Geesthacht. Der Geesthachter Treffpunkt scheint unerreichbar am Ende einer Baustelle zu liegen. Angebote wurden schon abgesagt. Doch es gibt Wege.

Manchmal kommt alles noch viel schlimmer. Im vergangenen Jahr litt GeesthachtsOberstadttreff unter den mehrmals wechselnden Anfahrtsmöglichkeiten. Wegen des Fernwärmeausbaus der Stadtwerke am Dösselbuschberg war der Dialogweg für viele verwirrend acht Monate lang mal nur von links, dann wieder nur von rechts anfahrbar. In diesem Jahr kommt es nun knüppeldick. Jetzt geht gar nichts mehr.

Der Dialogweg ist seit März komplett gesperrt. Denn der Weg und die Hachede-Schule sind dran ist mit der Verlegung eines Fernwärmeanschlusses. An der Zufahrt ist die Fahrbahn mit rotweißen Baken gesperrt, gekrönt von einem alles überragenden, nicht zu übersehenden Durchfahrt-verboten-Schild. Die wäre auch gar nicht möglich. Der Asphalt hinter den Barrieren ist fast auf der gesamten Straßenlänge aufgebrochen, im Grund des so entstandenen Grabens schlängelt eine Handvoll Leitungen.

Der Fernwärmeausbau sorgt für eine Vollsperrung

Somit hat der Oberstadttreff nun ein großes Problem: Er liegt unsichtbar ganz am hinteren Ende der Bauarbeiten. Wer es nicht besser weiß, glaubt gut und gerne, dass ein Hinkommen nicht mehr möglich ist. Und dass der Oberstadttreff in der Zeit der Arbeiten geschlossen haben muss.

Zumal eine äußerst beliebte Veranstaltung dem Gebuddel vor der Haustür jetzt zum Opfer gefallen ist. Der traditionelle Frühlings-, Pflanzen- und Kreativmarkt, bei dem von privat zu privat allerlei Gewächse den Besitzer wechseln, hätte am 5. Mai stattfinden sollen. Er wurde nun abgesagt. Gartenfreunde müssen sich somit bis Herbst gedulden. Immerhin: Der zweite Jahrestermin für das Bäumchen-wechsle-dich-Spiel am Sonntag, 15. September, dürfte nicht gefährdet sein.

Keine Fläche mehr da für Aussteller: Der Pflanzenmarkt wurde jetzt abgesagt

„Wo sollen sich die Aussteller hinstellen? Auch Parkflächen sind weggefallen“, sagt Willi Blum, der Leiter des Oberstadttreffs. Beim Ausfall des Marktes bleibt es nicht, auch der Tanz- und Walzerabend am 22. Juni wird ausfallen, berichtet er. „Aber der restlichen Veranstaltungen sollen stattfinden“, verspricht Willi Blum.

Denn eigentlich sei im Oberstadttreff alles wie immer, beteuern er und Birgit Wulf. Alle Kurse und Angebote liefen weiter. Das Mehrgenerationenhaus ließe sich auch weiterhin bequem mit dem Auto anfahren, nur halt auf ungewöhnlichem Wege.

Wegen der Umleitung wurden drei große Feldsteine weggeräumt

Wer aus Richtung Hansastraße kommt, biegt noch vor dem Dialogweg vom Dösselbuschberg in den Ilenweg ab und gleich wieder links in den Uhrbrookring. Von dort geht erneut links der Börmweg ab. Wer vom Richtweg kommt, passiert auf dem Dösselbuschberg erst den Dialogweg und biegt dann in den Ilenweg ab.

Normalerweise blockieren drei schwere Feldsteine diese Zufahrt zum Oberstadttreff für Autos vom Börmweg aus. Sie wurden für die Baustellenphase nun beiseite geräumt. Der schmale und bewaldete Sandweg ist beliebt bei Gassigehern. Halter und Hund dürfte die aktuelle Phase gar nicht schmecken.

Ende Juni soll der Spuk mit der Vollsperrung ein Ende haben

Denn auch die Baumaschinen und Lastwagen nehmen alle diesen Weg. Von ihnen sind nicht wenige auf dem kleinen Feldweg unterwegs. Am Ende des Dialogweges befindet sich eine weitere Baustelle. Hier wird die ehemalige Kreisberufsschule zum neuen Verwaltungszentrum Süd des Kreises umgebaut.

