Geesthacht. Reparatur der früheren Hafenbarkasse dauert länger und wird teurer. Wann sie nach Geesthacht zurückkehren soll und was die Stadt plant.

Geesthachts Stadtbarkasse „Piep“ kommt einfach nicht in Fahrt. Das 99 Jahre alte Schiff, Geesthachts „Karoline“ zur See sozusagen in Anlehnung an die beliebte Dampflokomotive, liegt immer noch auf der Werft in Ochsenwerder. Es gibt Probleme. Eigentlich hätte das Schiff, dessen Eigentümer die Stadt ist, seit Ende Januar schon längst wieder vertäut am Anlieger im Geesthachter Hafen auf den Wellen dümpeln sollen.

Eine weitere Hiobsbotschaft trübt die verzögerte Rückkehr. Die Reparatur wird nun deutlich teurer, es könnten noch einmal 10.000 Euro fällig werden. Grund ist die Antriebswelle. Reinhard Schliemann, Obmann des die „Piep“ betreibenden Förderkreises, teilte die schlechten Nachrichten jetzt im Hauptausschuss mit. Eigentlich war er eingeladen, um über das künftige touristische Konzept für Fahrten mit der „Piep“ zu berichten.

Geesthachts Stadtbarkasse „Piep“: Reparatur wird immer umfangreicher

Denn die „Piep“ steht im Bekanntheitsgrad deutlich im Schatten von Lok Karoline von der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn, und das soll sich ändern. Im Gegenzug der Ausgaben für die Reparatur – etwa 58.000 Euro lautete der ursprüngliche Kostenvoranschlag – soll die 99 Jahre alte ehemalige Hafenbarkasse deutlich präsenter werden als schwimmende Botschafterin für Geesthacht.

Geesthachts Stadtbarkasse Piep liegt seit gut einem Jahr auf der Werft in Ochsenwerder. Ende Januar war die Rücküberführung nach Geesthacht vorgesehen. Nun werden neue Arbeiten nötig.
Geesthachts Stadtbarkasse Piep liegt seit gut einem Jahr auf der Werft in Ochsenwerder. Ende Januar war die Rücküberführung nach Geesthacht vorgesehen. Nun werden neue Arbeiten nötig. © Bergedorf | Thomas Heyen

Woran es nun genau hapert und wie teuer es wirklich wird, erfahren Heiner Roßmann vom Fachbereich Finanzen und Immobilien und Reinhard Schliemann am Donnerstag in einer Woche. Dann ist ein Treffen mit Werftchef Axel Brandt auf der Werft Marine Service Brandt am Oortkatenufer 4 anberaumt.

Große Sorgen um Stadtbarkasse „Piep“: Reicht die Summe, die ursprünglich eingeplant wurde?

Bis dahin steht vorläufig die geschätzte Summe in Höhe von 10.000 Euro im Raum, die Heiner Roßmann seitens der Werft mitgeteilt wurde. „Wir gehen davon aus, dass es reicht“, meinte Bürgermeister Olaf Schule bezüglich der Gesamtsumme, die für die Reparatur der Piep vorsorglich etwas höher eingeplant worden war, um mit einem finanziellen Puffer für böse Überraschungen gewappnet zu sein. Die Ratsversammlung hatte im Juni vergangenen Jahres 65.000 Euro bereitgestellt. Die Alternative wäre eine Verschrottung gewesen.

So kann Reinhard Schliemann vor dem Hauptausschuss nur seinen Verdacht mitteilen, woran es mit großer Wahrscheinlichkeit hapern könnte. Für ihn liegt der mögliche Grund in der umfangreichen Restauration des Hecks begründet, der nun möglicherweise weitere Arbeiten nötig macht. Es wurde wegen des Rostfraßes freigelegt, auf jeweils vier Quadratmetern back- wie steuerbord die Außenbeplankung erneuert.

Vermutung: Die Welle muss wegen des Schweißens neu ausgerichtet werden

Ganze Spanten wurden ausgewechselt. Nur: Früher wurde beim Aufbringen der Spanten genietet, nun wird geschweißt. Und deswegen könnte eine Nachjustierung beim mittig am Heck liegenden Wellentunnel für den Antrieb mit der Schiffsschraube nötig geworden sein. „Schweißen verzieht“, sagt Reinhard Schliemann. „Da muss die Welle neu ausgerichtet werden“.

