Geesthacht. Nach einem Treffen mit Bildungsministerin Karin Prien gibt es erste Ergebnisse. Was an der Geesthachter Schule verbessert werden soll.
Nach der Messerattacke vom 30. Mai an der Bertha-von-Suttner-Schule (BVS) in Geesthacht sind erste Maßnahmen beschlossen worden. So will das schleswig-holsteinische Bildungsministerium mit Nachdruck die Besetzung offener Stellen, von denen es an der BVS viele gibt, forcieren. Die Schule soll weiter durch das Perspektivschul-Programm des Landes finanziell gefördert werden. Das Ministerium prüft die temporäre Verstärkung der Schulsozialarbeit. Und auch der Sicherheitsdienst, der direkt nach dem Vorfall engagiert wurde, wird weiter Präsenz zeigen.
Darauf verständigten sich Bildungsministerin Karin Prien (CDU), Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze, Landtagsabgeordnete, Vertreter aus Schulaufsicht, Schule, Eltern, Polizei und der lokalen Politik, die am Montagabend im Ratssaal gemeinsam berieten. Der Tenor: Nach dem tragischen Vorfall soll an einem Strang gegen Jugendgewalt gezogen werden.
Messerattacke in Geesthacht: Ministerin Karin Prien spricht über Konsequenzen
Am Donnerstag, 30. Mai, hatte ein 13-jähriger Schüler einem Zwölfjährigen gegen 13.15 Uhr an der Bushaltestelle vor der Schule ein Messer in den Rücken gestoßen. Der verletzte Junge wurde ins UKE Hamburg gebracht, konnte glücklicherweise aber schon am Freitag das Krankenhaus wieder verlassen. Beide Kinder waren zuvor schon dem Jugendamt bekannt. Der Täter ist vom Unterricht suspendiert.
„Wir sind noch immer entsetzt angesichts dieses Vorfalls, der sich vor unserer Gemeinschaftsschule ereignet hat. Gewalt darf an unserer Schule, darf an keiner Schule toleriert werden – und es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dieses Problem zu benennen und Maßnahmen zu ergreifen, damit Konflikte nicht in dieser Weise eskalieren“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Karin Prien und Olaf Schulze.
Messerattacke in Geesthacht: Kein Gewaltproblem an den Schulen
Das Thema bewegt die Elternschaft an den Schulen noch immer, die Stimmung ist aufgewühlt. Eltern fragen sich, ob sie ihr Kind noch auf die Bertha-von-Suttner-Schule schicken können. Viele Gerüchte sind im Umlauf, die die Behörden nicht immer ausräumen können, weil persönliche Informationen dem Datenschutz unterliegen.
Für die Bildungsministerin war es derweil bereits der zweite Besuch binnen weniger Tage. In der vergangenen Woche hatte sie vor Ort mit allen Geesthachter Schulen die Lage analysiert und festgestellt, dass es in der Stadt kein Gewaltproblem an einer einzelnen Schule gebe, sondern mehr und besser über Strukturen und verbesserte Zusammenarbeit vor Ort gesprochen werden müsse.
Messerattacke in Geesthacht: Schulrat soll mit seinem Netzwerk die Schulen unterstützen
Und das soll so gelingen: Von Seiten des Ministeriums wird der Schulrat als Ansprechpartner für alle Schulen in Geesthacht diese Kooperation übernehmen und soll mit seinen Verbindungen zu den sozialen Diensten des Kreises nicht nur den Grundschulen, sondern auch den Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe und den Gymnasien zur Seite stehen.
Aktuell werden verschiedene Maßnahmen geprüft, die das Sicherheitsgefühl an der BvS verbessern sollen. Konkret wird die Präsenz des Sicherheitsdienstes, der 14 Tage lang bis zum 14. Juni täglich mit zwei Mitarbeitern an der Bertha-von-Suttner-Schule vor Ort ist, verlängert. „Ab dem 17. Juni wird der Sicherheitsdienst in größeren zeitlichen Abständen auf dem Schulgelände und dem direkten Umfeld der Schule tätig sein. Zudem wird die Polizei im Umfeld der Schule Präsenz zeigen“, kündigt Geesthachts Bürgermeister an.
Schulen noch immer mit den Folgen der Pandemie beschäftigt
Ein Sicherheitsdienst löse nicht die Probleme und sei herausgeworfenes Geld, hatte eine Mutter unserer Redaktion nach dem Vorfall gesagt. Sie wünsche sich eine Verbesserung der Schulsozialarbeit. Eine Schulleiterin bestätigte, dass die Schulen im ganzen Land noch massiv mit den Folgen von Corona beschäftigt seien. Gerade in den jüngeren Jahrgängen gebe es Defizite in der Sozialkompetenz.
Lehrermangel und unbesetzte Stellen von Schulsozialarbeitern erschwerten es den Schulen, die entstandenen Auffälligkeiten abzufangen und eng zu begleiten. An der BvS sei der Lehrermangel massiv, die offenen Stellen liegen nach Informationen unserer Redaktion im zweistelligen Bereich. Doch auch hier verspricht Ministerin Prien Abhilfe.
Offene Stellen an der BvS sollen schnellstmöglich besetzt werden
Sie sagte zu, mit Nachdruck die Besetzung offener Stellen zu forcieren. Etwa indem umgehend geprüft wird, ob kurzfristig nicht auch Versetzungen von anderen Schulen möglich sind. Geklärt werden soll auch, ob im südlichen Gebiet im Kreis Herzogtum Lauenburg eine temporäre intensivpädagogische Maßnahme (TIP-Maßnahme) eingerichtet werden kann. „Eine TIP-Maßnahme kann eine sehr wertvolle Ergänzung zur Schulsozialarbeit sein, wenn wir Schülerinnen und Schüler haben, die im normalen Schulmiteinander nicht mehr beschult werden können“, so die Ministerin.
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Bertha-von-Suttner-Schule „ist eine tolle Schule“
Durch die Fortführung des Perspektivschul-Programms, die Mittel waren für die Einstellung von zusätzlichen sozialpädagogischen Kräften genutzt worden, bleibt es auch bei der finanziellen Unterstützung der Bertha-von-Suttner-Schule. Olaf Schulze verweist auf die Investitionen in die Ausstattung wie den 12 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau und die Modernisierung des Schulhofes.
Schulze betont: „„Die Bertha-von-Suttner-Schule ist eine tolle Schule, an der von einer motivierten Lehrerschaft sehr gute pädagogische Arbeit geleistet wird und an der Schülerinnen und Schüler in schönem und modernem Umfeld lernen können.“ Derzeit ist es ein Umfeld in Aufruhr, wobei sich Lehrer und Eltern endlich eine Rückkehr zur Normalität wünschen – das war auch eine Botschaft, die Karin Prien bei ihrem Besuch in Geesthacht mitgenommen hat.