Geesthacht. Vorschläge der Grünen für ein kommunales Stipendium in Geesthacht ohne Mehrheit. Gibt es kurzfristigen Ersatz für scheidende Ärzte?
Kaum ein Gespräch, das die Geesthachter Lokalpolitiker im Kommunalwahlkampf für den 14. Mai mit den Bürgern führen, dreht sich nicht um dieses Thema: der Hausärztemangel in der Stadt. Das ist von Vertretern der verschiedenen Parteien zu hören. Wenn Ende Mai Dr. Klaus Stüber (79) und Dr. Hartmut Klaus (77) ohne Nachfolger in den lange überfälligen Ruhestand gehen, stehen rund 2600 Einwohner ohne Hausarzt da. Denn die verbliebenen Ärzte sind voll ausgelastet und können keine neuen Patienten aufnehmen. In keinem Planstellenbezirk der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) fehlen so viele Mediziner wie in Geesthacht.
Die Fraktion der Grünen hatte für die jüngste Sitzung des Hauptausschusses aus diesem Grund mehrere Vorschläge unterbreitet, die die Verwaltung auf ihre Durchführbarkeit prüfen sollen. Unter anderem, ob die Stadt nicht ein Stipendium für angehende Hausärzte vergeben könne, die sich verpflichten müssen, in Geesthacht niederzulassen. Diese Ansätze fanden jedoch keine Mehrheit. Derweil deutete Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) an, dass sich eine kurzfristige Lösung ergeben könnte.
Ärztemangel Geesthacht: Öffentlicher Arbeitgeber attraktiv für viele junge Ärzte
„Wir begrüßen den runden Tisch, den die Verwaltung einberufen hat. Die Unterschriftenaktion der SPD finden wir gut. Wir wissen auch, dass ein Prüfungsantrag nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Aber er dient dazu, um unsere Möglichkeiten als Stadt auszuloten“, warb Jens Kalke für den Grünen-Antrag.
Neben einem Stipendium in Höhe zwischen 300 bis 500 Euro monatlich sollte auch geprüft werden, ob ein kommunales Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) gegründet werden kann, und ob Ärzten über eine Förderrichtlinie nicht bestimmte Vorteile (unter anderem Kitaplatz, Wohnung) eingeräumt werden könnten. Einen öffentlichen Arbeitgeber fänden zudem viele junge Ärzte attraktiv.
Mediziner suchen Personal, bislang erfolglos
„In Geesthacht suchen bereits einige Praxen weitere Ärzte, teilweise als Angestellte, aber auch um in der Praxis einzusteigen“, berichtete daraufhin der Bürgermeister von einem inzwischen erfolgten zweiten Treffen des runden Tischs mit den beteiligten Akteuren, bei dem diesmal auch das Praxisnetzwerk Schleswig-Holstein anwesend war.
Gegen ein kommunales MVZ spreche neben der Konkurrenzsituation bei der Personalgewinnung auch die fehlende medizinische Expertise bei der Stadt. Zudem würde es rund zehn Jahre lang dauern, bis ein durch ein Stipendium geförderter Student sich nach seinem Medizinstudium in Geesthacht niederlassen könne. „Das schafft keine kurz- und mittelfristige Abhilfe“, befand auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister.
Imagekampagne für Geesthacht als Arbeits- und Wohnort
Die 20.000 Euro, die die Grünen in ihrem Prüfantrag für eine externe Beratung zum Hausärztemangel einwerben wollte, eigneten sich besser, um die öffentliche Wahrnehmung des Standortes Geesthacht zu verbessern. Dafür solle eine Imagekampagne für die Stadt als Arbeits- und Wohnort unter Beteiligung der lokalen Wirtschaft erstellt werden. Die anderen Punkte sollten vertagt werden, bis die Beschlüsse des runden Tischs umgesetzt seien. Für diesen Vorschlag stimmten alle übrigen Fraktionen, die Grünen enthielten sich.
„In Deutschland fehlen schon jetzt 4000 Hausärzte, die Prognosen gehen auf 11.000. Das Thema wird uns noch länger beschäftigen“, sah Jens Kalke nach wie vor die Notwendigkeit, auch längerfristige Maßnahmen in Betracht zu ziehen. Und Thomas Freiberg vom Seniorenbeirat vermisste kurzfristige Maßnahmen, wie den 2600 Menschen geholfen werden könne.
FDP und CDU mit Fachgesprächen zur Ärzteversorgung
Erst daraufhin wurde Olaf Schulze etwas konkreter. „Wir sind in Gesprächen, eine kurzfristige Lösung zu finden, damit die Lücke (durch den Ruhestand von Dr. Stüber und Dr. Klaus, die Red.) nicht entsteht“, so der Bürgermeister. Wie diese Lösung aussehen könnte, wollte er nicht genauer sagen, um keine falschen Hoffnungen zu schüren.
Eigentlich ist das Thema Hausärztemangel für Kommunalpolitiker ein undankbares Feld. Denn, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Arne Ertelt betont: „Es lässt sich auf kommunaler Ebene nicht lösen.“ So hatte etwa der Ortsverband der Geesthachter FDP, gerade als der Hauptausschuss über den Hausärztemangel diskutierte, zeitgleich dazu Heiner Garg zu einer Diskussionsveranstaltung geladen, den ehemaligen Sozialminister von Schleswig-Holstein und heutigen Sprecher der Partei für Gesundheit.
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„Ärzte können eben nicht gezwungen werden, sich in Geesthacht niederzulassen. Oft fehlt auch medizinisches Personal. Daher sieht die FDP Geesthacht es als Aufgabe, die Stadt attraktiver für ebendiese zu gestalten. Weitere Lösungsansätze sehen die Freien Demokraten in einer intelligenteren Patientenverteilung, der Schaffung von Medizinischen Versorgungszentren und der Förderung von modernen Arbeitsmöglichkeiten“, schreibt die FDP in einer Mitteilung. Die SPD will die KVSH stärker in die Pflicht nehmen.
Am Freitag, 5. Mai, spricht Dr. Svante Gehring, der Vorstandsvorsitzende der Ärztegenossenschaft Nord, auf Einladung der CDU über die ärztliche Versorgung im Herzogtum Lauenburg. Das Fachgespräch beginnt um 17 Uhr im Krügerschen Haus (Bergedorfer Straße 28).