Will Blum hofft, dass der Spuk Ende Juni vorbei ist. Dann könnte der Dialogweg zumindest auf halber Breite wieder befahrbar sein, die Vollsperrung sollte zunächst bis zum 21. Juni gelten. Aber zumindest eine hochkarätige Veranstaltung wird von der aktuellen Phase der Vollsperrung für Autos noch betroffen sein.

Ende April ist Autorin Cornelia Koepsell zu Gast und liest aus ihrem neuen Roman

Am Donnerstag, 25. April, ist Autorin Cornelia Koepsell zu Gast. Die studierte Germanistin liest von 18 bis 20 Uhr aus ihrem neuen Roman „Die Unbezähmbaren“. Das Werk behandelt anhand einer eher beklemmenden Familiengeschichte das Thema der vielen überzähligen Frauen und der Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf einen Mann kamen rechnerisch damals zweieinhalb Frauen.

Gleichzeitig aber waren gemäß dem damaligen Zeitgeist Ehe und Familie das Nonplusultra. Die vielen zwangsläufig alleinstehenden Frauen – Kriegswitwen, Ledige oder gar Geschiedene – wurden dann ausgegrenzt, weil sie nicht mehr ins Idealbild der Nachkriegsgesellschaft passten.

Sorgenkind sind die Leih-Großeltern – Nachfrage übersteigt mögliches Angebot deutlich

Eine Familie in der Nachkriegszeit versucht in der Romangeschichte, sich in Bad Schwartau eine neue bürgerliche Existenz aufzubauen. Die Eltern, ehemalige Erben einer inzwischen sozialisierten Textilfabrik, sind aus Guben geflohen und werden als Flüchtlinge und Habenichtse diskriminiert. Einzig die 14-jährige Tochter Julia und Tante Frieda lehnen sich auf. Mit dramatischen Folgen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung aber nötig unter Telefon 04152/136850.

Ein Sorgenkind beim aktuellen Angebot sind die Leih-Großeltern. Benötigt würden deutlich mehr Senioren, die sich in Familien mit Kindern als stellvertretende Oma und Opa einbringen. „Wir kommen bei den vielen Anfragen nicht mehr hinterher“, sagt Willi Blum. Die neue Malgruppe für Menschen mit Demenz startete mangels Interesse von Angehörigen gar nicht erst.

Fehlt etwas? Wer eine tolle Idee hat, kann sie gern versuchen, umzusetzen

Willi Blum und Birgit Wulf betonen, dass es bei den derzeitigen Gruppen nicht bleiben müsse. „Wer eine tolle Idee hat, dass etwas noch fehlt, kann sich gern melden“, sagt Birgit Wulf. Auf der Internetseite (www.oberstadt-treff.de) sind unter der Überschrift Veranstaltungen bereits viele Angebote aufgelistet.

Eigentlich ist bereits für jeden etwas dabei. Es gibt zum Beispiel den Bobbycar-Treff für Eltern mit Kindern, den familiären Mittagstisch, das Männerkochen, der Weiße Ring berät Opfer von Verbrechen, den Erzählsalon, das Repaircafé, Hilfe bei Behördengängen, zu PC- und Handyfragen und viele, viele Gruppen rund um Handarbeit, Gesundheit, Selbsthilfe, Soziales und Freizeit.

Auch interessant

Die jüngste Erfolgsgeschichte: Die vor wenigen Wochen gegründete neue Männergruppe (jeden 1. und 3. Dienstag von 19 bis 21.30 Uhr) sei vom Start weg sehr gut angelaufen, berichtet Willi Blum. Es gehe darum, einen netten Abend zu verbringen mit Gesprächen, Handwerkstipps, Dart, Billard und dem Planen gemeinsamer Aktivitäten wie Paddeln, Campen, Werken oder Angeln. Gut, dass der erste Abend vor der Vollsperrung stattfand. Es heißt ja, dass Männer nicht nach dem Weg fragen mögen.