegt werden“, so der Vertriebsleiter.