Geesthacht. Die Ortsvereine aus Börnsen und Geesthacht verschmelzen zum DRK Elbgeest. Dass sich kein Ortsname mehr im Titel findet, ist ein Signal.

Es regnet am Mittwoch in Strömen, als Stefan Fehrmann mit einer Fahne des Deutschen Roten Kreuzes von seinem Auto in die Räumlichkeiten des DRK in der Steglitzer Straße 5 zurückkehrt, um sie an einem Fenster aufzuhängen. In dem Flachbau herrscht eitel Sonnenschein. Alle haben gute Laune. Denn am Wochenende (20./21. April) kehrt das DRK massiv zurück nach Geesthacht. Dann steht der große Umzug an von der Schwarzenbeker Landstraße 8 in Börnsen, um den Standort Geesthacht mit neuem Leben zu füllen.

Die Übersiedlung leisten die Ehrenamtlichen komplett selbst. Der Kreisverband stellt als Großfahrzeuge für Mobiliar und alles Weitere zwei 2,5 Tonner zur Verfügung. In Geesthacht ist vorab schon einiges angekommen. Erste Kartons und Regale stehen bereits herum, die beiden Umkleideräume mit den Spinden für die Kleidung sind indes schon ordentlich hergerichtet.

Der Umzug aus Börnsen sorgt für neues Leben am DRK-Standort Geesthacht

Das künftige Büro wird in den ehemaligen Räumen des Kreisjugendringes untergebracht. Auch die Rote-Kreuz-Jugend bekommt einen eigenen Raum. Sie soll gestärkt werden. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, wurde bereits ein großer Tischkicker nach Geesthacht verfrachtet.

Und: Die Kleiderkammer hat den Betrieb schon aufgenommen, jeden Mittwoch ist für Kunden von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Die Zeiten sollen ausgebaut werden. Wer Kleidung, Kleinmöbel oder andere Sachen außerhalb der Öffnungszeiten spenden möchte, kann diese Dinge rund um die Uhr in Container legen. Die persönliche Abgabe wird aber bevorzugt, um sich angemessen bedanken zu können.

Der alte Geesthachter Ortsverein befindet sich in Auflösung

Die Betriebsamkeit zeigt: Der Standort Geesthacht, um dessen Zukunft es lange Zeit nicht gerade rosig stand, ist gerettet. Gerettet vor allem durch den Ortsverein Börnsen-Escheburg-Kröppelshagen und den DRK-Hauptamtlichen Stefan Fehrmann, der im Auftrag des Kreisverbandes die Dinge an der Elbe wieder ins Lot bringen sollte.

Als eingesetzter Liquidator wickelt er den ehemaligen Ortsverein Geesthacht ab, der bis September noch als Verein in Auflösung existieren wird, nachdem er sich am 18. September 2023 bei einer Mitgliederversammlung aufgelöst hatte. Nach Beendigung der Liquidation und nach Ablauf eines Sperrjahres ist das Erlöschen des Vereins abschließend bei einem Notar zur Eintragung in das Vereinsregister anzumelden.

Eine durch und durch vergiftete Atmosphäre

Die Atmosphäre beim alten Ortsverein war durch und durch vergiftet. „Mitglieder mit krimineller Energie beim DRK in Geesthacht?“, titelt zum Beispiel unsere Zeitung am 14. November 2022 zu den Vorgängen an der Steglitzer Straße. Der Kreisverband hatte damals in Person von Stefan Fehrmann vor dem Geesthachter Sozialausschuss Rechenschaft abgelegt und „gravierenden Probleme“ im Ortsverband eingeräumt.

Diese Zeiten will man nun hinter sich lassen. „Das war der Weg: Alles erstmal auf null setzen“, erzählt Stefan Fehrmann über sein Konzept. „Es muss hier irgendetwas passiert sein, was nicht wirklich ergründbar ist, das kann man auch nicht aufarbeiten“, sagt er. So wurde Aktiven generell erstmal die weitere Mitarbeit untersagt, bis Stefan Fehrmann sich ein Bild gemacht hatte.

