Geesthacht. Bei der letzten Fahrt mit der historischen Dampflok gab es an beiden Tagen proppevolle Waggons. Was 2023 neu sein wird.
Von Geesthacht bis zum Bahnhof Bergedorf-Süd fuhren der Weihnachtsmann (Andreas Bruns) und sein Weihnachtself (Frederic Görtz) noch inkognito im Postwagen der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn zwischen Kinderkarren und sonstigem Gepäck mit. Doch immer dann, wenn sich die Dampflok Karoline auf den Rückweg machte, holten die beiden Schokolade und Süßigkeiten aus dem Geschenkesack und beglückten damit die zahlreichen Kinder unter den Passagieren.
Die letzten Touren des Jahres der historischen Eisenbahn (Baujahr 1945) erfuhren riesigen Zuspruch und bescherten dem zuletzt gebeutelten Eisenbahn-Verein eine willkommene Finanzspritze. So war der Bahnsteig am Alten Bahnhof in Geesthacht am Sonntagvormittag vor der ersten Abfahrt proppevoll, und auch in Bergedorf reichte die Schlange in Zweierreihen vom Bahnsteig weit über den Parkplatz eines benachbarten Supermarkts.
Proppevolle Waggons an beiden Tagen
Jetzt zahlte sich aus, dass die Geesthachter sich zwei Waggons von einem anderen Eisenbahn-Verein aus Neumünster geliehen hatten und mit sechs anstatt vier Wagen fuhren. Um die 350 Fahrgäste konnten so pro Tour befördert werden. Der Bahnsteig in Geesthacht war für diesen langen Zug allerdings zu kurz. „Du kannst dem Bürgermeister ausrichten, dass er den Bahnsteig verlängern muss, wenn die Schienenverbindung reaktiviert wird“, sagte Gerhard Rösler, der Sprecher der AG Geesthachter Eisenbahn, unserem Reporter mit einem Augenzwinkern.
Es macht für den Verein mit rund 70 Mitgliedern derweil einen großen Unterschied, mit welcher Lokomotive sie fahren dürfen oder können. Dazu führt der Vorsitzende Knut Wiese ein Beispiel aus dem Jahr 2021 an. „An Wochenenden mit der Diesellok und ohne Karoline haben wir nur zwischen 300 und 400 Fahrkarten verkauft. Bei der einzigen Tour mit der Dampflok im Oktober waren es 1200 Fahrkarten“, zählt Wiese auf. Jetzt fuhren sogar etwa 2000 Gäste mit. Die Dampflok ist ein Zugpferd. Als sie am Sonntag das Restaurant Gasthaus Düneberg (der frühere Bahnhof, die Red.) passierte, kamen fast alle Gäste ins Freie, um Fotos zu schießen.
Zuletzt viel Pech mit der „Karoline“
Die „Karoline“ hatte zuletzt jedoch mit einigen altersbedingten Wehwehchen zu kämpfen und war auch von Pech verfolgt. Erst übersah 2019 eine Autofahrerin ein Haltsignal. Bei dem Unfall wurde das Antriebsgestänge beschädigt, was eine langwierige Reparatur nach sich zog. Dann gab es hartnäckige Probleme mit dem Kessel der Lok und als „Karoline“ wieder lief, ging ihr wegen schlechter Kohlen der Dampf aus. Und zuletzt, als alles bereit war, gab es von der AKN Eisenbahn GmbH ein Fahrverbot wegen zu hoher Trockenheit und Brandgefahr.
Die Verzögerung vor der ersten Fahrt am Sonnabend war dagegen vergleichsweise harmlos: Wegen der Minusgrade sorgten Probleme an den Bremsen und der Heizung für eine Stunde Verspätung.
Folge der vielen ausgefallenen Fahrten: „Unsere Rücklagen sind deutlich kleiner geworden“, sagt der Vorsitzende Knut Wiese. Deshalb haben sie auch schon Bauchschmerzen, weil einer ihrer alten Waggons zur Hauptuntersuchung muss. „Das wird wahrscheinlich teuer“, befürchtet Wiese. Sprecher Gerhard Rösler wirbt daher um Spenden.
Zusätzliche Fahrten im Februar 2023
Im kommenden Jahr plant die AG Geesthachter Eisenbahn übrigens ein zusätzliches Fahrtenwochenende. Im Idealfall dampft die „Karoline“ dann sieben- anstatt sechs Mal im Jahr. Neu dazugekommen sind Ausfahrten am 18. und 19. Februar. „Das könnte dann vielleicht ein Glühwein-Fahrt werden“, verrät Knut Wiese Überlegungen zur Vermarktung.
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Die übrigen Termine im Jahr 2023 zum Vormerken: 7./8. April, 27./28. Mai, 1./2. Juli, 9./10. September, 7./8. Oktober und 16./17. Dezember. Die ersten und letzten Fahrten des Jahres führen wegen der frühen Dunkelheit jeweils nur von Geesthacht bis Bergedorf-Süd mit Zwischenstopps in Escheburg und Börnsen.
An den übrigen Daten erfolgt auch noch ein Abstecher bis zum Geesthachter Ortsteil Krümmel inklusive einem Halt am Geesthachter Freizeitbad. Bergedorfer können dann also mit der Bahn zum Baden nach Geesthacht und wieder zurück fahren.
Ein letztes Mal in diesem Jahr rückt die Karoline übrigens am Dienstagmorgen aus. Dann bringt sie die geliehenen Waggons zurück nach Bergedorf, von wo aus sie mit einer weiteren Lokomotive zurück nach Neumünster gebracht werden.