Die Barkasse wurde 1925 gebaut, war bis in die 1990er-Jahre bei Hafenrundfahrten in Hamburg unter dem Namen „Hammonia II“ unterwegs. Im Jahr 2000 erwarb das Jugendaufbauwerk Geesthacht mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein die Barkasse. 30 Jugendliche und junge Erwachsene restaurierten die „Piep“ im Rahmen eines Programms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Anschließend ging das Schiff in den Besitz der Stadt Geesthacht über.

Malerarbeiten benötigen mehr Wärme und weniger Luftfeuchtigkeit

Auch die Malerarbeiten sind im Verzug. Der Farbanstrich für das Schiff konnte noch nicht aufgetragen werden. Hier ist die Witterung schuld. Reinhard Schliemann hofft auf mehr Wärme und weniger Luftfeuchtigkeit in den nächsten Tagen, damit dieser Posten erledigt werden kann. Die Auslieferungsfahrt aus Ochsenwerder nach Geesthacht ist nun für den April vorgesehen. Vorher allerdings muss noch ein Gutachter die „Piep“ unter die Lupe nehmen und ein neues Bootszeugnis ausstellen.

Wenn die „Piep“ dann nach gut einem Jahr Abwesenheit wieder am Anleger östlich des Menzer-Werft-Platzes festmacht, sind die Arbeiten für den Förderkreis noch nicht vorbei. Die Ehrenamtlichen wollen selbst Holz- und weitere Farbarbeiten erledigen, zudem die Kabel checken. „Wir hoffen, dass an der Elektrik keine weiteren Reparaturen hinzukommen“, sagt Reinhard Schliemann mit Blick auf die lange Liegedauer auf der Werft.

Verzahnung der Touren mit den Fahrzeiten von Lok Karoline

Spätestens zum Juni sollte der Saisonstart klappen. Dann feiert Geesthacht 100. Stadtgeburtstag, und die „Piep“ soll als maritime Botschafterin für Geesthacht auch hier eine Rolle spielen. Angedacht ist zudem, das Angebot mit den Fahrtagen von Lok Karoline zu verzahnen. Die Touren der „Piep“ dürfen wegen der Betriebsgenehmigung nicht in den gewerblichen Bereich kommen, deswegen wird gegen eine Spende geschippert. „Jeden Sonntag nach Lauenburg, das geht nicht“, skizziert Reinhard Schliemann die Einsatzmöglichkeiten in der Touristik.

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Die Stadtbarkasse wird deshalb im sogenannten Gelegenheitsverkehr eingesetzt, da benötigt der Bootsführer nur einen Sportbootführerschein mit Sprechfunkzeugnis. Sollten regelmäßig Eintrittsgelder für Fahrten verlangt werden, würde ein Barkassenführer benötigt.

Richtung Hamburg sind lange Wartezeiten in der Schleuse möglich

Favorisiert werden Fahrten nach Lauenburg, vielleicht auch mal bis nach Scharnebeck oder ein kurzes Stück in den Elbe-Lübeck-Kanal hinein. Von Ausflugstouren Richtung Hamburg hält Reinhard Schliemann wenig. Da müsste man durch die Schleuse, und dort hätte die Berufsschifffahrt Vorfahrt. „Da kann es schon mal passieren, drei Stunden zu warten“, weiß er aus Erfahrung. Bis zum Hamburger Hafen zu fahren ginge ohnehin nicht. Die „Piep“ darf mit ihrer Betriebsgenehmigung nur bis zur Bunthäuser Spitze tuckern. Danach beginnt eine Zone, die tabu ist.

Wer die „Piep“ buchen möchte, meldet sich bei Reinhard Schliemann unter Telefon 0176/49 73 15 00., auch diejenigen, die Interesse haben, dem Förderkreis beizutreten. Einen Flyer gibt es in der Touristik-Info im Krügerschen Haus (Bergedorfer Straße 28) und im Rathaus. Das Schiff eignet sich für kleine Feierlichkeiten für Gruppen bis zu maximal zwölf Personen. Die Fahrzeiten werden individuell vereinbart.