Lauenburg. Heinz-Dieter Frank (85) wollte, dass etwas an das alte Fachwerkhaus erinnert. Nun stützt ein Teil ein sehr lebendiges Projekt.

In der Nacht zum 8. Januar 2019 brannte das historische Vorwerkhaus an der Hamburger Straße komplett aus. Es war Brandstiftung, ergaben die Ermittlungen später. Ein herber Verlust, das um 1730 erbaute Fachwerkhaus in der Lauenburger Oberstadt stand ursprünglich auf der Denkmalschutzliste des Landes. Doch die Brandruine verschandelte fast fünf Jahre lang das Stadtzentrum. Am Ende waren alle Lauenburger froh, als die Abrissbagger anrückten. Von dem ehemaligen Denkmal ist nichts übrig geblieben, so schien es zumindest.

Es wäre auch so gewesen, wenn nicht Heinz-Dieter Frank an dem Schutthaufen vorbeigekommen wäre. „Das kann doch nicht sein, dass von dem historischen Haus wirklich nichts übrigbleibt“, dachte er sich. Frank gehörte vor über 20 Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Bürgervereins Pro Lauenburg, der sich kürzlich mangels Interesses selbst aufgelöst hat. Das schmerzt den 85-Jährigen noch immer sehr, aus Altersgründen wollte er sich aber nicht selbst in die Verantwortung nehmen lassen.

Historischen Balken vor dem Schredder gerettet

„Die Auflösung des Vereins hindert mich nicht daran, mich weiter für die Stadt zu engagieren“, sagt der Lauenburger. Dazu gehöre auch, achtsam mit dem kulturellen Erbe umzugehen. „Ich sprach mit dem Bauleiter und sicherte mir einen der Balken aus dem Fachwerk“, erzählt Heinz-Dieter Frank. Er hatte auch sofort eine Idee, wozu das massive Teil dienen könnte. Es einfach nur so irgendwo auszustellen, war nicht in seinem Sinn.

Zimmerer Marcus Krajewski (r.) zeigt den Balken, den Heinz-Dieter Frank als Erinnerung an das abgebrannte Vorwerkhaus gerettet hat. 
Zimmerer Marcus Krajewski (r.) zeigt den Balken, den Heinz-Dieter Frank als Erinnerung an das abgebrannte Vorwerkhaus gerettet hat.  © Elke Richel | Elke Richel

In gewisser Weise wollte er mit seinem Vorhaben nicht nur dem historischen Gebäude, sondern auch Pro Lauenburg ein symbolisches Denkmal setzen. „Vor 20 Jahren steckte die Stadt gerade voll in der Sanierung des Fürstengartens. Unser Verein hatte dafür die Initiative ergriffen“, erinnert sich Frank. Zwei Jahre dauerte die historisch genaue Neugestaltung der Anlage, ehe sie 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden konnte. Die Kosten dafür betrugen 300.000 Euro, die unter anderem die Fielmann AG aufgebracht wurden. Außerdem spendeten auch Bürger und Firmen in der Stadt sowie der Verein Pro Lauenburg selbst für das Projekt.

Auch interessant

Ein Stück Lauenburger Geschichte bewahrt

Fast zur selben Zeit bauten Jugendliche der damaligen Albinus-Realschule für den Fürstengarten ein riesiges Insektenhotel. „Die Mädchen und Jungen waren begeistert bei der Sache“, erzählt der 85-Jährige. Das Insektenhotel steht noch heute, von Brombeerhecken halb überwuchert. Es war in die Jahre gekommen, das Dach verwittert, der Unterbau verfault. Heinz-Dieter Frank legte Zimmermeister Marcus Krajewski den dicken Balken aus der Brandruine auf die Werkbank. „Kannst du das Insektenhotel damit abstützen?“, fragte er. Klar konnte er. Und weil er mit seinen Leuten schon mal vor Ort war, nahm er sich das morsche Dach des Insektenhotels auch gleich vor. Ehrenamtlich? „Versteht sich von selbst“, sagt der Meister.

Die ersten Hummeln und Bienen umfliegen das Hotel und erkunden die Lage. Ein Summen und Sirren liegt in der Luft. Den Insekten ist es egal, dass in dem Unterbau ihres Zuhauses jetzt ein Stück Lauenburger Geschichte steckt. Für Heinz-Dieter Frank ist der Einbau des historischen Balkens mehr als ein Symbol. „Wenn jeder mit offenen Augen durch Lauenburg geht und ab und zu etwas Gutes tut, dann ist Lauenburg sehr geholfen“, ist er überzeugt. Eine Sache ist für den 85-Jährigen jetzt noch offen. „Das Insektenhotel gehört auf die Streuobstwiese, wo es jeder sieht. Mal sehen, ob ich die Mitarbeiter im Bauamt davon überzeugen kann“, sagt er.