Schwarzenbek. Schwarzenbek und seine vier Partnerstädte sind seit 1955 verbrüdert. Problem: Immer weniger Bürger wissen das. Bald wird groß gefeiert.
Mit dem Verbrüderungseid auf dem alten Markt in Schwarzenbek am 27. August 1955 fing eine große europäische Freundschaft an, die im kommenden Jahr am selben Ort ihren 70. Geburtstag feiert. Wo alles begann, soll jetzt auch der runde Geburtstag gefeiert werden, und dafür legt sich die Europastadt seit Monaten mächtig ins Zeug. „Schon der Start der Vorbereitungsrunde im November war erstaunlich. Mehr als 30 Bürger hatten sich im Festsaal des Rathauses eingefunden, um sich an der Vorbereitung der Jumelage-Veranstaltung 2025 in Schwarzenbek zu beteiligen“, sagt Verbrüderungssekretärin Hannah Kloosterman.
Schwarzenbek: Besonderer Städtebund fördert vereintes Europa seit fast 70 Jahren
Außerdem hat die Stadt mit ihrer Vorgängerin, der mittlerweile im Ruhestand befindlichen Christine Uhde, eine Expertin zurück an Bord geholt, die in den europäischen Verbrüderungsstädten extrem gut vernetzt ist und bei der Koordination helfen soll. Ihr Vertrag umfasst 4,5 Wochenstunden und gilt bis nach dem Jumelage-Jubiläum. „Wir wollen, dass es ein ordentliches Fest wird“, sagte Nils Hilger (SPD) im Hauptausschuss, der die Entscheidung über die Stelle gefasst hatte. Auf ausdrücklichen Wunsch von Bernhard Böttel (FWS) war die zeitliche Befristung mit aufgenommen worden.
Neben den beiden Verbrüderungssekretärinnen im Rathaus engagieren sich viele Akteure aus den Vereinen und der Wirtschaft, aber auch Einzelpersonen für das Fest. Ganz so groß wie die Feier 2015 zum 60. Geburtstag des Städtebundes wird es allerdings nicht sein. Damals hatte es noch den Bürgerverein und eine Gruppe gegeben, die Stadtfeste organisierte. Treibende Kräfte waren die Bürgervereinsvorsitzende Ute Stimper und Stadtjugendpfleger Norbert Lütjens, der jetzt als Bürgermeister Gastgeber ist. Die letzte große Verschwisterungsfeier in Schwarzenbek war in ein dreitägiges Stadtvergnügen eingebettet.
Verbrüderung: Das Band der Freundschaft soll mit einem großen Fest erneuert werden
„Es wird in jedem Fall ein Fest geben. Wir wollen die Jumelage nicht nur in einem internen Kreis mit den Delegationen aus den Verbrüderungsstätten feiern, sondern alle Bürger einladen. Schwarzenbek will sich als herzlicher, sympathischer Gastgeber präsentieren und ein wunderbares Fest auf die Beine stellen, das allen Beteiligten lange in Erinnerung bleibt“, so Hannah Kloosterman. „Ich könnte mir vorstellen, dass es so etwas wie das Sommerfest zur Einweihung des Pumptracks im vergangenen Jahr werden könnte. Aber das müssen wir in den Arbeitsgruppen entscheiden.“
Der Countdown läuft jedenfalls. Denn auch wenn der Termin vom 11. bis zum 15. September 2025 noch weit entfernt scheint, ist das Treffen für die Stadt eine große logistische Herausforderung. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre mit Verbrüderungstreffen haben gezeigt, dass ein Vorlauf von deutlich mehr als einem Jahr dringend erforderlich ist, damit es ein gelungenes Fest werden kann. Das geht schon mit der Unterbringung und Betreuung der Gäste los. „Wir haben keine nennenswerten Hotelkapazitäten in der Stadt. Wir brauchen dringend private Gastgeber“, hatte Bürgermeister Norbert Lütjens kürzlich bei der Jahreshauptversammlung der Wirtschaftlichen Vereinigung, aber auch bei anderen offiziellen Anlässen um Unterstützung geworben. Denn aus jeder der vier Verbrüderungsstädte – Aubenas (Frankreich), Zelzate (Belgien), Cesenatico (Italien) und Sierre (Schweiz) – werden Delegationen mit jeweils 30 Personen erwartet. Darunter viele Jugendliche, und die wenigsten dieser Besucher sprechen Deutsch.
