Schwarzenbek/Kankelau. Verein unterstützt Senioren im Alltag. Angebote reichen weit über das Dorf hinaus – vom Mittagstisch bis zum Besuchsdienst im Altenheim.

Mi.t.Mi lautet der etwas seltsame Name eines überaus erfolgreichen Vereins aus Kankelau. Es handelt sich dabei um die Abkürzung des plattdeutschen Minsch to Minsch (von Mensch zu Mensch). Wenn es keine Angehörigen mehr gibt oder diese weit entfernt wohnen, kommen die ehrenamtlichen Helfer oder laden zum Mittagstisch mit Fläskpannkaka (schwedischer Ofenpfannkuchen) und Spinat ein – Pippi Langstrumpf lässt grüßen. Aber dazu später mehr.

Seit zwei Jahren arbeitet auch die Senioren-Residenz St. Franziskus (Berliner Straße 4-6) in Schwarzenbek mit dem Verein aus Kankelau zusammen. Die aktiven Vereinsmitglieder bieten den Bewohnern und Bewohnerinnen zusätzliche Serviceleistungen und Hilfen im Alltag an, wie etwa Fahrdienste und Begleitungen zum Arzt, beim Einkaufen, zum Kaffeetrinken oder bei sonstigen Wünschen. Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Hilfen ist eine Jahresmitgliedschaft. Alle weiteren Serviceleistungen können individuell abgesprochen werden.

Hilfsverein Minsch to Minsch wurde vor zehn Jahren gegründet

Doch das ist nur eines von zahlreichen Angeboten des Vereins: Hinzu kommen Hilfe bei Gartenarbeit, Hausmeisterleistungen, Haushaltshilfen, Hilfen beim Schriftverkehr und vieles mehr. Zudem können Mitglieder durch gesellige Zusammenkünfte neue Kontakte knüpfen. In Kankelau und den Nachbardörfern etwa werden feste Spielenachmittage mit Kaffee und Kuchen angeboten. Entstanden ist der Verein vor zehn Jahren in Kankelau: Die Idee war und ist, dass sich vor allem ältere Menschen gegenseitig unterstützen. Unter dem Motto „ich biete das und ich brauche Hilfe bei“ ist so ein Verein entstanden, der mittlerweile 70 Mitglieder hat.

In Dorfgemeinschaftshaus „Kornrade“ in Kankelau bietet „Minsch to Minsch“ zudem an jedem Mittwoch einen gemeinsamen Mittagstisch an, der frisch zubereitet wird. „Wir kochen fast ausschließlich in Bio-Qualität oder die Zutaten kommen aus dem heimischen Garten“, sagt „Küchenchefin“ Birgit Binger. Die 70-Jährige ist gelernte Hauswirtschaftsmeisterin und zaubert auch in den kleinen Pantry-Küche Leckeres für den Mittagstisch.

Sven Reimers (Talkau), Liz Adamy (Büchen), Hannelore und Thomas Martini (Elmenhorst), Birgit Binger (Kankelau), Solveig Pfeiffer (Kankelau), Marion Muth (Schwarzenbek) und Astrid Suerbier (Kankelau, v.l.) lassen sich im Bürgerhaus Kornrade die „Fläskpannkaka
Sven Reimers (Talkau), Liz Adamy (Büchen), Hannelore und Thomas Martini (Elmenhorst), Birgit Binger (Kankelau), Solveig Pfeiffer (Kankelau), Marion Muth (Schwarzenbek) und Astrid Suerbier (Kankelau, v.l.) lassen sich im Bürgerhaus Kornrade die „Fläskpannkaka" mit Kartoffeln und Spinat schmecken. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Das Rezept fürs Rührei stammt aus einem Kinderbuch

Mit Petra Hoinkis und Ingrid Lang (beide 64) bereitet sie Spinat mit Rührei und Kartoffeln, dazu Sirupquark als Dessert zu. Der Spinat ist zwar Tiefkühlware, aber bio zertifiziert genauso wie Kartoffeln, Sahne, Eier und Quark. „Nur den Zuckerrübensirup gibt es nicht in Bio-Qualität“ bedauert Binger. Das größte Problem an diesem Mittwoch sind jedoch die Eier: Für die 16 Gäste braucht es 40 Eier. Doch der Herd ist bereits mit den beiden Kochtöpfen für Spinat und Kartoffeln besetzt. Doch Binger weiß Rat: „Fläskpannkaka“ sind ein schwedisches Rezept aus einem der Pippi-Langstrumpf-Bücher. Sie werden nicht einzeln in der Pfanne, sondern im Stück im Backofen zubereitet. In der Kankelauer Version wird auf Speck und Milch verzichtet: Doch auch ohne diese Zutaten gelingt das Rührei im Ofen. „Es geht dann noch etwas auf“, freut sich Binger.

