Escheburg/Geesthacht. Erst war die Geesthachterin Bettina Boll erzürnt, als sie den illegal entsorgen Abfall im Grün fand. Dann aber schaute sie genauer hin.
Der illegal entsorgte Müll, auf den Bettina Boll überall in der Natur stößt, macht sie in der Regel fassungslos. Diesmal war es anders. Was die Umweltschützerin jetzt entdeckte, fand ausnahmsweise ihr Entzücken: zauberhafte Objekte, die aussahen, wie einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht entsprungen. Im Gras unter Kastanien verbarg sich, inmitten von Lumpen geheimnisvoll funkelnd, Aladins Wunderlampe, und das gleich dreifach.
„Die behalte ich als Belohnung für meine Mühe“, sagt Bettina Boll. Immerhin musste sie eine Böschung in Escheburg hinunterkraxeln, um zu dem Müllberg zu gelangen. Vermutlich handelt es sich um Lampenschirme von einer Art Deckenleuchter im orientalischen Design. An einem der Fundstücke war ein Teil der Fassung abgebrochen. Doch wie von Zauberhand konnte Bettina Boll das Stück reparieren. Ein Splitter von einem anderen Teil ihrer Sammlung passte perfekt in die Lücke.
Geesthachter Umweltschützerin stößt auf unerwarteten Fund in wilder Müllkippe
Die hübschen Objekte sind mit Sternen und bunten Mosaiksteinchen überzogen. „Handarbeit“, vermutet Ehemann Gerhard Boll. Er hat früher an der Bertha-von-Suttner-Schule Technik unterrichtet, mit den Schülern auch Lampenobjekte hergestellt. „Warum verschenken die Leute das nicht?“, rätselt Bettina Boll. Sondern werfen es stattdessen in die Umwelt.
Eigentlich wollte sie das gar nicht mehr tun, überall den allgegenwärtigen Müll aus der Natur zu klauben. Bettina Boll hatte die Nase voll, anderen ihren Unrat wegzuräumen und ihre Kapitulation angekündigt. Aber so ganz kann die stadtbekannte Geesthachter Umweltschützerin es dann doch nicht lassen.
Die Stelle in Escheburg ist ein Hotspot für illegale Müllentsorgung
Besonders problematische Stellen suchen sie und Gerhard Boll immer wieder auf, um nach dem Rechten zu sehen. So wie die in Escheburg. Die Stelle, an der Bettina Boll die „Wunderlampen“ geborgen hat, ist ein Hotspot für Müll. Es ist eine eher unscheinbare kurze Zufahrt kurz nach der Ampel an der B404 in Richtung Escheburg. Von der Straße aus ist nichts Auffälliges zu sehen, erst, wenn man die Böschung hinunterschaut. Hier wird seit Jahren immer wieder Müll verklappt, haben die Bolls bei verschiedenen Besuchen festgestellt.
Entdeckt haben die beiden den beliebten Müll-Tatort bereits 2017 bei einer Wanderung am Elbhang oberhalb der Alten Landstraße. Eigentlich wollten sie nach einer Schwalbenkolonie sehen, und wie sich die Natur eine nicht mehr genutzte Kiesgrube zurückerobert hat. Dann bemerkten sie weiter unten am Hang die Bescherung. Dort schickte sich ein Müllberg seinerseits gerade an, die Natur zu erobern.
Drei Zuständigkeiten prallen im Areal aufeinander
Bei der Fläche rund um die Zufahrt prallen kurioserweise drei Zuständigkeiten aufeinander, was die komplette Abholung der illegalen Entsorgungen im weiteren Rund erschwert, auch wenn die Teile manchmal nur wenige Meter auseinanderliegen.
Je nachdem, wo ein Müllstapel hingeworfen wurde, ist zuständig für die Entsorgung die Straßenmeisterei Grande, die Gemeinde Escheburg oder ein Privatmann, denn gleich hinter einem Lattentor aus Holz liegt ein Grundstück.
Bettina Boll regt die Installation einer Absperrung zur Zufahrt an
Die Bolls müssen also bei jedem Fund eine andere Stelle informieren, je nachdem, wo der Unrat diesmal hingeworfen wurde. Oft liegt beim nächsten Aufsuchen wieder etwas Neues herum. Dass auch der Müll aus der nahen Nachbarschaft bei der Gelegenheit mitabtransportiert werde, sei wohl nicht der Regelfall, berichten die beiden.
Immerhin in einem Punkt habe sich die Situation verbessert. Dass direkt auf der Einfahrt Müll in großem Stil abgelegt werde, sei nicht mehr vorgekommen, berichtet Bettina Boll. Sie hätte gern, dass die Zufahrt für Unberechtigte kurzerhand per Schranke abgeriegelt wird, damit es nicht mehr möglich ist, sich bequem auf die Schnelle seines Mülls zu entledigen.
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Zwischen dem neuen Müllberg lag ein Briefumschlag mit Namen und Adresse
Der aktuelle Müllberg lag auf Escheburger Grund. Vielleicht gibt es diesmal Aufklärung, wer den Abfall entsorgt hatte.: In dem Unrat lag ein Briefumschlag mit zwei Namen und einer Adresse in der Nähe von Rostock. Gerhard und Bettina Boll haben die jüngste Entsorgung am 11. April entdeckt. Am 16. April war sie noch dort – ohne die drei „Aladin-Wunderlampen“.
Welchen Wunsch Bettina Boll an so eine magische Erscheinung richten würde, hat sie blitzschnell formuliert. „Dass die Vermüllung der Welt aufhört“, sagt sie. „Dass wir mit unseren Ressourchen besser umgehen“, ergänzt Gerhard Boll.