Geesthacht. Die beliebten Ausflugsfahrten der historischen Dampflok werden vom nächsten Gleisbau ausgebremst. Diesmal sogar für ein halbes Jahr.

Die Pechsträhne für Dampflok Karoline reißt nicht ab: Erst können die Glühweinfahrten am Wochenende des 17. und 18. Februar nicht wie geplant vom BahnhofGeesthacht zum Bahnhof Bergedorf-Süd durchgeführt werden, nun kommen weitere große Sorgen hinzu. Womöglich sind im kompletten zweiten Halbjahr 2025 überhaupt keine Sonderfahrten Richtung Bergedorf möglich.

Hintergrund sind Gleisbauarbeiten, die auf den ersten Blick weit weg sind und nichts mit Geesthacht zu tun haben. Nämlich die Generalsanierung der Strecke von Hamburg nach Berlin durch die Deutsche Bahn. Vom 6. Juni bis 13. Dezember des nächsten Jahres soll die 280 Kilometer lange Schnellstrecke gesperrt und zu einem Hochleistungskorridor ausgebaut werden. Doch Konsequenzen gibt es auch für die Sonderfahrten der Lok.

Kann Lok Karoline ein halbes Jahr lang nicht zu Sonderfahrten nach Bergedorf dampfen?

„Auf der Strecke Hamburg–Berlin packt die DB während der Generalsanierung rund 30 Prozent der Gleiskilometer, mehr als die Hälfte der Weichen sowie nahezu die komplette Leit- und Sicherungstechnik und mehrere Bahnhöfe an. Außerdem werden Brücken und Durchlässe erneuert, Überleitstellen ergänzt und Maßnahmen zum Lärm- und Erschütterungsschutz umgesetzt. Die Details sind derzeit noch in Planung“, teilt die DB auf Nachfrage zum Projekt mit.

Begleitet werden solche Arbeiten immer von Bauzügen. Benötigt dafür wird „Parkraum“ für das Abstellen bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Bauzüge anrollen sollen. Der ist rar in Streckennähe: Zum Rangieren werden auch Weichen benötigt.

Verfügbarkeitsbeschränkung des Zugangs bedeutet Sperrung von Juni bis Dezember

In Hagenow gibt es so eine Möglichkeit, dann noch in Rothenburgsort, etwas weiter Richtung Hauptbahnhof – und eben auch beim Bahnhof Bergedorf-Süd und beim Bahnhof in Geesthacht. Die Gleise hier gehören der AKN, sie würden gegebenenfalls an die DB vermietet. Fest steht bereits, dass Bergedorf-Süd eine Rolle bei den Planungen bei der DB spielt – auch wenn noch unklar ist, in welchem Ausmaß.

Lok Karoline auf dem Bahnhof Bergedorf-Süd. Wegen der Generalsanierung der Strecke von Hamburg nach Berlin durch die Deutsche Bahn im Jahr 2025 wird er für die Sonderfahrten gesperrt.
Lok Karoline auf dem Bahnhof Bergedorf-Süd. Wegen der Generalsanierung der Strecke von Hamburg nach Berlin durch die Deutsche Bahn im Jahr 2025 wird er für die Sonderfahrten gesperrt. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Bezüglich der Sanierungsarbeiten der DB Infra GO AG zwischen Hamburg und Berlin haben wir bisher lediglich eine Anzeige zur Verfügbarkeitseinschränkung des Zugangs zu unserer Strecke Bergedorf – Geesthacht für den Zeitraum Juni bis Dezember 2025 erhalten“, bestätigt die AKN auf Anfrage unserer Redaktion. „Das Abstellen von Bauzügen oder sonstigen Waggons wurde in diesem Zusammenhang bei uns bisher nicht angefragt.“

Eine Hoffnung: Für die Karoline bleibt doch noch eine Lücke

Für die Sonderfahrten mit der „Karoline“ ist diese Entwicklung fatal – denn die läuft auf eine Sperrung hinaus. „Das bedeutet, dass während dieses Zeitraums keine Fahrten von dem bzw. auf das Streckennetz der DB Infra GO AG für den Bereich der AKN Strecke Bergedorf – Geesthacht verkehren können“, erläutert AKN.