Im Garten als Unkraut verpönt: Giersch im Quiche

„Es sind auch die überraschenden Rezepte, die mich immer wieder hierher führen“, sagt die Büchenerin Liz Adamy. Der Talkauer Sven Reimers pflichtet ihr bei: „Letztes Mal gab es doch sogar so ein Gartenunkraut.“ Da hatte das insgesamt fünfköpfige Küchenteam für einen Quiche je zur Hälfte Spinat und Giersch benutzt. „Mehr als die Hälfte würde ich aber nicht nehmen, da Giersch doch eher herb schmeckt“, sagt Binger über das essbare Kraut, das Gartenbesitzer oft zur Verzweiflung bringt, weil es wegen seiner unterirdischen Triebe nur schwer zu bekämpfen ist.

Am Mittwoch, 24. Mai, gibt es dann Hackbraten mit Couscous und Pannacotta mit Rhabarber. Beim Kochen haben sich Binger, Hoinkis und Lang schon darüber ausgetauscht, wer im Dorf den schönsten und wohlschmeckendsten Rhabarber im Garten hat und bereit ist, ihn für den Mittagstisch zu spenden. Bis zu 25 Besucher kommen zum Mittagstisch: Gäste sind zwar willkommen, in der Regel sind es aber Vereinsmitglieder, die sich zuvor bei Binger unter 0 41 56/75 25 oder per E-Mail an birgitbinger23@gmail.com angemeldet haben. Der Mittagstisch kostet 7 Euro.

Angebot für Senioren ohne Angehörige

Beim Mittagstisch dabei sind auch Hannelore und Thomas Martini aus Elmenhorst. „Als der Verein vor acht Jahren bei uns vorgestellt wurde, sind wir Mitglied geworden“, sagt Thomas Martini, der wie seine Frau viele Jahre aktiv in der Feuerwehr tätig war, unter anderem als Jugendfeuerwehrwart. Seit zwei Jahren sind beide Rentner und beim Verein Minsch to Minsch eingestiegen: „Wenn du mal ein Ehrenamt hattest, bleibst du auch dabei.“ Die Martinis gehören zu einem sechsköpfigen Team, das die Bewohner im Schwarzenbeker Seniorenzentrum St. Franziskus betreut. „Es ist wichtig, dass die Leute mal rauskommen“, sagt Martini. Das Pflegeteam könne diese zusätzliche Aufgabe nicht leisten und Angehörige seien oftmals entweder berufstätig oder wohnen zu weit weg.

Hannelore und Thomas Martini gehören zum Team von Minsch to Minsch, das die Bewohner der Seniorenresidenz St. Franziskus regelmäßig besucht. 
Hannelore und Thomas Martini gehören zum Team von Minsch to Minsch, das die Bewohner der Seniorenresidenz St. Franziskus regelmäßig besucht.  © Seniorenresidenz St. Franziskus Schwarzenbek | Seniorenresidenz St. Franziskus Schwarzenbek

„Gerade Bewohner, die keine tägliche Unterstützung durch ihre Angehörigen bekommen können, nehmen die Leistungen von Mi.t.Mi gerne in Anspruch“, sagt Residenzleiter Francis Kweku Anderson. Die Besuche erfolgen in Abstimmung mit der Einrichtungsleitung und den Angehörigen. Neben der Mitgliedsgebühr wird noch ein geringer Obolus für die Dienstleistung selbst fällig. Aktuell sind elf Bewohner sowie die Einrichtung selbst Mitglied im Verein.

Verein sucht noch aktive Helfer

Zwar umfasst der Verein (www.mi-t-mi.de), der sich ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert, mittlerweile an die 70 Mitglieder, doch vor allem jüngere Mitglieder, die aktiv ihre Unterstützung anbieten und Aufgabenfelder übernehmen können, werden derzeit gesucht. Der Einsatz ist ehrenamtlich, wird jedoch stundenweise je Serviceangebot durch einen kleinen „Obolus“ abgedeckt. Die Jahresmitgliedschaft im Verein kostet 30 Euro für Einzelpersonen, 45 Euro für Paare und 50 Euro für Institutionen. Schüler und Studenten, die aktiv mithelfen wollen oder selber Hilfe brauchen, sind mit 15 Euro dabei.