Geesthacht. Eigentlich wollte Markus Leiseder in einem elf Meter hohen Neubau Hotelzimmer einrichten. Dem Ausschuss lag nun ein anderer Antrag vor.
Neue Entwicklung bei der Reaktivierung vom Hotel zur Post in Geesthacht: Als der Stadtplanungsausschuss am Dienstag den Abschluss eines städtebaulichen Vertrages mit dem Bergedorfer Unternehmer Marcus Leiseder absegnen sollte, war auf einmal vom Bau eines Gebäudes mit zwölf Ferienwohnungen die Rede. Darüber zeigte sich nicht nur der Ausschussvorsitzende Christoph Hinrichs (Bürger für Geesthacht, BfG) überrascht.
Denn als Leiseder im August 2022 ein 700 Quadratmeter großes städtisches Grundstück im rückwärtigen Bereich des denkmalgeschützten Ensembles an der Elbstraße per Anhandgabe zur Hotelreaktivierung abgetreten wurde, war stets die Rede davon, dass dort weitere Hotelzimmer entstehen sollen. „Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass dies nur ein Vorwand war, um die Politik einzuwickeln, um an das Grundstück zu kommen“, sagte Andreas Liedtke, der neben dem ehemaligen Kaiserlichen Postamt in der Hafenstraße wohnt und dem Vorhaben kritisch gegenüber steht.
Hotel zur Post Geesthacht: Neue Pläne des Investors verblüffen die Politik
„Ich wundere mich, dass man für schnöde Ferienwohnungen in der Stadt so hoch bauen darf. Und irgendwann wohnen dann Monteure da drin“, so Liedtke. Das dreistöckige Gebäude soll eine Höhe von 11,5 Meter bekommen. Seine ablehnende Haltung ist nachvollziehbar. Denn sein Grundstück ist vom Hotel umzingelt. Rechts von seinem Haus besteht ein Wegerecht auf das Anhandgabe-Grundstück, welches die Stadtverwaltung eingeklagt hat.
Weitergehende Informationen erhielt Liedtke in der Ausschusssitzung nicht, die Beratungen fanden im nichtöffentlichen Sitzungsteil statt. Ein Umstand, den Hinrichs für nicht gerechtfertigt sieht. „Weil es hier um ein Thema geht, das ganz Geesthacht betrifft“, wie der BfG-Fraktionsvorsitzende sagt. Die Stadtverwaltung hob auf Anfrage hervor: „Unser Fachdienst Stadtplanung ist mit dem Vorhabenträger über jede Entwicklung bei dem Projekt im Gespräch.“
Mehrheit der Politiker sieht keine Bedenken
Die Mehrheit der Ausschussmitglieder war von den Ausführungen der Verwaltung überzeugt: Mit neun Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen, unter anderem von Hinrichs, wurde dem städtebaulichen Vertrag zugestimmt. „Für die SPD ist wichtig, dass es bei einer touristischen Nutzung bleibt und wir uns das maximal möglich absichern“, begründet die Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister die Zustimmung ihrer Fraktion.
Durch die Vertragsinhalte, die der Stadt ein Vorkaufsrecht einräumen, die Art der Nutzung, die Sicherstellung ausreichender Parkplätze und eine Bebauungsverpflichtung mit Umsetzungsfrist sei dies gewährleistet. „Wir wollen, dass es beim Hotel zur Post vorangeht“, ergänzte Daniel Malorny (CDU).
Für die Nachbarn der Buhmann
Allerdings hat Marcus Leiseder auch andere „Baustellen“: Im ehemaligen Kaiserlichen Postamt wohnt weiterhin eine Familie zur Miete. Um dieses Verhältnis steht es, wie zu dem mit Liedtke, nicht zum Besten. „Wir haben einen unbefristeten Mietvertrag und mündliche Absprachen mit dem alten Vermieter getroffen. Die haben Herrn Leiseder nicht interessiert“, sagt der Mieter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Auch in anderen Dingen (unter anderem Ausstellung einer Vermieterbescheinigung, Versorgung nur mit Baustrom) liegen sie über Kreuz.
Eine schnelle Lösung bahnt sich nicht an. „Mir ist bewusst, dass ich in der Rolle des Buhmanns bin, weil ich für Veränderungen sorge“, erwidert Leiseder auf Nachfrage der Redaktion. Doch für die Umsetzung seiner Pläne benötigt er auch das ehemalige Kaiserliche Postamt.
Biergarten öffnet auch 2024 nicht
Der Bergedorfer Unternehmer hat das Hotel zur Post (Elbstraße 7) samt ehemaligem Kaiserlichen Postamt (Hausnummer 5) 2022 gekauft, um dort wieder ein Hotel samt Restaurant und Biergarten zu öffnen sowie den Saal für Feierlichkeiten herzurichten. Für die Wirtschaftlichkeit des Projekts, das er „Backbord Geesthacht“ getauft hat, sei eine bestimmte Anzahl an Zimmern nötig.
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Die Arbeiten an und in der Hausnummer 7, wo er elf Hotelzimmer schafft, sind dabei im vollen Gange. Eine Öffnung des Biergartens in diesem Jahr, wie 2023 angedacht, wird es dieses Jahr nicht geben. „Eine halbfertige Öffnung macht keinen Sinn“, sagt Leiseder. Die Aufregung über das Wort „Ferienwohnung“ kann er nicht nachvollziehen.
Ferienwohnungen für Familien gedacht
„Ich würde es eher Lobby oder Studio nennen. Es sind große Zimmer mit einer Küchenzeile, damit es auch für Familien interessant ist. Und keine Angst, für Monteurswohnungen würde sich die Investition nicht lohnen“, sagte er, als ihn unsere Redaktion am Mittwoch auf der Baustelle antraf. Auch für die Parkplätze gebe es eine Lösung: „Die würde ich von der Stadt anmieten.“
Noch ist wegen des städtebaulichen Vertrages nicht das letzte Wort gesprochen. Den Beschluss muss die Ratsversammlung noch absegnen. Das soll bereits in der Sitzung am Freitag, 14. Juni, geschehen (18 Uhr, Ratssaal im Rathaus oder im Livestream auf Youtube). Für den Stadtplanungsausschussvorsitzenden Christoph Hinrichs ist das alles viel zu kurzfristig. Denn erst am Montagmittag hatten die Fraktionen Einsicht in den Vorschlag der Verwaltung bekommen.