Geesthacht. Derzeit nutzt der Geesthachter Museumszug die Strecke, auf der dann moderne Bahnen fahren sollen. Wie der Verein nach Lösungen sucht.

  • Der näher rückende Bahnanschluss für Geesthacht wird mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegengesehen
  • Sollte der Personenverkehr auf der Strecke von der AKN übernommen werden, würde es das Aus für den Museumszug bedeuten
  • Die Möglichkeiten für Fahrten mit der Dampflok Karoline wären dann stark eingeschränkt

Der näher rückende Geesthachter Bahnanschluss erfreut die Eisenbahnfans. Zu ihnen zählen natürlich auch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn, aber hier sieht man die Angelegenheit mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Denn: Wenn die AKN den Personenverkehr auf der Strecke nach Bergedorf Süd aufnimmt, könnte das gleichzeitig das Aus für die beliebten Ausflugsfahrten mit der historischen Dampflok Karoline bedeuten. „Das wäre für uns der Tod hier“, befürchtet Gerhard Rösler. Der Museumszug der Arbeitsgemeinschaft fährt sieben Mal im Jahr, es ist eine wichtige Einnahmequelle.

Geesthacht: Dampflok wurde nach einer dänischen Werbekuh benannt

Gegründet wurde der Verein 1975. Die Lok Q 350 der Dänischen Staatsbahn wurde 1981 angeschafft. Das „Q“ der Baureihe klingt ausgesprochen wie „Kuh“. Und weil damals ein populäres Rind Karoline hieß, das Werbung für eine dänische Molkerei machte, war der Spitzname für die Dampflok schnell gefunden.

Ihre Möglichkeiten nach dem Bahnanschluss sind stark eingeschränkt. Entweder Karoline kann doch weiterhin nach Bergedorf dampfen, oder es geht ausschließlich in die andere Richtung nach Krümmel. Nur knapp vier Kilometer sind es bis zum Endpunkt auf Höhe der Krümmelstraße. Die Strecke nach Bergedorf ist mehr als dreimal so lang. Die große Frage: Würden Ausflügler aus Hamburg zunächst in die modernen AKN-Wagen steigen, um für so eine kurze Tour mit der Dampflok nach Geesthacht zu fahren?

Für die Weiterfahrt bis nach Tesperhude fehlen 100 Meter Gleis

Knut Wiese und Gerhard Rösler sind skeptisch. „Der Gag ist dann weg“, sagt Rösler. Bereits jetzt würde nur die Hälfte Fahrgäste bis Krümmel weiter wollen. Dort fehle auch ein Anlaufpunkt. Etwas anderes wäre es, wenn der Zug weiterfahren könnte bis nach Tesperhude. Auch dieses Gleis existiert noch. Dort gäbe es mit den Cafés und dem Wald am Hohen Elbufer attraktive Ausflugsziele.

Aber auch hier lauert ein Problem: Die Gleise bleiben nicht im öffentlichen Raum, führen über das Gelände des Helmholtz-Zentrums Hereon. Ein Haltepunkt befindet sich unweit der Stelle, wo der ehemalige Forschungsreaktor gelagert wird. Zudem sind auf etwa 100 Meter Länge Gleise abgetragen worden. „Das müsste komplett neu gelegt werden“, sagt Knut Wiese. Auch, weil mittlerweile Bäume im Gleis wüchsen. Eine Verlängerung scheint somit allein wegen der anfallenden Kosten sehr unwahrscheinlich.

Knut Wiese (l.) und Gerhard Rösler von der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn stehen im Lokschuppen und sind in Sorge: Wenn der Bahnanschluss kommt, ist unklar, ob und wie es mit den Fahrten von Karoline weitergeht. Eine Möglichkeit: Von Geesthacht aus wird nur noch nach Osten gefahren mit dem Endpunkt in Krümmel. Aber wie attraktiv wird die kurze Strecke für Ausflügler sein?
Knut Wiese (l.) und Gerhard Rösler von der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn stehen im Lokschuppen und sind in Sorge: Wenn der Bahnanschluss kommt, ist unklar, ob und wie es mit den Fahrten von Karoline weitergeht. Eine Möglichkeit: Von Geesthacht aus wird nur noch nach Osten gefahren mit dem Endpunkt in Krümmel. Aber wie attraktiv wird die kurze Strecke für Ausflügler sein? © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Bleibt die Richtung gen Westen nach Bergedorf. Aber auch hier wird der Betrieb nicht ohne Investitionen weitergehen können. Selbst, wenn die zeitliche Einbindung von Karoline-Sonderfahrten in den AKN-Fahrplan möglich wäre – angestrebt wird ein Zehn-Minuten-Takt – werden dann technische Nachrüstungen an der Lok für die Fahrten auf der modernisierten Strecke nötig. „Die Sicherheitseinrichtungen würden fehlen“, erklärt Gerhard Rösler. Außerdem würde Karoline die Strecke relativ lange blockieren. „Auf der Strecke sind 80 km/h erlaubt, wir schaffen gerade mal die Hälfte“, sagt Knut Wiese.

Gelder für notwendige Investitionen auf dem Gelände könnten versenkt werden

Kommt hinzu die Sorge, dass der Lokschuppen auf dem Gelände der AKN im Weg stehen könnte und abgerissen wird. Möglicherweise benötigen deren Triebwagen in Geesthacht einen eigenen Schuppen, etwa, weil die Batterien über Nacht geladen werden müssten, spekuliert Gerhard Rösler.

Bahngegner wütend bei Tjarks-Besuch- Grüne rufen Polizei

Zudem hatte die Arbeitsgemeinschaft geplant, für Wagen und Gerätschaften einen weiteren, vor dem Wetter schützenden Schuppen auf dem Gelände zu bauen. „Das ist ja nun ein Risiko, wir könnten Gelder versenken ohne Ende, und haben dann mit Rosinen gehandelt“, sagt Gerhard Rösler. Woanders neu anzufangen, scheint auch unmöglich. Viele alte Strecken sollen reaktiviert werden, einige Museumsbahnen sind derzeit unter Druck.

Für Gerhard Boll, Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses und einer der fachkundigsten Bahnexperten in Geesthacht, ist noch nicht aller Tage Abend. Er rät der Arbeitsgemeinschaft, sich frühzeitig von sich aus in die Planungen einzubringen – die Vorplanung soll bereits 2024 stehen. „Um mit den Fahrten im Takt berücksichtigt zu werden, ist es so wichtig, gleich am Anfang in der Planung dabeizusein, damit die AKN informiert ist“, meint er. Und: „Die AKN bräuchte wohl gar keine eigenen Hallen, wenn der Wartungsschwerpunkt in Tiefstack ist.“

Dort ist die Nordbahn ansässig, sie ist ein Tochterunternehmen der AKN und der Benex GmbH. Außerdem dürfte der Rückhalt in Geesthacht groß sein. „Ich gehe davon aus, dass alle Fraktionen dazu stehen, dass Karoline hierbleibt“, meint Gerhard Boll. „Dass Geesthacht sich dazu bekennt, hätte dann eine Appellwirkung.“ Der Zug für Karoline – er ist noch nicht abgefahren.