Geesthacht. Unter dem Titel „Backbord Geesthacht“ plant Marcus Leiseder Hotel mit Gastronomie, Café, Biergarten und Festsaal. Ist das umsetzbar?
Dass Marcus Leiseder aus dem Bereich Markenentwicklung kommt, war nicht zu überhören, als der neue Eigentümer des Ensembles des Hotels zur Post in Geesthacht vor dem Stadtplanungsausschuss über seine Ideen zur Wiederbelebung eines Hotel- und Gastronomiebetriebes an der Elbstraße 5 bis 7 referierte.
Der Unternehmer aus Bergedorf, der sein Büro im sanierten alten Ortsamt am Bult hat, welches er als Referenz-Objekt für eine Sanierung anführte, spannte einen großen Bogen. Leiseder sprach darüber, wie viele liebenswerte Ecken er inzwischen in Geesthacht entdeckt habe und welche tollen Dinge man in Geesthacht erleben könne. Alles Kleinigkeiten, die manch alteingesessener Bürger schnell übersehe.
Geesthacht: Hotel ist „das Tor vom Hafen zur Altstadt“
„Das Hotel zur Post ist dabei das Tor vom Hafen zur Geesthachter Altstadt“, hob Marcus Leiseder hervor. Und weiter: „Das ist eine großartige Ausgangsposition, und ich habe richtig Lust etwas zu tun, um die gesamte Ecke touristisch attraktiv zu machen. Es lässt sich aber nur revitalisieren, wenn Sie alle mitziehen.“
Wie berichtet, will Leiseder den alten Saal für Feste und Feiern erhalten. Der zur Elbe ausgerichtete Saal erinnere ihn an den Bug der Titanic, schwärmte er. Wirtschaftlich ließe sich das Hotel zur Post jedoch nur betreiben, wenn er die Möglichkeit bekommt, einen Betrieb mit 50 Zimmern zu eröffnen. Dabei zielt er auf Radtouristen wie auch Hochzeitsgesellschaften ab. Dies geht nicht ohne einen Anbau, weil sich in den Bestandsgebäuden nur etwa zehn Zimmer einrichten ließen.
Anhandgabe: Stadt verkauft 700 Quadratmeter großes Grundstück
In einem ersten Schritt hatten die Stadtvertreter mittlerweile ihre Bereitschaft zur Unterstützung des Projekts kundgetan, indem sie Leiseder ein 700 Quadratmeter großes städtisches Grundstück im rückwärtigen Bereich mittels einer Anhandgabe verkauft haben. Auf diesem Grundstück kann sich Leiseder entweder einen Anbau beziehungsweise ein eigenes Gebäude für die Zimmer vorstellen. Oder er setzt auf den baufälligen Saal mit der durchhängenden Decke ein Stockwerk drauf.
Im Erdgeschoss des ehemaligen kaiserlichen Postamtes (Hausnummer 7) schwebt Leiseder ein Café oder ein Eiscafé vor sowie ein Biergarten am alten Hoteleingang. Die verputzte Mauer könnte auch aus Feldsteinen sein. Und die Lindenreihe müsse beschnitten werden, damit das Gebäude von der Elbe sichtbar sei. Auch ein Anschluss an Fernwärme wäre denkbar. Leiseder hat dem Projekt den Arbeitstitel „Backbord Geesthacht“ gegeben. „Der Begriff ,Hotel zur Post’ bleibt aber auch irgendwie erhalten“, verspricht der Bergedorfer.
Politiker von ersten Ideen begeistert
Die Politiker, egal welcher Fraktion, waren anschließend geradezu euphorisch. „Ich bin von allen Ideen begeistert. Ich freue mich schon, bei Ihnen an der Bar zu sitzen“, sagte beispielsweise Dagmara Strauer (FDP). Von einem Gewinn für Geesthacht sprach Petra Burmeister (SPD). „Wir setzten großes Vertrauen in Sie, werden aber nicht jede Planung durchwinken.“
Kritische Fragen wurden bei dieser Sitzung indes nicht gestellt. Dafür sei es wegen der fehlenden konkreten Pläne zu früh. Gleichwohl liegen drei Kernprobleme auf der Hand: Wo sollen die Nutzer von 50 Hotelzimmern parken? Wie lässt sich das Wegerecht für das Haus an der Elbstraße 9 in die Planung integrieren. Und vor allem, welche baulichen Veränderungen genehmigt der Denkmalschutz?
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Denkmalschutz muss zustimmen
„Ich möchte Sie vorbereiten: Behalten Sie Ihre positive Einstellung, wenn Sie mit dem Denkmalschutz reden“, gab der dem Projekt positiv gestellte Andreas Schwandt (CDU) Leiseder mit auf den Weg.
Das gesamte Ensemble inklusive der Lindenreihe steht unter Schutz. In der Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein heißt es auszugsweise: „Das Gasthofgebäude mit seinem das Straßenbild prägenden Äußeren, [...], dem [...] Saalanbau und der vorgelagerten Lindenreihe machen das Ensemble zu einem anschaulichen baulichen Dokument der Geesthachter Blütezeit als Ausflugs- und Kurort.“
Auf Nachfrage sagt Tobias Frohnert, Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg: „Bei dem Umbau geschützter Denkmale muss der Bauherr mit großer Sensibilität vorgehen. Der Denkmalwert soll erhalten bleiben. Kompromisse sind aber möglich, da der Denkmalschutz die Nutzung einem Leerstand und Verfall vorzieht.“ Weiter teilt Frohnert mit, dass Anbauten und besonders Aufstockungen schwierig seien, weil der geschützte Charakter verloren gehe. Häufig seien Anbauten auf den straßenabgewandten Seiten anzutreffen, die die Ansicht des Denkmals von vorne nicht beeinträchtigen.