Geesthacht. Anbauen, sanieren, ganz neu bauen oder einen anderen Standort suchen – die Pläne für die Kita Heuweg stocken nach Kostensteigerung.
Erweitern oder nur modernisieren – diese zwei Varianten für die städtische Kita Heuweg waren eigentlich vor der gemeinsamen Sitzung von Geesthachts Sozialausschuss mit dem Bauausschuss aus vielen Diskussionen übriggeblieben. Hinterher sind nun auch ein kompletter Neubau sowie erneut die Frage nach einem alternativen Standort in der Verlosung. Die Diskussion um 30 zusätzliche Kita-Plätze entwickelt sich zur unendlichen Geschichte. Denn eine Entscheidung wurde wieder nicht getroffen. Erst wollen die Parteien abermals intern beraten. Der Fraktionsverweis wurde nach einer lebhaft geführten Diskussion beschlossen. Ziel ist, dass nun der Hauptausschuss am 16. Februar einen Beschluss fasst.
Zuvor hatte das von der Stadt beauftragte Architektenbüro AMS, wie von den Politikern gewünscht, den Mitgliedern beider Ausschüsse erneut Details und Kosten zu den Varianten erläutert. Hintergrund: Der Bauausschuss hatte das Projekt im September 2022 auf Eis gelegt, nachdem die Verwaltung über einen kräftigen Kostenanstieg berichtet hatte. Aus ursprünglich einmal 1,65 Millionen Euro (Ende 2020) waren erst 2,8 Millionen (Oktober 2021) und später 4 Millionen geworden. Derweil wollte der Sozialausschuss das Projekt wegen des großen Bedarfs durchziehen. In Geesthacht stehen gut 600 Kinder auf der Warteliste. Ein Anspruch auf Kita-Betreuung besteht seit 2013.
Kita-Erweiterung wird zur unendlichen Geschichte
Laut jüngster Kostenschätzung sind es sogar 4,35 Millionen Euro geworden. Die Verwaltung, die eine nachhaltige Bauweise bestellt hat, und die Planer haben aber Einsparpotenziale ermittelt. „Wir gehen davon aus, dass wir vier Millionen halten können“, so Architektin Meike Heinsohn. Eine PV-Anlage soll nun später auf dem Dach nachgerüstet werden. „Merkwürdig bei einem Nachhaltigkeit-Vorzeigeprojekt“, fanden dies mehrere Kommunalpolitiker.
Ein Problem sind die örtlichen Gegebenheiten. Das Grundstück ist nur 2050 Quadratmeter groß und misst an der breitesten Stelle 23 Meter. Zum Heuweg hin gibt es einen Bestand alter Eichen. Folge: Es bleibt nur ein kleines Baufeld zur Biesdorfer Straße. Dort, wo bislang der Spielplatz der Kita ist, soll ein zweigeschossiger Anbau mit Aufzug (Stichwort: Barrierefreiheit) entstehen.
Einzige Kita in Geesthacht ohne Krippe
Wenn nur der 1994 errichtete Altbau saniert würde (unter anderem mit einer neuen Heizung), beliefen sich die Kosten auf circa 520.000 Euro. Allerdings bliebe die Kita Heuweg so die einzige in der Stadt ohne Krippe. Zudem ist sie für die Größe des Einzugsgebiets deutlich zu klein.
Christine Backs (SPD) hätte gerne gewusst, ob an alternativen Standorten für das gleiche Geld mehr Plätze entstehen würden, etwa in der Nähe des städtischen Familienzentrums Regenbogen. Der SPD sind knapp 116.000 Euro für je einen Kitaplatz zu teuer. Die Summe ergibt sich durch die Mehrkosten für den Anbau (3,5 Millionen) geteilt durch 30 neue Plätze.
Juso-Vorsitzender bringt Abriss und Neubau ins Spiel
Zum Vergleich: Der Kirchenkreis Hamburg-Ost hat für den Neubau der Kita Worther Weg mit 120 Plätzen etwa 7 Millionen Euro gezahlt. Das macht 58.333 Euro pro Kitaplatz. „Ein Anbau ist meist teurer als ein Neubau. Wir würden es für eine so hohe Summe (116.000 Euro pro Platz, die Red.) nur bauen, wenn wir es langfristig refinanziert bekämen“, sagte Regionalleiter Martin Kleinert auf Anfrage.
Einen Neubau am Heuweg brachte in der Diskussion der Juso-Vorsitzende Leon Haralambous ins Spiel. „Das ist bei einem so jungen Gebäude nicht nachhaltig“, so die Architektin.
Fachdienstleiter lässt Kritik an Verwaltung nicht gelten
„Was ist denn, wenn nicht so aufwendig angebaut würde?“, wollte Oliver Pachur (CDU) wissen. Eine genaue Antwort erhielt er nicht, grob überschlagen würden die Kosten um 15 bis 20 Prozent sinken, hieß es. Das machte Pachur „wirklich sauer“. „Wir sind hier um Entscheidungen zu treffen und Sie können keine Alternativen nennen“, wandte er sich verärgert an Christoph Wieck, Geesthachts Fachdienstleiter Soziales.
Diese Kritik ließ Wieck nicht auf sich sitzen und verwies auf regelmäßige Berichte der Verwaltung zum Stand der Kitaplanungen im Sozialausschuss. Demnach sind ohne den Heuweg 555 neue Plätze in Planung, von denen es 480 bereits in den Bedarfsplan des Kreises geschafft haben. „Sie sollten sich mal besser bei ihren Parteikollegen informieren“, so Wiecks Replik.
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Rüdiger Tonn (FDP) wies auf die Außenwirkung hin, dass die Kommunalpolitik jüngst 1,5 Millionen Euro für ein neues Seglerheim bewilligt hatte, für Kitakinder aber kein Geld ausgegeben würde.
Im Haushalt ist Geld eingestellt: 1,7 Millionen für 2023, 2 Millionen durch eine Verpflichtungsermächtigung in 2024 sowie weitere 300.000 Euro aus 2022. Die Kinder vom Heuweg sind seit August 2022 in ihren Ausweichquartier an der ehemaligen Förderschule am Neuen Krug. Schließlich sollten die Arbeiten am Heuweg in diesem Jahr abgeschlossen sein - eigentlich.