Geesthacht. Drei Viertel der Wohnungen, die in dem Quartier mitten in Geesthacht entstehen, werden für 6,30 Euro pro Quadratmeter vermietet.
Der Zillmann-Park in der Innenstadt von Geesthacht ist eine schwere Geburt. Erst hatten die Investoren jahrelang mit den Kommunalpolitikern um die Gestaltung des massiven Neubaus an der Geesthachter Straße auf der Fläche des ehemaligen Autohauses Zillmann gestritten.
Später, als die Verträge längst unterzeichnet waren, wollte der Bauherr dann einen Teil der verabredeten Nutzungsart – eine betreute Wohngruppe – aus wirtschaftlichen Gründen doch nicht mehr bauen. Sein Gegenvorschlag stieß im Stadtplanungsausschuss aber nicht auf große Gegenliebe. Kurz vor Weihnachten aber ist die Kuh jetzt vom Eis.
Wohnung Geesthacht: 6,30 Euro Miete pro Quadratmeter
Herausgekommen ist eine gute Lösung für Geesthacht: Erstmals in der Stadt werden bei einem privaten Bauvorhaben 75 Prozent aller Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau errichtet. Bei 77 entstehenden Wohneinheiten sind das 58 Sozialwohnungen – und zwar auf dem sogenannten ersten Förderweg.
Das heißt, die Miete für diese Wohnungen liegt im Kreis Herzogtum Lauenburg bei 6,30 Euro pro Quadratmeter. Die Sozialbindung läuft mindestens 30 Jahre. Im Gegenzug erhält der Investor einen Zuschuss von 1000 Euro je Quadratmeter geförderter Wohnfläche. Zwei oder drei Lastenräder zur freien Vermietung für alle Geesthachter werden obendrein, quasi als Zugabe, vorgehalten.
„Das ist eine Win-Win-Win-Situation“, sagte Dirk Meier, der Projektleiter des Zillmann-Parks, nachdem er den Ausschussmitgliedern seinen neuen Vorschlag unterbreitet hatte. „Es ist gut für die Stadt, die bezahlbaren Wohnraum anbieten kann, für die Bürger, die bezahlbaren Wohnraum finden, und den Investor, der das Projekt vermarkten kann.“
SPD-Fraktionsvorsitzende Burmeister: „Das ist eine gute Lösung“
Die Mitglieder im Stadtplanungsausschuss sahen das offenbar ähnlich. „Das ist eine gute Lösung“, hob die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister hervor. Die anderen Mitglieder der Fraktionen im Ausschuss äußerten sich in der gleichen Richtung. Die Zustimmung fiel dann auch einstimmig aus.
Zuvor hatte Dirk Meier noch einmal ausführlich die Beweggründe dargelegt, warum der Hamburger Werner Stelling, der hinter der 341. Thipa Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH steht, von der vertraglich vereinbarten betreuten Wohngruppe absehen will. In Kurzform: Zahlreiche angefragte Anbieter, etwa die Awo oder Pflege SH, hätten abgewunken.
Über 150 Absagen hätte sich Meier eingehandelt. „Neben der Wohnungsmiete, Neben- und Heizkosten wäre noch eine anteilige Miete für den Gemeinschaftsraum fällig gewesen. Pro Person wären wir bei einer Warmmiete von 1427 Euro gelandet, während die Durchschnittsrente der Mieter bei 1600 Euro liegt“, führte Meier aus.
Wohngruppe war Ausschlag für Zustimmung der Politik
Bei einem ersten Termin zur Nutzungsänderung im Geesthachter Rathaus hatten die Lokalpolitiker einen ersten Vorschlag abgelehnt. Damals hatte Dirk Meier nur 25 Prozent Sozialwohnungen angeboten. Diese Quote müssen alle großen Neubauprojekte erfüllen. Im Zillmann-Park fehlt diese Quote, weil der Beschluss von der Ratsversammlung erst gefasst worden war, als das Projekt bereits abgesegnet war.
„Der Zillmann-Park ist ein ziemlicher mächtiger Bau im Stadtzentrum. Diesem hatten wir damals nur wegen der betreuten Wohngruppe zugestimmt“, erklärt Gerhard Boll, der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses. Und ganz so billig wollten die Stadtvertreter den Investor dann doch nicht davonkommen lassen.
5450 Quadratmeter Wohnfläche im Zillmann-Park
Die Wohnfläche im Zillmann-Park beträgt 5450 Quadratmeter. Die Sozialwohnungen sind zwischen 49 und 107 Quadratmeter groß. Alle Wohnungen sind barrierefrei, neun Stück sogar rollstuhlgerecht. In einer Tiefgarage entstehen 69 Stellplätze und Raum für Fahrräder.
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Im März 2021 war das ehemalige Autohaus Zillmann abgerissen worden. Zuvor hatten die Schwestern Stefanie Zillmann und Nicole Lüders ab 2016 mit den Politikern in mehreren Runden unter anderem über die Gestaltung der Fassade gerungen. 2018 schließlich verkauften sie zwei Drittel an den Hamburger Werner Stelling. In verbliebenen Teil waren nach letzten Planungen 22 seniorengerechte Wohnungen vorgesehen. Im Erdgeschoss (derzeit Penny, die Red.) soll erneut ein Supermarkt einziehen. Vor 2026 soll dieser Bauabschnitt nicht beginnen.
Wohnung Geesthacht: bezahlbarer Wohnraum dringend benötigt
Derweil erhöht sich durch die 58 beschlossenen Wohneinheiten der nicht nur in Geesthacht dringend benötigte bezahlbare Wohnraum. Aktuell stehen in der Stadt nach Angaben der Verwaltung 466 geförderte Wohnungen zur Verfügung. Dazu kommen noch 76 Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wogee, die teilweise schon bezugsfertig sind.
Bei allen besteht eine Bindungsfrist von 35 Jahren ab Bezugsfertigkeit. Dabei handelt es sich um diverse Objekte, die zwischen 2024 und 2056 auslaufen. Weitere 60 Wohneinheiten sind geplant im Finkenweg Ost (Weizenring).