Geesthacht. Im letzten Baufeld der Hafencity weicht derzeit eine Firmenhalle. Ein anderer Industriebetrieb erschwert aber noch die Planungen.
- Die Bauarbeiten in der Hafencity in Geesthacht schreiten immer weiter voran
- Derzeit sind die Arbeiter damit beschäftigt, ein ehemaliges Betriebsgelände abzureißen
- Wie der Platz genutzt werden soll, dazu gibt es schon konkrete Pläne
Unaufhaltsam geht es in der Geesthachter Hafencity voran. Die Bauarbeiten haben nun das andere Ende des rund einen Kilometer langen ehemaligen Industriegebiets an der Steinstraße erreicht. Mitarbeiter einer Abrissfirma sind aktuell damit beschäftigt, die Gebäude der früher hier ansässigen Firma Grasmeyer dem Erdboden gleichzumachen. Dadurch können Passanten erstmals von der Wärderstraße aus einen Blick auf die neuen Wohnungen am Wasser erhaschen, wenngleich sie dafür zunächst noch durch die Reste einer ehemaligen Firmenhalle blicken müssen.
Prokurist Robin Gellrich vom Baukonzern Züblin rechnet damit, dass das letzte Baufeld seiner Firma baufertig Ende März übergeben wird. Der Bebauungsplan mit der Nummer 007 für das Westhafen VI genannte Areal befindet sich kurz vor dem Abschluss. Voraussichtlich am 12. März wird im Stadtplanungsausschuss der Satzungsbeschluss gefasst, den die Ratsversammlung dann noch absegnen muss. Geplant sind rund 300 Wohnungen, eine Kita und ein Supermarkt. Erschwert werden die Planungen, weil Züblin bislang keine Einigung mit dem Schrotthandel von Benjamin Müller erzielen konnte. Der letzte Industriebetrieb in der Hafencity will vorerst weitermachen.
Hafencity: Bauarbeiten erreichen anderes Ende
Das hat Auswirkungen auf die Anzahl und Anordnung der Wohngebäude. Aus sieben wurden sechs Gebäudekörper, von denen drei den Lärmschutz zur Straße beziehungsweise zum Schrotthandel hin bilden. Wie bei allen Bauprojekten ab 16 Wohneinheiten in Geesthacht muss ein Viertel der Wohnungen Sozialwohnungen mit einem festgelegten Mietpreis sein.
Zudem ist ein Bereich als prominenter Zugang zur Hafenpromenade samt Sichtachse auf die fließende Elbe geplant. Im Bereich des Schrotthandels kann die Promenade nicht wie geplant beendet werden. Es bleibt hier nur ein 2,5 Meter breiter Streifen, während er im fertigstellten, 800 Meter langen Abschnitt zwischen 5,90 und elf Metern schwankt.
„Die ersten Maßnahmen, die wir hier voraussichtlich ab Anfang 2025 umsetzen werden, werden der Einzelhandel und die Kita sein“, sagt Robin Gellrich. Beide sind im Kreuzungsbereich von Wärderstraße und Steinstraße geplant. Denkbares Konstrukt: Züblin übernimmt die Baukosten, verkauft anschließend an den Betreiber des Einzelhandels, der wiederum an die Kita vermietet, die auf dem Dach des Supermarktes entsteht. „Beim Bau sind wir in enger Abstimmung mit dem Kitabetreiber“, betont der Züblin-Prokurist.
Den Zuschlag für die Einrichtung mit 80 Betreuungsplätzen hat der norwegische Kitabetreiber Dibber bekommen, der seit 2020 auch in Deutschland vertreten ist. Von den 530 Einrichtungen in sieben Ländern sind inzwischen 25 in Deutschland. Nach Glückstadt ist Geesthacht der zweite Standort in Schleswig-Holstein.
Bunte baut höchste Gebäude der Hafencity
Während im Westhafen VI die finale Ausgestaltung des Baufeldes noch abschließend festgelegt werden muss, wird mittendrin weiter fleißig gebaut. An der Baustraße errichtet die Firma Johann Bunte aus Papenburg auf dem ehemaligen Gelände der Tischlerei Grabau 203 Wohneinheiten samt einer Tiefgarage mit 201 Stellplätzen auf dem rund 13.500 Quadratmeter großen Areal.
Bunte errichtet neun Einzelgebäude mit vier bis sieben Geschossen in U-förmiger Bauweise mit Öffnung zur Elbe und nennt das Projekt „Wohnen im Westhafen“. Derzeit sind bereits die Fundamente gegossen, kann der Hochbau alsbald beginnen. Im Frühjahr 2026 sollen die Gebäude fertig sein, von denen einige die höchsten in der Geesthachter Hafencity sein werden.
Größtes Bauprojekt in Geschichte der Diakonie
Daran nach Westen in Richtung Wärderstraße angrenzend befindet sich das bislang größte Bauprojekt der Diakonie Nord-Nord-Ost (ehemals Vorwerker). Im geografischen Zentrum der Hafencity entsteht der „Campus Westhafen“. Für 28,5 Millionen Euro errichtet die Diakonie ein Seniorenpflegezentrum mit 117 Einzelzimmern als Ersatz für das defizitäre städtische Katzberg-Heim, eine integrative Kindertagesstätte mit 75 Plätzen sowie ein Multifunktionsgebäude an der Hafenpromenade, die die neue Heimat der Seglervereinigung Geesthacht werden soll. Das Vereinsheim soll als erstes Ende des kommenden Jahres fertig werden. Bei Kita und Pflegezentrum rechnet die Diakonie mit Abschluss der Arbeiten im Sommer 2025.
In den darin angrenzenden Wohnungen – gebaut in diesem Fall ebenfalls von Züblin und zwischen den Straßen Hafenterrassen und Elbstieg liegend – leben bereits Menschen. Seit dem vergangenen Herbst hat im Erdgeschoss an der Promenade auch das kleine Bistro Port 10 eröffnet.
Neuer Ortsteil für insgesamt 2400 Menschen
Auf der anderen Seite des Elbstiegs baut Züblin gerade die Wohnungen, die nach dem Abriss an der Wärderstraße nunmehr von dort aus sichtbar sind. 80 Wohnungen an der Wasserkante verkauft Züblin als Eigentumswohnungen ab einem Preis von 320.000 Euro. Die ersten sollen Mitte 2024 übergeben werden können. Der Markt für Eigentumswohnungen sei aktuell schwierig, räumt Robin Gellrich ein. „Aber mit dem Wohnen an der Elbe haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, das uns beim Verkauf hilft“, sagt Gellrich. Der Vertrieb läuft über die Sparda Immobilien. Zudem entstehen in diesem Baufeld insgesamt 155 Mietwohnungen, davon 59 als geförderter Wohnraum.
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Mit dem „Geesthacht an die Elbe“ genannten Projekt hatte 1998 einst die Bebauung des Hafens ihren Anfang genommen. Das Projekt war der Anschub für eine Neuorientierung der Stadtentwicklung in diesem Bereich. Mit der Entwicklung der Werfthalbinsel zum Uferpark lag die Idee nahe, an der Wasserkante im Stadthafen eine attraktive Wohnbebauung zu ermöglichen. Wenn alle Baufelder einmal abgeschlossen sind, wird ein neuer Ortsteil entstanden sein, in dem dann einmal 2400 Menschen leben werden. Der derzeitige Blick von der Wärderstraße wird dann nicht mehr möglich sein.