Jens Klippstein von der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn (AGE), selbst Lokführer von Beruf, hofft, dass sich trotzdem eine Lücke für die Sonderfahrten mit „Karoline“ ergeben könnten. Das dürfte vom Ausmaß des Raumes abhängen, den die DB benötigen werde, meint er. Dass die Züge aber wie gewohnt in Bergedorf-Süd wenden können und dann mit „Karoline“ voran wieder zurück Richtung Geesthacht dampfen, gilt als ziemlich ausgeschlossen.

Plan B sieht Sandwich-Touren vor mit zwei Lokomotiven

Der Plan B sähe, um die Saison zu retten, „Sandwich“-Touren vor. Mit Dampflok Karoline als Zugpferd ginge es dann zunächst nach Bergedorf, im Schlepptau hinter dem letzten Waggon die Oldtimer-Diesellok, die ansonsten „Karoline“ vertritt, wenn die mal „unpässlich“ ist. Von Bergedorf aus würde in umgekehrter Reihenfolge zurückgefahren. Vorn die Diesellok, ganz hinter dann „Karoline“.

Die schweren Regenfälle am 24. Dezember sorgen dafür, dass Lok Karoline nicht nach Bergedorf dampfen kann. Die Strecke wurde unterspült und muss repariert werden. 
Die schweren Regenfälle am 24. Dezember sorgen dafür, dass Lok Karoline nicht nach Bergedorf dampfen kann. Die Strecke wurde unterspült und muss repariert werden.  © Leimig Christoph | Leimig Christoph

Mittlerweile steht immerhin fest, dass die Glühweinfahrten am Sonnabend und Sonntag, 17. und 18. Februar, zumindest teilweise doch stattfinden – jedenfalls, wenn es nach der AGE geht. Eine mündliche Zusage von AKN soll Jens Klippstein auf Anfrage bereits erhalten haben, sagt Gerhard Rösler. Die schriftliche Genehmigung des Fahrplanes stehe indes noch aus.

Die Strecke nach Bergedorf ist gesperrt, das Gleis wurde unterspült

Die Fahrten können jedoch nur Richtung Krümmel stattfinden, weil die Gleise bei Escheburg auf Höhe der Dröge Wisch zu Weihnachten bei ergiebigen Regenfällen unterspült worden waren. Die Schienen standen auf gut 200 Metern Länge unter Wasser. Die Strecke ist bis April gesperrt, muss vom Gleiseigentümer AKN erst repariert werden, bevor sie wieder befahrbar ist.

Diskutiert wurde bei der AGE zunächst, ob die Fahrten auf der deutlich kürzeren Strecke nach Krümmel überhaupt ökonomisch sein können. Sie wird gern bei den Sommerfahrten mitbedient, aber nie als Solostrecke. So muss die Dampflok vor jedem Fahrtwochenende stundenlang vor der ersten Tour angeheizt werden, unabhängig davon, wie lang die zu fahrende Strecke ist. „Wir verfeuern verhältnismäßig viel Kohle auf der kleinen Strecke“, sagt Gerhard Rösler.

AKN führt Gleisbauarbeiten auch im Bahnhof Geesthacht durch

Die Tour Richtung Tesperhude war einst beliebt bei Fahrradausflüglern, die ihre Räder mit in den Zug nahmen und vom Endpunkt aus Richtung Lauenburg weiterfuhren. Aber auch diese Einnahmequelle ginge mittlerweile zurück, berichtet Gerhard Rösler. Grund sei die zunehmende Verbreitung der E-Bikes. „Die sind wegen des Akkus so schwer, dafür braucht man ja einen Kran, um sie in den Waggon reinzuheben“, sagt er. Ergo scheuten viele die Möglichkeit des Mitreisens.

