Schwarzenbek/Ahrensburg. Allein 45 Millionen Euro werden im Kreis Herzogtum Lauenburg, in Stormarn und Ostholstein investiert. Wohin das Geld fließt.

Es tut sich was auf den Straßen in Stormarn und dem Kreis Herzogtum Lauenburg. In diesem Jahr werden 45,1 Millionen Euro in beiden Kreisen sowie in Ostholstein investiert. Dabei geht es in erster Linie um Sanierungen, aber auch um den Neubau von Straßen. „Wir wollen die Straßen fit für die Mobilitätswende machen und auch das Radwegenetz ausbauen“, kündigte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (50, parteilos) in Lübeck an.

Wirkliche Großprojekte gibt es in beiden Kreisen nicht. In Stormarn steht der Neubau der Autobahnbrücke bei Reinfeld sowie der Ausbau der B 404 bei Bargteheide an. Im Kreis Herzogtum Lauenburg sind die Wehrbrücke über die Elbe bei Geesthacht und die Ortsumgehung von Schwarzenbek die größten Vorhaben. Dazu kommen viele kleinere Projekte, insgesamt sind es 41,4 Kilometer Straßen und 13 Kilometer Radwege sowie 13 Brücken, die in den drei Kreisen und in Lübeck saniert oder neu gebaut werden.

Claus Ruhe Madsen: Straßen wurden in der Vergangenheit kaputt gespart

„In den vergangenen Jahren ist sehr viel an den Straßen gespart worden. Anstatt die Trassen zu sanieren, wurde einfach Asphalt über die schadhaften Stellen gegossen. Deshalb sind viele Straßen marode. Das rächt sich jetzt. Wir werden noch sehr viele Jahre brauchen, um die Straßen wieder fit zu machen“, so der Minister. Auf eine zeitliche Schiene wollte er sich aber nicht festlegen. „Das ist ein laufender Prozess. Straßen und Brücken werden grundsätzlich nie fertig. Die Belastung durch den Verkehr und das Wetter ist enorm. Es gibt immer etwas zu erneuern“, sagte Madsen.

Dennoch werde die Zukunft größere Herausforderungen als den Straßenbau mit sich bringen. „Wir müssen die Mobilitätswende voranbringen und dürfen die einzelnen Verkehrsarten nicht gegeneinander ausspielen. Es gibt Gegenden, in denen die Schiene ausgebaut werden muss, in anderen Bereichen ist das Auto unverzichtbar. Und das Radwegenetz muss ebenfalls erweitert werden. Das ist keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung“, so Madsen.

Mobilitätswende: Sowohl Straßenbau als auch Ausbau von Radwegen und Schienennetz

„Wir haben das Problem, dass viele bestehende Radwege aus den 1970er-Jahren stammen und zu schmal sind. Geld für den Ausbau wäre vorhanden, es fehlt aber am Grundbesitz. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens, dass Grundeigentümer bereit sind, Flächen für die Erweiterung von Radwegen abzugeben“, betonte Frank Quirmbach, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Straßenverkehr in Lübeck.

„Gerade für die Verkehrswende werden wir auch zusätzliche Radwege benötigen. Deshalb ist es wichtig, dass wir neben dem Etat für den Straßenbau in Höhe von 95 Millionen Euro auch 20 Millionen Euro für den Radwegebau bereitgestellt haben. In Zukunft werden wir auch mehr Geld in Radschnellwege für Pendler investieren müssen, damit es mit der Verkehrswende klappt“, ergänzt der Verkehrsminister.