Unterbringung der 120 Gäste wird eine der großen Herausforderungen
Aber im Vorfeld gilt es auch, erst einmal die Bedeutung der Verbrüderung bekannt zu machen. Denn viele Schwarzenbeker sind Neubürger, die von der jüngeren Geschichte der Europastadt wenig wissen. „Als größte Aufgabe identifizierten die Teilnehmer des Bürgertreffens, die Jumelage in der Stadt überhaupt erst einmal bekannt zu machen. Viele Menschen in der Stadt haben keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Selbst Leute, die am Verbrüderungsring oder an der Cesenaticostraße wohnen oder im Sierre-Park spazieren gehen, wissen nicht, wieso diese Orte so heißen“, sagt Hannah Kloosterman. Erstmals hat der Bürgermeister beim diesjährigen Neujahrsempfang die Werbetrommel für die Jumelage gerührt. Auch bei der Demonstration für Demokratie und Menschlichkeit auf dem Ritter-Wulf-Platz im Februar warben Mitglieder des Jumelage-Teams für das Jubiläumsfest. Ebenso hat Bürgermeister Lütjens bei der Amtseinführung der neuen Leiterin des Gymnasiums, Kristin Krause, darum geworben, das Motto „Europaschule“ weiter mit Leben zu füllen und noch stärker bei den Schülern den europäischen Gedanken zu fördern und sich bei der Jumelage einzubringen. Weitere Aktionen werden folgen.
Denn gerade angesichts des Rechtsrucks in der Gesellschaft und des auf europäischem Boden ausgebrochenen Krieges in der Ukraine ist der Gedanke der Verbrüderung aktueller als je zuvor. „Die Jumelage ist Zeugnis für die dauerhaften Bindungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen und Brückenbau über geografische Grenzen hinweg. Sie ist damit auch ein wichtiges Signal gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass und den aktuell spürbaren Rechtsruck in der Gesellschaft“, betont Hannah Kloosterman. Denn auch die Geburtsstunde der Verbrüderung stand für einen Neubeginn der Beziehungen in dem noch vom Zweiten Weltkrieg gezeichneten Europa.
Die Geburtsstunde der Verbrüderung stand noch im Zeichen des Zweiten Weltkriegs
1955 wurde die Verbrüderung auf Initiative des damaligen Schwarzenbeker Bürgermeisters Hans Koch ins Leben gerufen. Er warb zuerst 1953 beim Besuch französischer Geschäftspartner beim Maschinenbauer Fette (heute LMT) für ein Miteinander. Schnell waren die Franzosen überzeugt, der Funke sprang über auf die späteren Verschwisterungsstädte in Belgien und der Schweiz. Einige Jahre später schlossen sich auch Cesenatico und das holländische Delfzijl dem Städtebund an. Die Holländer sind aber vor mehr als zehn Jahren abgesprungen. Für diese Idee, mehrere Städte aus verschiedenen Ländern zu einem Städtebund zusammenzuführen, wurde Schwarzenbek 1961 sogar der Europapreis verliehen.
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Bis zum Jumelage-Geburtstag gibt es noch viel zu tun. Ein zehnköpfiges Kernteam aus Bürgern und Mitarbeitern der Stadtverwaltung wurde gegründet, um alles zu koordinieren. Arbeitsgruppen werden eingerichtet, die sich zum Beispiel um das Programm, die Unterbringung der Gäste und die Öffentlichkeitsarbeit kümmern werden. Einen groben Ablaufplan gibt es bereits, mit den Ideen und dem Engagement der Bürger soll er mit Leben gefüllt werden. Das nächste Vorbereitungstreffen, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen sind, findet am Donnerstag, 23. Mai, um 18 Uhr im Amtsrichterhaus (Körnerplatz 10) statt. Ansprechpartnerin der Stadt ist Hannah Kloosterman. Sie ist erreichbar unter verbruederung@schwarzenbek.de und freut sich über Ideen, Anregungen, Fragen und Angebote, Gäste aufzunehmen.