Schwarzenbek. Ohne Vereine wäre das öffentliche Leben um viele Feste und Freizeitangebote ärmer. Aber immer weniger Menschen wollen sich engagieren.
Das Stadtvergnügen, das Verbrüderungsfest, die Aral-Open-Konzerte, der Weihnachtsmarkt, der Brandschutz oder aber auch viele Sportangebote wären ohne ehrenamtliches Engagement nicht möglich. Aber die Zahl der Menschen, die sich längerfristig für das Gemeinwohl engagieren, nimmt stetig ab. Das bereitet den Schwarzenbeker Politikern und Bürgermeister Norbert Lütjens Sorgen. Deshalb gibt es jetzt eine erste Ehrenamtskonferenz unter dem Motto „Schwarzenbek, was macht Dein Ehrenamt?!“, zu der die Vorsitzende des Sozial- und Kulturausschusses, Maja Bienwald (CDU), einlädt.
Schwarzenbek: Neue Konferenz soll Lust aufs Ehrenamt machen
„Wir haben bewusst keine direkten Einladungen ausgesprochen, sondern wollen uns davon überraschen lassen, wer kommt. Damit können wir auch testen, wie die Kommunikationswege in der Stadt über Presse, soziale Medien und Mundpropaganda funktionieren“, sagt die Christdemokratin.
Fakt ist, dass das ehrenamtliche Engagement abgenommen hat. Ein besonders herber Rückschlag war die Auflösung des Bürgervereins vor einigen Jahren, weil damit auch die Initiatoren des Stadtvergnügens und des Literaturherbstes aufgegeben haben. Aber auch das Bündnis für Familien ist nach dem Wegzug von Initiatorin Bärbel Raitel zerfallen, damit gab es keine großen Familienfeste mehr in der Europastadt.
Vorbereitung für Jumelage starten
Mut macht indes das große Engagement, mit dem 30 bis 40 Bürger aktuell die Vorbereitungen für die Jumelage – das große Verbrüderungsfest im Sommer 2025 – vorantreiben. „Das könnte eine Initialzündung für die Gewinnung neuer Ehrenamtler und vielleicht auch für die Gründung von Vereinen sein“, sagt Maja Bienwald. Denn insgesamt habe sich gezeigt, dass Menschen immer weniger bereit seien, sich langfristig für einen Verein zu engagieren.
„Wenn es um einzelne Projekte, wie jetzt beispielsweise die Jumelage geht, ist das etwas anderes. Das ist ein überschaubarer Zeitraum und ein ganz konkretes Ziel, das erreicht werden soll“, sagt die Christdemokratin. Wichtig sei auch eine Koordination, damit Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, einen Ansprechpartner finden. Im Falle der Jumelage ist das Hannah Kloosterman, die städtische Kulturbeauftragte.
Viele Vereine setzen mittlerweile auf einen Teamvorstand
Ein positives Beispiel ist auch der TSV, der gerade über das Konzept „Gesundheitsort Sportverein“ Initiativen bündelt, die sich um Kinder und Familien kümmern. Doch auch beim TSV, dem mit 3000 Mitgliedern größten Sportverein im Kreis Herzogtum Lauenburg, gibt es immer wieder Schwierigkeiten, Trainer zu finden. Wie viele andere Vereine auch, hat der TSV keinen einzelnen Vorsitzenden mehr, sondern einen Teamvorstand.
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Auf dieses Konzept setzen auch die Landfrauen und weitere Vereine. Das bedeutet: Mehrere Personen teilen sich den Vorsitz, damit die Aufgaben auf mehr Schultern verteilt werden. „Wir beschäftigen uns seit mehr als einem Jahr im Ausschuss mit der Situation und versuchen, die Probleme zu analysieren. Ein wichtiger Faktor ist die Vereinbarkeit von ehrenamtlichem Engagement mit den wachsenden Anforderungen im Job und in der Familie“, so Maja Bienwald.
Konferenz ist offiziell eine Sondersitzung des Sozial- und Kulturausschusses
Wo genau den Ehrenamtlern der Schuh drückt und was Stadtverwaltung und Politik tun können, um mehr Anreize und bessere Voraussetzungen für ehrenamtliches Engagement zu schaffen, soll sich bei der Konferenz zeigen. Sie beginnt am Dienstag, 9. Juli, um 18.30 Uhr im Festsaal des Rathauses und ist offiziell eine Sondersitzung des Sozial- und Kulturausschusses.
Es wird aber auch ein Impulsreferat geben. Geplant ist, mit einer Kurzvorstellung zur Inklusion und zur Alltagshilfe zu starten. Das Beraterbüro Mehrwerte und der Verein Mit.t.Mi e.V. (Alltagshilfen von Minsch to Minsch) aus Kankelau präsentieren sich. Die Vereinsberatung 4 Social | Projekte & Medien aus dem Herzogtum wird die Konferenz begleiten.
„Einer Anmeldung bedarf es nicht. Über interessierte oder konstruktiv-kritische Rückmeldungen freuen wir uns jedoch“, sagt Maja Bienwald. Es ist zu erwarten, dass die Ehrenamtskonferenz in eine zweite Runde, je nach Beratungsergebnis gehen wird, um eine Ehrenamtsstrategie zu Papier zu bringen, so die Ausschussvorsitzende weiter.