Geesthacht. Bergedorfer Unternehmer hat verwunschenes Ensemble an der Elbstraße gekauft. Was er mit dem historischen Haus vorhat.
Eine dichte Wand aus Lindenblättern verdeckt derzeit die Sicht von der Elbe auf das Hotel zur Post in Geesthacht. Nur von der Eingangstreppe lässt sich ein kleiner Blick auf das dahinterliegende Gebäude erhaschen. Es ist ein architektonisches Schmuckkästchen, das Bauherr J. H. Holert im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts unweit des Hafens und in direkter Nachbarschaft zur St. Salvatoris Kirche erbauen ließ und das bis heute fast unverändert erhalten ist.
Der Bergedorfer Unternehmer Marcus Leiseder möchte das Ensemble, zu dem auch das angrenzende ehemalige Kaiserliche Postamt gehört, aus dem Dornröschenschlaf wecken. „Das ist eine exorbitant tolle Lage“, sagt Leiseder. Er hat das Grundstück von Peter Wrede gekauft und stellt klar: „Ziel ist es nicht, hier neue Wohnbebauung hochzuziehen. Ich trete an, um daraus einen Anlauf- und Verweilpunkt für Geesthacht und Umgebung zu machen.“ Ihm schwebt ein gastgebendes Konzept mit Hotelbetrieb vor.
Hotel zur Post: Das Projekt befindet sich im Anfangsstadium
Allerdings befindet sich das Projekt im Anfangsstadium. Leiseder ist noch nicht einmal im Grundbuch als Eigentümer eingetragen. „Wohin die Reise gehen darf, weiß ich noch nicht“, sagt er. Dies hänge von mehreren Faktoren ab: Was will die Stadt? Was genehmigt die Lokalpolitik? Was erlaubt der Denkmalschutz? Welche Lösung kann für den Mieter mit unbefristetem Vertrag im ehemaligen Kaiserlichen Postamt gefunden werden?
Leiseder möchte alle Beteiligten auf die Reise mitnehmen. „Auch wenn Veränderung nicht nur Begeisterung, sondern auch Verunsicherung auslösen kann – ich sehe es als eine riesen Chance für Geesthacht. Ich gehe nicht als Investor an das Projekt heran, sondern als Idealist“, betont Leiseder, der am neuen Konzept beim Fährhaus Zollenspieker beteiligt war.
Hotel zur Post: Denkmalschutz dürfte Hürden in den Weg stellen
Insbesondere hinsichtlich des Denkmalschutzes dürften einige Hürden im Weg liegen. Das gesamte Ensemble inklusive der Lindenreihe steht unter Schutz. In der Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein heißt es auszugsweise: „Vor allem das Gasthofgebäude mit seinem das Straßenbild prägenden Äußeren, seiner bauzeitlichen Ausstattung, dem [...] Saalanbau und der vorgelagerten Lindenreihe machen das Ensemble zu einem anschaulichen baulichen Dokument der Geesthachter Blütezeit als Ausflugs- und Kurort.“
Die tolle Lage hatte bereits J. H. Holert Ende des 19. Jahrhunderts erkannt. Das Mitglied einer alteingesessenen Schifferfamilie betrieb den „Gasthof zur Post“, während im wenige Meter angrenzenden Hafen zahlreiche Ausflügler aus Hamburg eintrafen.
Hotel zur Post: Bis vor einigen Jahren ein paar Privatfeiern
Lange tat sich baulich im Gasthof, der später das Hotel zur Post wurde, nichts. Bis vor ein paar Jahren erlaubten die alten Eigentümer ein paar Privatfeiern. Mitunter waren auch die einfachen Zimmer für kleines Geld an Gäste oder Radtouristen vermietet.
Im Innern herrscht in Gaststube, Saal und Zimmern noch der Charme der 1960er-Jahre. Ein Umstand, der Filmteams anlockte, die regelmäßig hier drehten. Die Crew von „Nord bei Nordwest“ nutzte das Hotel als Location für die in der Serie vorkommende Pension Ahab. Am 15. Juni dürfen die Filmleute das Objekt wahrscheinlich zum letzten Mal nutzen.
Geesthacht hat zu wenig Hotelbetten
Derweil sagt Marcus Leiseder: „Derzeit ist das alles andere als ein Hotel. Es ist ein Gasthaus mit einfachen Fremdenzimmern und einem Festsaal.“ Ein Hotel ist aber genau das, was in der Stadt noch fehlt. Das hat Bürgermeister Olaf Schulze in der Vergangenheit mehrfach gegenüber unserer Redaktion betont.
Die Tourist-Info weiß mitunter nicht, wohin mit den Touristen. Das Hotel Elbblick (46 Betten) und das Landhaus Tesperhude (18 Betten) in Tesperhude sowie der Holsteiner Hof (45 Betten) und der Lindenhof (41 Betten) in Geesthacht plus die Jugendherberge reichen nicht aus. Aktuell hält sich die Verwaltung zum Hotel zur Post aber bedeckt. Auf Anfrage heißt es, dass Pläne zu gegebener Zeit in den entsprechenden Gremien vorgestellt würden.
Hotel zur Post: Neuer Eigentümer wünscht sich mehr Zimmer
Leiseder stellt klar, dass es sich wohl nur mit einem Betrieb mit um die 50 Zimmer rechne. Aus den derzeit 15 Fremdenzimmern (alle ohne Bad) ließen sich etwa zehn neue Zimmer machen. Der Rest müsste etwa im Kaiserlichen Postamt unterkommen oder in einem denkbaren Neubau auf einem angrenzenden Tortengrundstück, das noch der Stadt gehört.
Gerhard Boll (Grüne), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses, hat von den Plänen des neuen Besitzers gehört und ist angetan. „Wenn der Charakter des Hauses gewahrt bleibt, ist es nach der Sanierung um die St. Salvatoris Kirche wie aus einem Guss. Und der Blick von der Terrasse auf die Elbe ist ein Traum.“