Umweltschutz wird beim Straßenbau ein zunehmend wichtiger Faktor

Ein immer wichtiger werdender Aspekt ist der Umweltschutz. „Es geht nicht darum, das ganze Land mit Straßen zuzupflastern. Aber wir müssen bei wichtigen Verkehrsprojekten wie der Fehmarn-Belt-Querung und dem Weiterbau der A 20 endlich weiterkommen. Es kann nicht sein, dass solche Projekte durch immer neue Einwendungen verzögert werden. Sobald ein Projekt geplant wird, müssen alle Bedenken auf den Tisch, und dann muss es zügig vorangehen. Die Bürger verlieren den Glauben an den Staat, wenn beschlossene Bauvorhaben zehn oder 20 Jahre bis zur Realisierung dauern“, so der Minister.

Neben der A 20, die seit vielen Jahren in der Warteschleife ist, ist auch die Ortsumgehung von Schwarzenbek so ein Negativbeispiel. Die Planungen laufen seit mehr als 30 Jahren, jetzt wird endlich der zweite Teilabschnitt von der Bundesstraße 404 bis zur B 207 realisiert. Die Trasse ist zwar fertig, wird aber erst im Mai – einen Monat später als geplant – für den Verkehr freigegeben. „Wir hatten Verzögerungen beim Fledermausleitsystem über die Brücke zum Grover Weg. Wichtige Bauteile aus Stahl konnten wegen des Kriegs in der Ukraine nicht geliefert werden“, sagte die zuständige Planerin Britta Lüth.

Bau der Schwarzenbeker Ortsumgehung geht langsam weiter

In diesem Jahr wird an der Umgehungsstraße der Kreisverkehr an der K 17 (Grabauer Straße) und ein neues Regenrückhaltebecken gebaut. Der Anschluss von der B 207 zur K 17 muss noch ein Jahr warten, weil Haselmäuse entlang der Streckenführung umgesiedelt werden. Positiver Begleiteffekt der Baumaßnahme: „Mit der Vergrößerung der Regenrückhaltebeckens an der B 404 haben wir die Schwarze Au renaturiert. Sie mäandert jetzt wieder durch die Feldmark und dient als Überflutungsgebiet. Das schafft Raum für Tiere und schützt die Stadt bei Starkregen“, so die Ingenieurin.

Diese Renaturierung dient dem Umweltschutz genauso wie ein anderes Projekt des LBV: „Wir experimentieren mit temperaturabgesenktem Asphalt bei einem Sanierungsprojekt an einem 3,3 Kilometer langen Teilstück der B 75 in Lübeck. Der Asphalt wird nur auf 120 statt auf 160 Grad erhitzt. Das spart ein Drittel am CO2-Ausstoß und schont die Umwelt“, so Planer Christoph Köster.

Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, das bundesweit beispielhaft ist. Erste Versuche hat der LBV bereits 2021 und 2022 bei kleineren Projekten gemacht. Das Produkt wird in den USA bereits verwendet, hierzulande jedoch nicht. „Wir sind immer dabei, nach Innovationen zu suchen, um den Straßenbau ökologischer zu gestalten“, betont Frank Quirmbach.

Inflation und Fachkräftemangel treiben Kosten für den Straßenbau in die Höhe

Allerdings belastet die Inflation den Straßenbau. „Wir hatten 2021 das Problem, dass viele Arbeiten wegen der Corona-Pandemie ruhten. 2022 belastete uns der Rohstoffmangel durch den Krieg in der Ukraine, jetzt ist Geld da, aber es fehlen Fachkräfte und die Preise sind explodiert“, betont Quirmbach.

„Wo wir im letzten Jahr 100 Meter Straße bauen konnten, reicht das Geld jetzt vielleicht gerade noch für 90 Meter. Wichtig ist aber, dass gebaut wird und die Mittel so effizient wie möglich eingesetzt werden“, betont der Minister. Denn neben den steigenden Kosten ist der Fachkräftemangel bei den Straßenbauern ein wichtiger Faktor. Nicht nur beim Landesbetrieb fehlen Straßenbauer, auch bei den Tiefbaufirmen ist Personalmangel ein großes Problem. Deshalb können Aufträge nicht immer zeitnah abgearbeitet werden.