Geesthacht. Straßenumzug, Public Viewing zum EM-Auftakt, Elbfest mit Drachenbootrennen und vieles mehr: So feiert Geesthacht 100 Jahre Stadtrecht.

An die Zeiten, als zwischen Geesthacht und dem Hamburger Hauptbahnhof Züge regulär nach Fahrplan verkehrten, kann sich Hermann Scharping noch erinnern. Der 1941 geborene Ehrenvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn, das sind die Betreiber der Dampflok Karoline, ist die Strecke als Kind häufiger gefahren. Über 70 Jahre später – die Verbindung wurde Anfang der 1950er-Jahre eingestellt – könnte es passieren, dass Scharping noch mal in den Genuss kommt. Geesthacht ist in aussichtsreichen Gesprächen mit dem Eisenbahnunternehmen AKN, in diesem Jahr Fahrten mit einem Triebwagen nach Hamburg anbieten zu können.

Es wäre einer der Höhepunkte der Aktionen, mit denen Geesthacht das 100-jährige Stadtjubiläum feiern will. Urkundlich war Geesthacht erstmals 1216 erwähnt worden. Mit einer neuen Hamburger Stadtordnung war der Ort, der bis 1937 zur Hansestadt gehörte, am 2. Januar 1924 zur Stadt aufgestiegen. Aus diesem Grund gibt es über das gesamte Jahr und alle Ortsteile verteilt Feste, Veranstaltungen und Aktionen mit einem Schwerpunkt im Juni. Am 13. Juni war die Geesthachter Stadtsatzung offiziell erlassen worden.

Mit AKN-Triebwagen von Geesthacht zum Hamburger Hauptbahnhof

Der Festmonat beginnt am 2. Juni mit einem großen Straßenumzug, am 13. Juni steigt ein offizieller Festakt mit geladenen Gästen, und am 14. Juni ist dann die Öffentlichkeit eingeladen, in einem Festzelt auf dem Menzer-Werft-Platz mit Public Viewing des Länderspiels Deutschland – Schottland zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft und anschließender Party groß zu feiern. „Wir sind der Uefa sehr dankbar, dass der Auftakt der EM in Deutschland einen Tag nach unserem Jubiläum steigt“, scherzte Bürgermeister Olaf Schulze.

2016 fuhr ein AKN-Triebwagen in Geesthacht vor. Hier ist der Zug gerade beim Freizeitbad.
2016 fuhr ein AKN-Triebwagen in Geesthacht vor. Hier ist der Zug gerade beim Freizeitbad. © privat | Privat

Die Feierlichkeiten werden durch das Geesthachter Stadt- und Kulturmanagement in Zusammenarbeit mit der Ahrensburger Agentur ft-management koordiniert, wobei sich Vereine, Verbände und Privatpersonen mit eigenen Ideen beteiligen. Bei der Volkshochschule gibt es noch bis in den November hinein diverse Vorträge zum Thema Ahnenforschung. Dazu gehören Anleitungen, wie die eigene Familiengeschichte zu erforschen ist, bis hin zu Besuchen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme oder des Hamburger Auswanderermuseums.

100 Jahre Stadt Geesthacht: Großer Straßenumzug am 2. Juni

Die Ortsgruppe vom Heimatbund und Geschichtsverein plant vom 15. März bis zum 19. Mai im Geesthacht-Museum im Krügerschen Haus eine Ausstellung über 100 Jahre Tourismus in Geesthacht. Titel: „Hier ist es herrlich – Wald-Wasser-Heide-Berge“. Zum Thema „Tourismus“ bietet der Vorsitzende Helmut Knust auch einen Geschichtsabend im Museum an (19 Uhr, mit Anmeldung bis zum 9. April). Für Sonnabend, 18. Mai, lädt der Heimatbund schließlich zu einer Stadtführung per Rad durch Geesthacht ein. Treffpunkt für „Von Ortsteil zu Ortsteil“ ist um 14 Uhr am Rathaus (Markt 15).

