Die Kosten für den Anbau der Kindertagesstätte Heuweg sind explodiert. Das Projekt liegt auf Eis. Was es für Ideen gibt.

Geesthacht. Das Wort Goldmine ziert die Spitze des höchsten Punktes eines Klettergerüstes auf dem Spielplatz der Kita Heuweg. Hätte sie wirklich eine, gäbe es keine Probleme. Aber diese Mine ist nur auf Buddelsand gebaut. Und deshalb wird Geesthacht im kommenden Sommer 30 Kita-Plätze weniger haben, als geplant war.

Denn der Anbau an der städtischen Kita Heuweg, mit dem sich die Betreuungskapazität auf 80 Kinder vergrößern sollte – laut Fachdienst Soziales liegt die Gesamtkapazität aktuell bei 50 Plätzen – ist vorerst auf Eis gelegt. Der Grund: zu teuer. Die gegenwärtige Situation mit den allgemeinen Preissteigerungen hat die Kostenprognosen für den Bau explodieren lassen. Sie lagen jüngst bei etwa vier Millionen Euro.

Einige Modernisierungsarbeiten sollen durchgeführt werden

Zu viel Geld, um aktuell anzubauen, findet die Stadtverwaltung. Mit der Zustimmung der Politik ruht das Projekt nun. Im Umfeld gab es zunächst einige Unsicherheit, wie es weitergeht. Fälschlichen Annahmen, wonach das Projekt gänzlich abgeblasen wurde, tritt die Stadtverwaltung entgegen: „Die Baumaßnahmen an der Kita Heuweg sind nicht abgesagt. Richtig ist, dass es eine Kostensteigerung gibt und das sich die Verwaltung im vergangenen Bauausschuss aus Gründen der Wirtschaftlichkeit dafür ausgesprochen hat, die geplanten Modernisierungsarbeiten am Bestandsgebäude zu realisieren und auf den Anbau vorerst zu verzichten.“

Auch im Sozialausschuss war die Politik unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen“ über die Kostensteigerung informiert worden. Die Mitglieder forderten einstimmig, das Projekt weiterzuverfolgen. Bis es wieder so weit ist, soll zunächst renoviert werden. „Aktuell werden die Kosten für eine reine Modernisierung des Bestandsgebäudes ohne Anbau ermittelt, unter anderem sind dabei Veränderungen im Bereich der Küche und der Heizung vorgesehen“, erläutert die Verwaltung das weitere Vorgehen.

Bereits vor einem Jahr stiegen die Kosten um eine Million Euro

Für die Kinder ändert sich zunächst nichts an der aktuellen Situation. Die Kita steht angesichts des – nun aufgeschobenen – Baubeginns bereits leer. 49 der hier betreuten Kinder sind an der Förderschule am Neuen Krug untergebracht. Dort verbleiben sie bis auf Weiteres. „Entsprechend der zur Verfügung stehenden Plätze verbleibt es auch beim Anmeldeverfahren wie vorher auch. Es hat sich lediglich der Ort geändert“, erläutert die Verwaltung.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Kosten nach oben korrigiert wurden. Bereits im Oktober 2021 wurde die Endsumme auf gut 2,8 Millionen Euro taxiert, ein halbes Jahr zuvor im März war noch mit 1,8 Millionen Euro gerechnet worden. Zu Buche schlägt die notwendige Heizungsmodernisierung, wie auch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Der Angriff Russlands auf die Ukraine wirkt als weiterer Preistreiber.

Im Jahr 2000 150 Euro für 100 Kilo Kupfer bezahlt, vor Kurzem waren es 1000 Euro

Vorgesehen war ein zweistöckiger Anbau mit einer Bruttogeschossfläche von 550 Quadratmetern. Die Betreuungsmöglichkeit sollte um zwei Gruppen wachsen – um zehn Kinder im Krippen- und 20 im Elementarbereich.

Die nun nicht realisierten Plätze sind für die Politik ein Schlag ins Kontor. Dennoch gibt es Verständnis für den Stopp. Ratsherr Björn Reuter (CDU) ist selbstständiger Elektromeister, er hat täglich mit Preissteigerungen für Baumaterial zu tun. „Im Jahr 2000 haben wir 150 Euro für 100 Kilo Kupfer bezahlt, vor Kurzem waren wir für diese Menge bei 1000 Euro“, rechnet er vor. Mittlerweile sind die Preise wieder auf 780 Euro gesunken, „aber da käme ganz schön was zusammen, wenn man nur die Dachrinne ansetzt“.

Rüdiger Tonn: „Hätten wir nicht zwei Jahre verloren, wäre das jetzt im Bau“

Am Donnerstag, 29. September, tritt die CDU zur Fraktionssitzung zusammen, da dürfte das Thema eine Rolle spielen. Reuter: „Denn dass wir die Kita-Plätze brauchen, ist ja nicht wegzudiskutieren.“

Verständnis äußerst auch Rüdiger Tonn (FDP), Vorsitzender des Bauausschusses. „Vier Millionen sind einfach zu viel für einen Anbau“, findet er. „Mir tut es in der Seele weh, aber die 2,8 Millionen Euro zuvor waren ja auch schon eine Hausnummer“. Er ist sich sicher, dass die FDP-Fraktion das Thema noch mal aufgreift. Was Tonn wurmt: „Hätten wir nicht zwei Jahre verloren, wäre das jetzt im Bau.“

Grundstücksverhandlungen haben Baubeginn torpediert

Doch das Kita-Areal sollte größer werden. „Die Stadt wollte Grundstücksteile haben von mehreren Anliegern“, berichtet Rüdiger Tonn. Die Verhandlungen zogen sich naturgemäß hin – und das Zeitfenster für „normale“ Preise schloss sich.

„Wir brauchen Alternativen, die Nachfragen sind ja nicht weg“, sagt Ali Demirhan, Fraktionschef der Grünen. Seine Partei hatte sich in Sachen der in Geesthacht 500 fehlenden Kita-Plätze besonders ins Zeug gelegt, im März 2021 sogar einen Kita-Gipfel organisiert. „Wir werden in der Fraktion besprechen, wie wir weiter vorgehen.“

Grüne überlegen, zwei andere Kitas größer zu bauen

Vielleicht ließen sich die noch zu errichtenden Kitas am Finkenweg Nord und an der Steinstraße etwas größer bauen. „Wir wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen, das werden wir offensiv angehen“, teilt er mit. Straßenbau werde ja auch nicht gestoppt, wenn Kosten steigen, so Demirhan. „Genau diese Priorität brauchen wir auch für Kitas.“

Die Stadt hat die Situation bereits im Blick. Die Versorgung mit Kita-Plätzen in Geesthacht soll am 4. Oktober auf die Tagesordnung des Sozialausschusses.