Geesthacht. Wegen Streckensperrung: Glühweinfahrten zwischen Geesthacht und Krümmel. Lohnt sich das? Und was wird mit den Sonderfahrten zu Ostern?
Denise Ariaane Funke
Trotz heißen Glühweins an Bord: Die Ausflugsfahrten von Dampflok Karoline am Wochenende stießen insgesamt nur auf ein lauwarmes Interesse bei Mitreisenden. Etwa 70 Personen nutzten am Sonnabend die Gelegenheit, mit Karoline in 15 Minuten zum Endpunkt nach Krümmel zu dampfen. Immerhin zeigte der zweite Fahrtag am Sonntag eine Aufwärtstendenz. Da machten es sich etwa 330 Passagiere in den historischen Waggons bequem. Es war erst das zweite Mal nach 2023, dass diese Sonderfahrten angeboten wurden.
Es war gleich doppeltes Pech: Erstens ist die Notstrecke nach Krümmel nur kurz, und dann herrschte am Sonntag auch noch Dauerregen. Licht am Ende des Tunnels ist wegen genau dieses Wetters auch an anderer Stelle vorerst nicht zu sehen. Denn die Gleisbauarbeiten am Schienennetz in Escheburg, die die längere Fahrt zum Bahnhof Bergedorf Süd verhindert haben, können aufgrund der Nässe nicht starten. Hierfür ist ein trockener Untergrund notwendig und kein aufgeweichter.
Glühweinfahrten: Dampflok Karoline hat Premiere auf der Kurzstrecke
In der Nacht zum 24. Dezember kam es zu einer Unterspülung auf der Höhe des Bahnübergangs Dröge Wisch in Escheburg. Der Bahnübergang, aber auch die Schienen standen in einer Länge von 200 Metern unter Wasser. Die Strecke wurde daraufhin gesperrt.
Solange die Reparatur nicht erfolgt ist, kann die Arbeitsgemeinschaft Geesthacht Eisenbahn mit ihrer Dampflok den Bahnhof Bergedorf Süd nicht ansteuern. Damit die bereits geplanten Glühweinfahrten am 17. und 18. Februar nicht komplett vom Fahrplan gestrichen werden mussten, entschieden sich die Eisenbahner, statt nach Bergedorf im Ein-Stunden-Takt nach Krümmel zu fahren.
Dampflok Karoline: Bergedorfer Passagiere reisen für die kurze Strecke nicht an
Insgesamt pendelte die Karoline zehnmal zwischen den beiden Geesthachter Ortsteilen. Der Erfolg war mäßig. „Viele Passagiere steigen in Bergedorf ein. Die kommen aber für eine viertelstündige Fahrt nicht nach Geesthacht“, sagt Knut Wiese, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft.
Unter den Passagieren waren viele Touristen. So wie Thomas Klein aus Zarpen bei Lübeck. „Ich habe von einem Freund gehört, dass die Karoline heute fährt. Da wollte ich die Gunst der Stunde nutzen. Zu den Feiertagen ist hier bestimmt die Hölle los, daher fahre ich lieber jetzt, wenn alles ruhig ist. Bei der Gelegenheit kann ich mir auch gleich das Kernkraftwerk ansehen, das habe ich auch noch nicht anguckt“, berichtet der 65-Jährige von seinen Plänen.
Dampflok Karoline: Eisenbahner aus Kiel sah die Dampfwolke
Dass der Kieler Alexander Ehlers (61) mitfuhr, war ein glücklicher Zufall. „Meine Frau und ich haben den Dampf vom Hotelzimmer aus gesehen und geschaut, was da los ist. Ich habe selbst als Eisenbahner gearbeitet und engagiere mich in der Freizeit bei der Museumsbahn Schönberger Strand. Das passt also ganz hervorragend“, freute sich der Kieler.
Die vierköpfige Familie Liemen aus Sandesneben hatte in den sozialen Netzwerken von der Sonderfahrt gelesen. „Die kurze Strecke ist ideal, um zu schauen, wie es unseren beiden Söhnen, die ein und sechs Jahre alt sind, gefällt. Wenn es gut klappt, kommen wir bestimmt noch mal mit den Großeltern her“, erzählen Julia (35) und Björn Liemen (38).
Luis (6) wollte unbedingt Karoline dampfen sehen
Für die Liemens wird es vermutlich nicht die letzte Fahrt mit der Karoline gewesen sein, geht es nach dem sechsjährigen Luis. Während Papa Björn die Kinderkarre des einjährigen Max im Gepäckwaggon verstaute, wählte er schon mal das Abteil für die Familie aus. „Ganz vorn ist es am besten, da können wir die Lokomotive dampfen sehen“, erklärte Luis unserer Redaktion.
Nicht die einzige Familie, der Knut Wiese Karten verkauft hat. „Mir ist aufgefallen, dass sehr viele kleine Kinder dabei hatten. Das ist natürlich ein Argument für Eltern, die kurze Strecke ist ideal für kleine Kinder“, sagt er. Insgesamt wurden etwa 400 Fahrkarten verkauft, die für 1800 Euro an Einnahmen sorgten. Nicht genug, wie Knut Wiese erklärt. „Es müssten doppelt so viele mitfahren für ein leichtes Plus“. Trotzdem: „Es lief besser als erwartet“, meint er.
Nun hoffen die Dampflokenthusiasten auf trockenes Wetter, damit die Reparaturarbeiten an den Schienen in Escheburg erledigt werden können. Selbst wenn sie an den vergangenen beiden Fahrtagen nur mäßig Fahrgäste befördert haben, steht fest, dass sie an den beiden Osterfahrten am 29. und 30. März Karoline erneut unter Dampf setzen werden.
Eisenbahner versprechen: Zu Ostern wird Karoline auf jeden Fall unter Dampf gesetzt
„Wir hoffen natürlich, dass die Bauarbeiten schnell erledigt werden. Sollte das nicht kappen, werden wir auf jeden Fall Präsenz zeigen und weiter zwischen Geesthacht und Krümmel fahren, auch wenn wir finanziell zubuttern“, meint Knut Wiese. In einem Telefonat hätten die AKN-Verantwortlichen versichert, zu versuchen, rechtzeitig fertig zu werden. Die ursprüngliche Planung ging von April aus. „Aber das hängt ganz klar vom Wetter ab“, weiß Knut Wiese. Sollte es zu Ostern nichts werden, werden die ersten Fahrten des Jahres nach Bergedorf Süd am 18. und 19. Mai stattfinden.
Die Fahrten nach Krümmel gelten als Pilotprojekt für das zweite Halbjahr 2025. Dann nämlich ist der Bahnhof Bergedorf Süd gesperrt auf Antrag der Deutschen Bahn. Die Fläche mit der Gleisanlage wird benötigt im Zusammenhang mit der Gleissanierung der Berlin-Strecke, vermutlich wegen des Abstellens von Bauzügen. Ob dann Platz sein wird für die Fahrten von Lok Karoline, ist sehr unsicher.
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Jeweils für die erste Fahrt nach Krümmel nahmen die Eisenbahner auch ihre kleine rote Diesellok im Schlepptau mit. Die wurde benötigt, um Karoline am Endpunkt im Gleis für die Rückfahrt umzusetzen. Bei der letzten Fahrt wurde sie wieder mit den Schuppen genommen. Auch diese Lok ist museumsreif. Sie wurde 1951 von Deutz für die Deutsche Bundespost gebaut. Seit 1978 ist sie in Geesthacht im Dienst.