Im September steigt das Elbfest mit den Drachenboot-Rennen im Geesthachter Hafen.
Im September steigt das Elbfest mit den Drachenboot-Rennen im Geesthachter Hafen. © Luftbilder Mobil | Jürgen Karsch

Der Strecke des Straßenumzugs am 2. Juni soll möglichst kurz sein, damit auch ältere Bürger mitlaufen können. „Wir werden langsam zum Menzer-Werft-Platz gehen und einen Stopp am Rathaus einlegen. So hoffen wir, dass ganz viele Geesthachter mitkommen werden“, sagte Thomas Kleibeler von ft-Management, der schon zahlreiche Rückmeldungen von Kitas, Schulen und Vereinen hat.

Das Festzelt wird auf dem Menzer-Werft-Platz aufgebaut

Im großen Festzelt der Stadtwerke, das zwei Wochen lang auf dem Menzer-Werft-Platz steht, soll in der ersten Woche die Kultur im Vordergrund stehen, während die zweite Woche dem Sport vorbehalten ist. Hiesige Vereine haben die Möglichkeit, mit Schnupperkursen auf ihre Angebote hinzuweisen. Der Kreissportverband Herzogtum Lauenburg hat eine Etappe der Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nach Geesthacht gelockt und rechnet am Freitag, 28. Juni, mit 5000 Teilnehmern. „Diesmal lege ich auch meinen Schwimmnachweis vor“, verspricht Olaf Schulze. Daran scheiterte es, dass dem Bürgermeister 2022 das Sportabzeichen verliehen werden konnte.

Sportliche Höchstleistungen stehen am 30. Juni beim Hachede-Triathlon im Vordergrund. Bei den Drachenbootrennen, die wieder im Rahmen des Elbfestes im September steigen sollen, geht es derweil mehr um den Spaßfaktor. Rund um das Elbfest ist auch der Besuch der Geesthachter Partnerstädte (Plaisir/Frankreich, Kuldiga/Lettland, Bedzin/Polen) vorgesehen.

Helmholtz-Zentrum wagt blickt 100 Jahre in die Zukunft

Ein Blick in die Zukunft – Tenor: Was bringen die nächsten 100 Jahre? – soll mit Ausstellungen und Vorträgen in der Kapelle des Alten Friedhofes (Rosenblöcken) gewagt werden. Drei Monate lang zieht das Helmholtz-Zentrum Hereon mit einer Auswahl seiner Forschungsthemen (Klima, Küste, Mensch) in das denkmalgeschützte Bauwerk ein. Voraussichtlich ist dann immer an drei Tagen in der Woche geöffnet.

Im Jubiläumsjahr wird auch der Kultursommer am Kanal in Geesthacht großgeschrieben. „Ich kann eine Premiere an einem tollen Ort ankündigen. Mehr wollen wir jetzt noch nicht verraten“, wirbt Stadt- und Kulturmanagerin Julia Dombrowski um Verständnis. Die Geesthachter Kulturnacht am 14. September steht unter dem Titel „100 Klänge“. Zum Jahresende ist eine Ausstellung „100 Mal Geesthacht“ im Krügerschen Haus geplant. Dazu wird es auch eine gedruckte Publikation geben.

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„Einige Termine sind durch den partizipativen Gedanken noch im Fluss“, wirbt Julia Dombrowski um Verständnis, dass noch nicht alle Veranstaltungen exakt terminiert sind. Dazu gehören auch die geplanten Fahrten mit dem AKN-Triebwagen. „Wir sind in Gesprächen und wollen das gemeinsam machen. 2016, zum 800-jährigen Ortsjubiläum, konnten alle nach Bergedorf fahren. Diesmal gucken wir, ob wir eventuell bis nach Hamburg fahren können“, sagte Olaf Schulze. Das komplette Jubiläumsprogramm wird noch auf der Seite der Stadt (geesthacht.de) sowie einem eigenen Kanal bei Instagram veröffentlicht.