Mölln. Fast 260.000 Beratungsgespräche führte das Geldinstitut allein per Telefon – ein enormer Anstieg. Warum mancher Kundentraum platzte.
Mit fast 97.000 Privat- und Girokonten ist die Kreissparkasse nicht nur das größte Geldinstitut im Herzogtum Lauenburg, sondern auch die einzige echte Kreissparkasse in Schleswig-Holstein, die noch im Eigentum eines einzigen Kreises ist. Und das solle auch so bleiben, sagt Vorstand Dr. Stefan Kram, der gerade vom Kreistag für weitere fünf Jahre an der Spitze des Geldinstituts bestätigt wurde: „Wir sind stark genug und als öffentlich-rechtliches Institut steht für uns die Regionalität im Fokus.“
„Auch wenn die Auswirkungen von Ukraine-Krieg, Inflation und Zinswende das vergangene Jahr für uns und unsere Kunden deutlich erschwert haben, sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, so Kram während der Bilanzpressekonferenz in der KSK-Zentrale in Mölln (Grambeker Weg 147). Die Bilanzsumme stieg um 1,4 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. „Es war ein extrem anspruchsvolles Jahr“, sagt Kram, dennoch habe das Geldinstitut erneut ein stabiles Wachstum erreichen können. Das ist vor allem auf das Kreditgeschäft zurückzuführen: 482 Millionen Euro habe die KSK an Unternehmen und Privathaushalte vergeben, bevor aufgrund der gestiegenen Preise und Zinsen im dritten Quartal 2022 die Nachfrage spürbar zurückgegangen sei. Das Krisenjahr 2022 zeigt sich auch in der Beratungstätigkeit: Neben 30.000 direkten Kundengesprächen führten die Mitarbeiter auch knapp 260.000 Telefonberatungen durch – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 70 Prozent.
Zinssteigerungen beenden Traum vom Eigenheim
Das gilt auch für die Baufinanzierung: Zwar habe die Sparkasse in diesem Bereich noch Kredite über 236 Millionen Euro vergeben und damit 815 Kunden unterstützt, ihre Wohnträume zu verwirklichen, doch nicht mehr jeder Traum ist finanzierbar. In Büchen hatte die KSK ein Baugebiet erschlossen und vermarktet. Alle Baugrundstücke seien mittlerweile verkauft, doch nicht jeder Bauwillige konnte es sich am Ende leisten. „Für manchen ist der Traum vom Eigenheim geplatzt. Da flossen auch Tränen“, so Vorstand Udo Schlünsen. Denn die vor zwei Jahren noch berechneten Leistungen für Zinsen und Tilgung hätten nicht mehr ausgereicht. Kram rechnet vor: „Ein Haus kostet inklusive Grundstück etwa 600.000 Euro. Wer 100.000 Euro Eigenkapital mitbringt, muss eine halbe Million finanzieren.“ Bei vier Prozent Zinsen und einem Prozent Tilgung seien dies 25.000 Euro im Jahr. „Das drückt selbst die Mittelschicht ein Stück weit raus.“ Die Zeiten, in denen Baukosten und Miete sich annähernd aufwogen, seien vorbei. Gleichwohl sorgten die 815 Kunden noch einmal für einen Zuwachs von 8,4 Prozent im Bereich der Baufinanzierung – einmalig in Schleswig-Holstein.
Mitarbeiter haben Zusatzqualifikation als Energie-Coach
Für das Kreditinstitut, dessen Makler 2022 für 169 Objekte neue Eigentümer finden konnten, rückt die Beratung immer mehr in den Vordergrund. Die Berater haben mittlerweile alle eine Zusatzqualifikation zum Energie-Coach gemacht, um Kunden im Bereich der Bestandsimmobilien bei Modernisierungen beraten zu können. „Eine Wärmepumpe ist im Vergleich zur Gas- oder Ölheizung ein sehr komplexes System, bei dem viele Faktoren zu berücksichtigen sind“, so Kram. Zwei Infoveranstaltungen in Geesthacht und Breitenfelde, zu der die Kreissparkasse Fachleute für Wärmepumpen eingeladen hatte, seien komplett ausgebucht gewesen, so Kram. Das Angebot soll deshalb fortgeführt werden. „Wir haben Kunden, die schon lange in ihren Objekten wohnen und auch nicht mehr umziehen wollen. Unsere Aufgabe ist, diese so zu begleiten, dass sie dort noch lange wohnen können“, so Kram. Dazu gehören nicht nur die Informationen über Kredite und Fördermöglichkeiten, sondern auch über die Technik selbst. Der Sparkassen-Vorstand ist überzeugt, dass dies ein schnell wachsender Bereich sein wird.
