Lauenburg. Lange galt die geplante Vier-Sterne-Herberge in bester Lage als Prestigeobjekt für Lauenburg. Doch ein neuer Investor hat andere Pläne.
Ein Luxushotel am Fürstengarten mit internationaler Ausstrahlung – das war 2012 die große Vision für Lauenburg. Doch die Investoren kamen und gingen. Selbst ein chinesischer Geschäftsmann hatte seinen Hut in den Ring geworfen. Am Ende war es wohl nur noch der ehemalige Bürgermeister Andreas Thiede, der an das Projekt glaubte.
Während seiner gesamten zwölfjährigen Amtszeit verfolgte er dieses Ziel. „In dieser exponierten Lage wird das geplante Hotel gebaut. Dieses Projekt hat alle Beteiligten zusammengeschweißt. Ich freue mich darauf, wenn es in absehbarer Zeit realisiert wird und rechne das dann auch ein gutes Stück meiner Beharrlichkeit zu“, sagte er noch im März dieses Jahres, wenige Tage vor seinem letzten Arbeitstag als Bürgermeister.
Am Fürstengarten: Statt Luxushotel nun Pflegeheim in Lauenburg
Doch er sollte sich irren. Es gibt jetzt einen neuen potenziellen Investor für das wohl attraktivste Grundstück der Stadt. Der machte vor dem Bau- und Planungsausschuss am Montagabend keinen Hehl daraus, dass sein grundlegendes Interesse der Errichtung eines Alten- und Pflegeheimes gilt – mit Blick auf den historischen, denkmalgeschützten Fürstengarten.
Noch hat die BG Projekt Entwicklungsgesellschaft mbH aus Hamburg den Kaufvertrag für das Grundstück aber nicht unterschrieben. Geschäftsführer Ben Greve wollte vor den Politikern wohl erst mal die Resonanz auf seine Pläne ausloten. Denn das geplante Hotel kann der Unternehmer aus seinen Überlegungen nicht ausklammern. Schließlich sieht der geltende Bebauungsplan einen „solitären Hotelkomplex mit ergänzendem hotelbezogenen Servicewohnen“ vor.
Für das Alten- und Pflegeheim gibt es bereits einen Betreiber
Als Zugeständnis hatten die Politiker 2019 in der geänderten Fassung des B-Planes außerdem ein Wohn- und Geschäftshaus zugelassen. Das übernimmt nach dem neuen Plan die dominierende Rolle. Greve stellte vor dem Ausschuss klar: Für das Alten- und Pflegeheim gebe es bereits einen Betreiber, für das geplante Hotel dagegen nicht.
„Alle bisherigen Unternehmen haben schließlich die Finger davon gelassen“, erinnerte er. Einem Hotel im Premiumsegment räume er ohnehin keine Chance ein. Für ein Haus mit etwa 60 Zimmern würde er – sollte der Kaufvertrag zustande kommen – eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. „Wenn sich dann kein Betreiber findet, dann findet sich eben keiner“, sagte er.
Wenig Begeisterung bei Politikern für die neuen Pläne
Sichtlich wenig begeistert nahmen die Politiker die neue Entwicklung zur Kenntnis. „Seit über zehn Jahren wird uns und den Bürgern vermittelt, dass das Premiumhotel am Fürstengarten für die Stadt einen Aufschwung bringen würde. Jetzt spielt es in den Plänen praktisch keine Rolle mehr“, brachte Grünen-Fraktionschef Thorsten Pollfuß die verhaltene Stimmung auf den Punkt. André Peylo (SPD) wollte wissen: „Was hat eigentlich Lauenburg davon? Warum sollten wir diesen Plänen zustimmen?“
Den Bürgern wäre versprochen worden, dass hier ein Hotel mit öffentlichem Schwimmbad und Veranstaltungsräumen entsteht. Bürgermeister Andreas Thiede hatte seinerzeit den Hotelier und Projektentwickler Gert Prantner mit ins Boot geholt, der mit wechselnden Partnern das Projekt Luxushotel voranbringen wollte.
Das von Greve beauftragte Architekturbüro Schenk Fleischhaker hatte den geltenden Bebauungsplan weitgehend ausgereizt. Das Alten- und Pflegeheim mit angeschlossenem Wohntrakt ist zum Teil sechsstöckig mit rund 12.000 Quadratmetern Nutzfläche geplant. Greve selbst bezeichnete das geplante Gebäude als „ganz schönen Klopper“.