Ein weiterer Umstand sorgte zunächst für Unsicherheit. So war bis vor Kurzem unklar, ob die Fahrten Richtung Krümmel überhaupt möglich sind. Denn AKN hat vom 5. bis 23. Februar Arbeiten an den Gleisen im Bahnhof Geesthacht angekündigt, „die reine Instandhaltungsmaßnahmen sind und mit der Baumaßnahme der DB Infra GO AG nicht im Zusammenhang stehen“, erläutert die AKN. Sie tritt so Vermutungen entgegen, dass durch die schweißtechnischen Aufarbeitungen an den Weichen auch der Bahnhof Geesthacht zum Parkplatz für Bauzüge ertüchtigt werden solle.

Glühweinfahrten nach Krümmel als Pilotprojekt, ob es sich lohnt

Die Fahrten nach Krümmel nun durchzuführen, darauf habe man sich bei der AGE nach einer Diskussionsrunde geeinigt, sagt Gerhard Rösler. Nur knapp vier Kilometer sind es bis zum Endpunkt auf Höhe der Krümmelstraße. Die Strecke nach Bergedorf ist mehr als dreimal so lang. Hintergrund sei, dass die Fahrten als Pilotprojekt gesehen werden. Denn auch die geplanten Sonderfahrten am 29. und 30. März fallen in die Zeit der Streckensperrung.

Werden die Glühweinfahrten gut angenommen, wäre das ein gutes Signal, um die Fahrten auf der kleinen Strecke zu Ostern zu wiederholen – und könnten eine Option für das zweite Halbjahr 2025 sein, sollte im Bahnhof Bergedorf-Süd für Lok Karoline dann wirklich gar nichts gehen.

Ein weiterer Fahrtag im Oktober, um Ausfälle zu kompensieren

Um die Ausfälle zu kompensieren, ist mittlerweile im Oktober ein weiteres Wochenende mit Sonderfahrten in den Fahrplan aufgenommen worden. Der sieht aktuell so aus: 17. und 18. Februar, 29. und 30. März, 18. und 19. Mai, 7. und 8. und September, 5. und 6. Oktober, 9. und 10. November sowie die Nikolaus-Fahrten am 21. und 22. Dezember.

Im Sommer sind keine Ausflugsfahrten vorgesehen, weil sie wegen Fahrverboten für die Lok in der Vergangenheit zu oft ausgefallen waren. Das Risiko eines Geländebrandes entlang der Strecke erschien wegen der Trockenheit und einem durch „Karoline“ verursachten möglichen Funkenflug zu groß.

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Der Fahrplan am 17. und 18. Februar nach Krümmel sieht diese Zeiten vor: Abfahrt ab Geesthacht um 10.30 Uhr, ab Freizeitbad 10.35 Uhr, Ankunft Krümmel 10.45 Uhr. Weitere Fahrten wären ab Geesthacht um 11.30 Uhr, 12.30 Uhr, 14.30 Uhr und 15.30 Uhr. Zurück geht es ab Krümmel um 11 Uhr, 12 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr und 16 Uhr.

Im Zug wird Glühwein für 2,50 Euro durch AGE-Kassenwart Jörg Otto ausgeschenkt. Ein Schuss Rum kostet 50 Cent extra. Die Temperaturen spielen laut Wettervorhersage mit. Es soll kalt sein bei nur etwa 2 bis 3 Grad. „Sollte es am Sonnabend mit dem Glühwein knapp werden, gehe ich abends noch los und hole Nachschub für den Sonntag“, verspricht Jörg Otto. Dass es keinen mehr gegeben hätte, sei noch nie vorgekommen. Bier, Selter, Softdrinks, Schorle und Kaffee werden auch mitgeführt.