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Kreissparkasse empfiehlt Investition in Sachwerte
Denn Immobilien seien auf lange Sicht eine gute Wertanlage – vor allem im Kreis Herzogtum Lauenburg, so Schlünsen mit Verweis auf eine neue Studie der Postbank, die bundesweit die zu erwartenden Wertsteigerungsraten für Immobilien ermittelt hat. In diesem Vergleich liegt der Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein auf Platz 1 und bundesweit auf Platz 7. „Das zeigt deutlich, dass die Investition in eine Immobilie auf lange Sicht richtig ist – und da setzt unsere Beratung an“, so Schlünsen. Die KSK-Berater raten jedoch nicht nur zu Immobilien, sondern auch zu Wertpapieren und Fonds. Denn steigenden Zinsen bedeuten wegen der hohen Inflation nicht, dass Sparbücher jetzt wieder attraktiv seien – im Gegenteil: „Durch die hohe Preissteigerung verliert das Ersparte stetig an Kaufkraft“, so Kram. Mit ihrer „Best-in-Class“-Strategie sei die KSK sogar ein Vorreiter in der Sparkassenwelt: Denn den Kunden werden nicht nur die eigenen Produkte empfohlen, sondern auch Aktionsfonds anderer Anbieter, die erfolgreich am Markt agieren. Mit Erfolg: 61 Millionen Euro investierten KSK-Kunden in Aktien, Fonds und andere Anlagen. Das einzige, was das Geldinstitut nicht anbietet, sind Kryptowährungen. Schlünsen: „Wir bieten zwar eine externe Verwahrmöglichkeit an, beraten und vermitteln aber nicht in diesem Bereich. Aus unserer Sicht muss hinter einem Produkt auch ein Wert stehen.“
Betrug in Höhe von fast 500.000 Euro verhindert
Die Bankmitarbeiter sind jedoch nicht nur als Energiecoaches aktiv, sondern manchmal auch als Detektiv: Durch ihre Aufmerksamkeit konnten sie verhindern, dass Betrüger 457.000 Euro ergaunerten. „Die kriminelle Energie ist sehr hoch – und auch die Gutgläubigkeit der Menschen“, so Kram. Die KSK-Berater wurden geschult, um Anzeichen von Telefonbetrug zu erkennen. Anhand eines Fragenkatalogs versuchen sie zu ergründen, ob es sich bei hohen Bargeldabhebungen um Betrug handele. Kram: „Der Vorteil ist, dass wir unsere Kunden sehr gut kennen.“
Eine Viertel Million Euro für die Gemeinschaft
Mit 748.400 Euro hat das öffentlich-rechtliche Geldinstitut im vergangenen Jahr Breitensport, Kultur und Bildung im Kreisgebiet gefördert. Allein 100.000 Euro wurden über den KSK-Vereinspreis ausgeschüttet. Auch jetzt können sich Vereine und Organisationen wieder über die Internetseite www.ksk-vereinspreis.de mit ihren Projekten um Fördermittel bewerben. „Die Resonanz auf den Vereinspreis im vergangenen Jahr war phänomenal.“ 50.000 Euro werden über ein Online-Voting vergeben, weitere 50.000 Euro über eine Jury. So sollen auch sinnvolle Projekte kleinerer Vereine, die weniger Teilnehmer für die Online-Abstimmung mobilisieren können, ein Chance erhalten.
Kreissparkassen gewappnet für Turbulenzen auf Geldmarkt
Keine großen Sorgen bereiten Kram und Schlünsen derzeit die Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank sowie die Schieflage der Credit Suisse, die sich 51 Milliarden Euro von der Schweizer Nationalbank leihen musste. „Wir sind in keinster Weise nervös. Unser Geschäft ist granular, wir sind nicht von zwei bis drei Großkunden abhängig, so wie die Silicon Valley Bank“, so Kram. Beide Geldinstitute hätten zwar gleichzeitig Probleme bekommen, die hätten aber nichts miteinander zu tun: Beide seien keine Dominosteine, die die nächsten Steine zum Fallen bringen werden, so Schlünsen.