Das Z-förmige Nebengebäude soll auf insgesamt rund 6000 Quadratmetern Nutzfläche das Hotel und die sogenannten Servicewohnungen beherbergen. Insgesamt nimmt das Hotel auf knapp 2000 Quadratmetern den kleinsten Teil der Gesamtplanung ein.
Politik will städtebaulichen Vertrag schließen
Geschäftsführer Ben Greve war nicht allein zur Präsentation der neuen Pläne gekommen. Vertreter der Hamburger REAFIA AG verfolgten die Diskussion aufmerksam. Die Gesellschaft ist derzeit Eigentümerin des Grundstücks am Fürstengarten. Zuvor hatte es mehrere Eigentümerwechsel für das ursprünglich kommunale Grundstück gegeben.
REAFINA hatte im Juni 2021 das Tochterunternehmen REA Lauenburg Hotel am Fürstengarten GmbH & Co. KG gegründet. Doch jetzt will das Unternehmen das Grundstück loswerden. Es ist nicht bekannt, ob es außer der BG Projekt Entwicklungsgesellschaft noch andere Kaufinteressenten gibt.
Möglicher Baubeginn für das Projekt ist der Sommer 2025
Sollten sich die beiden Unternehmen einig werden – und die Lauenburger Politik grünes Licht für die neuen Pläne geben, will Ben Greve schnell Nägel mit Köpfen machen. „Wenn wir uns für das Grundstück entschieden und den Vertrag unterzeichnet haben, schließen wir den Mietvertrag mit dem Träger des Pflegeheimes ab. Danach geben wir die Machbarkeitsstudie für das Hotel in Auftrag und stellen den Bauantrag. Dann könnten wir vielleicht im Sommer 2025 bauen“, stellte er in Aussicht.
Auf eine Aussage, ob Pflegeheim und Hotel gleichzeitig errichtet werden, ließ er sich allerdings nicht festlegen. Wegen der zahlreichen Verzögerungen wollten die Politiker diese Festlegung schon vor zwei Jahren in einem städtebaulichen Vertrag mit einem künftigen Vorhabenträger festschreiben.
Auch interessant
- Wohnungsmarkt: Raiffeisenbank baut moderne Wohnungen in Lauenburgs Zentrum
- Neue Geesthachter Jugendherberge könnte wie ein Hotel werden
- Tempo 70 auf der B5: Lauenburgs gefährlichster Schulweg
Historie des Hotels am Fürstengarten
19. Juni 2012:
Der Hotelier und Projektentwickler Gert Prantner stellt während der Zukunftswerkstatt das Projekt vor: Geplant ist ein Luxushotel mit 120 Zimmern und einem öffentlich zugänglichem Spa-Bereich. Ein Architektenwettbewerb wird angekündigt.
April 2014:
Stadt startet Imagekampagne „Lauenburg Hoch 3“: Bei der Gestaltung des Hotels sollen Vorschläge und Wünsche der Bürger berücksichtigt werden.
März 2015:
Stadtvertreter beschließen Aufstellung des Bebauungsplanes für das Hotel.
24. April 2015:
Bürgermeister Andreas Thiede und der chinesische Unternehmer Yongqiang Chen unterzeichnen Vertrag über die Finanzierung des Hotels. Chen wird Geschäftsführer der „Hotel am Fürstengarten“ Verwaltungs-GmbH.
12. Juni 2015:
Chen scheidet als Geschäftsführer aus. Alleiniger Geschäftsführer wird Marcel Graff. Die Gesellschaft wird im Frühjahr 2020 liquidiert.
August 2015:
Gert Prantner bringt das Unternehmen Premero Immobilien GmbH als neuen Partner für das Luxushotel ins Spiel. Im März 2019 steigt Premero aus dem Projekt wieder aus.
Juni 2018:
Die Hotelgesellschaft am Fürstengarten Lauenburg mbH wird gegründet und legt im Mai 2020 einen neuen Plan für das Grundstück am Fürstengarten vor. Erstmals ist neben dem Hotel auch von einem Wohn- und Geschäftshaus die Rede.
Juni 2021:
Das Unternehmen REAFINA erwirbt das Grundstück und gründet die Tochtergesellschaft REA Lauenburg Hotel am Fürstengarten GmbH & Co. KG.