Einige alte Mitglieder sind mittlerweile auf ihre Posten zurückgekehrt

Einige von ihnen wie Meike Arnold von der Kleiderkammer sind mittlerweile in allen Ehren zurückgekehrt. Die Mitglieder des alten Vorstandes sind bei den Posten immer noch außen vor, bringen sich aber teilweise beratend ein. So besteht der aktuelle geschäftsführende Vorstand fast ausschließlich aus Personen des vormaligen Ortsvereins Börnsen. Es sind Andreas Prahs als Vorsitzender, Thomas Geiger (Stellvertreter), Elisabeth Wolters (Schriftführerin), Brigitte Aehle (Schatzmeisterin) und Margrit Wollmann (3. Vorsitzende).

Es ist kein gänzlich ungewöhnlicher Vorgang, dass ein DRK-Ortsverein im Krisenfall einen anderen übernimmt. So sprang im Mai 2023 das DRK Aumühle den „Kollegen“ aus Dassendorf bei, die beiden DRK-Gruppen fusionierten zum Ortsverein Aumühle-Dassendorf. Im aktuellen Fall allerdings kostete der Bruch mit der Vergangenheit beide Ortsvereine den Namen.

Alle Ortsnamen wurden aus dem neuen Vereinsnamen getilgt

Die Wörter „Börnsen“ und „Geesthacht“ sind zum Neustart getilgt, der neue Ortsverein will deutlich machen, dass er im größeren Maßstab in der Region verwurzelt ist. Denn auch die Gemeinden Hamwarde, Hohenhorn, Wiershop und Worth gehören zum Einsatzgebiet. So wurde der neue Name als „DRK Ortsverein Elbgeest e.V.“ kreiert. Einen Internetauftritt gibt es bereits auf der Seite ovelbgeest1.drk-hosting.de/, zudem einen Auftritt bei Facebook. Mit nunmehr 448 Mitgliedern – ein Drittel stellt Geesthacht – sind die Elbgeester der größte Ortsverein im Kreisgebiet.

Das Augenmerk beim Engagement gilt dem sozialen Bereich wie der Kleiderkammer, dem Betreuungs- und Versorgungsdienst, Sanitätsdienst sowie humanitärer Hilfe und im Katastrophenschutz. Blut spenden lässt sich in Geesthacht in der Alfred-Nobel-Schule (nächstes Mal am 17. Mai), in Börnsen in der Dalbek-Schule (14. Mai) und im Escheburger Gemeindezentrum (24. Juni)

Sanitätsdienst bei Sportabzeichen-Aktion anlässlich des Stadtrechte-Jubiläums

Auch der Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen läuft an. So ist das DRK Elbgeest beim großen Sportabzeichenwettbewerb des Kreissportverbandes anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Verleihung des Stadtrechtes an Geesthacht dabei, beim Heimatfest in Börnsen und beim Wentorfer Stadtfest. Um Sanitätsdienste, die während der Zeit der Unpässlichkeit des Geesthachter Ortsvereins an andere Organisationen übergegangen sind, will man nicht konkurrieren. „Das gehört sich nicht“, sagt Thomas Geiger.

Zum Bestand gehören sechs Fahrzeuge. Fünf aus Börnsen sowie eines aus dem alten Geesthachter Fuhrpark, das gerade in einer Werkstatt fahrbereit gemacht wird. Zudem sind zwei Boote im Bestand. Sie bilden den Grundstock für eine Wasserwacht, die gegründet werden soll. Genutzt wird für die Fahrzeugflotte nicht mehr wie bisher die Halle gleich links neben dem Flachbau, sondern künftig eine größere im hinteren Bereich des Areals, die mit 240 Quadratmetern deutlich größer ist.

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Das großzügige Platzangebot lieferte auch die Motivation für die Börnsener, sich in Geesthacht zu engagieren. Den Anstoß dafür gab der Kreisverband. „Eine klassische Win-win-Situation“, sagt Thomas Geiger. Die eigene Unterkunft in der Schwarzenbeker Landstraße ist nur noch eingeschränkt nutzbar. „In Geesthacht wird der Standort erhalten, und wir können unsere Fahrzeuge adäquat unterstellen“. In Börnsen sollen ein Büro und ein Fahrzeug verbleiben, so der Plan.