Schwarzenbek. Mehr als 150 Plätze für Kleinkinder fehlen aktuell in der Europastadt. Und die Situation wird sich weiter verschärfen. Der Vorschlag.

In Schwarzenbek fehlen aktuell mehr als 150 Kita-Plätze. Das Problem ist seit Jahren bekannt, eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Mindestens zwei Kitas fehlen in der Europastadt, hinter vorgehaltener Hand sprechen Insider von einem noch höheren Bedarf und der Notwendigkeit einer dritten Kita. „Wir wissen genau, dass es mindestens drei, wenn nicht sogar vier Jahre dauern wird, bis eine neue Kita steht. Deshalb brauchen wir für den Übergang schnelle Lösungen. Dabei zählt jeder Platz, den wir zusätzlich schaffen können“, sagt Paul Dahlke, Vorsitzender der CDU-Fraktion.

„Wir arbeiten mit Hochdruck an dem Problem“, betont auch Bürgermeister Norbert Lütjens, der sich aber zu der zeitlichen Komponente nicht äußern möchte. Aktuell gibt es neun Kitas in Schwarzenbek mit insgesamt rund 1000 Plätzen, aber das reicht nicht.

Kinderbetreuung Schwarzenbek: CDU setzt auf Tagesmütter und -väter

Bei der Schaffung zusätzlicher Betreuungsangebote setzen die Christdemokraten auf den Einsatz weiterer Tagesmütter und -väter. Aktuell gibt es elf davon in Schwarzenbek. „Diese Lösung lässt sich vergleichsweise kurzfristig realisieren. Außerdem sind Tagesmütter und -väter flexibler bei ihren Angeboten. Denn der Wunsch vieler Eltern geht in Richtung Ganztagsbetreuung“, so der CDU-Fraktionschef.

Deshalb haben die Politiker auch den Vorstoß, eine zusätzliche Waldgruppe zu schaffen, vorerst auf Eis gelegt. Denn bei den bisherigen Regelungen für Waldgruppen gilt, dass sie zum einen an eine bestehende Kita angegliedert werden müssen und nur eine Vormittagsbetreuung anbieten können. Das reicht aber vielen Eltern nicht aus.

Viele Eltern brauchen ein doppeltes Einkommen

Denn viele Familien aus Schwarzenbek sind Neubürger, die aus Hamburg kommen und sich vor den Toren der großen Stadt den bezahlbaren Traum von den eigenen vier Wänden im Grünen erfüllt haben. Um das zu bezahlen, sind viele Eltern auf ein zweites Einkommen angewiesen und pendeln nach Hamburg. Deshalb gibt es auch den Wunsch nach langen Betreuungszeiten in den Kitas.

„Diesem Wunsch würden wir mit der Tagesbetreuung nachkommen. Bei Gesprächen mit Tagesmüttern haben wir aber festgestellt, dass hohe Investitionen ein Hinderungsgrund sind“, so Paul Dahlke. Bis zu 7000 Euro seien erforderlich, um die eigene Wohnung oder aber auch ein extra angemietetes Objekt kindgerecht und vor allem gemäß den geltenden Sicherheitsvorschriften herzurichten, so Dahlke.

Der Kreis gibt 1500 Euro Starthilfe – aber das reicht nicht

Vom Kreis gibt es für die Existenzgründung neuer Tagespflegeangebote einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 1500 Euro. „Das reicht nicht aus. Es braucht zusätzliche Anreize, um Interessierten den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Um diese Eintrittshürde abzuschwächen und die Attraktivität der Einrichtung weiterer Kindertagespflegeangebote im Stadtgebiet der Stadt Schwarzenbek zu steigern, soll eine Starthilfeförderung für Kindertagespflegepersonen in Höhe von 1000 Euro gezahlt werden“, so der Christdemokrat.

Einen entsprechenden Antrag hatte die CDU-Fraktion bereits im November in der Sitzung der Stadtvertreter gestellt. Für die Idee gibt es eine breite Mehrheit, für die weiteren Beratungen haben die Politiker den Antrag einstimmig in den zuständigen Ausschuss für Kita und Schule verwiesen. Während der Sitzung hatte der Vorsitzende des Finanzausschusses, Hartmut Hintze (FDP), bereits die Mitarbeit seines Gremiums signalisiert. Denn für das Projekt müssen auch Mittel im städtischen Haushalt bereit gestellt werden.

300 Stunden Kursus für den richtigen Umgang mit Kindern

Die Ausbildung und Zulassung von Tagesmüttern und Tagesvätern liegt beim Kreis. „Aktuelle sind 106 Tagespflegepersonen bei uns gemeldet. Die Ausbildung der Tagespflegepersonen übernimmt die BQL Berufsausbildungs- und Qualifizierungsagentur Lübeck GmbH im Auftrag und auf Kosten des Kreises“, sagt Kreissprecher Fabian Harbrecht. Bei den Eltern kommt die Betreuung von maximal fünf Kindern in einer Kleingruppe gut an. „Gerade im Bereich der Unter-3-Jährigen wird die Kindertagespflege aufgrund ihrer Familienähnlichkeit und Flexibilität von vielen Eltern bevorzugt“, sagt Harbrecht.

Doch es gibt einige Grundvoraussetzungen und auch eine umfangreiche Schulung. Wer als Kindertagespflegeperson im Kreis Herzogtum Lauenburg tätig werden möchte, bedarf einer Erlaubnis zur Kindertagespflege. „Eine auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnittene Qualifikation bildet die Grundlage für eine gute Kindertagesbetreuung und ist wichtig für das Vertrauen der Eltern“, so der Kreissprecher. Auch für das Jahr 2024 sind wieder neue Qualifizierungskurse für angehende Kindertagespflegepersonen in Planung: ein Grundqualifizierungskursus Kindertagespflege im Umfang von 300 Unterrichtseinheiten sowie ein Kompakt-Kursus Kindertagespflege für pädagogische Fachkräfte im Umfang von 50 Unterrichtseinheiten.

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Am Donnerstag, 8. Februar, findet um 18 Uhr in Mölln ein Informationsabend zur Qualifizierung und Tätigkeit in der Kindertagespflege statt. Interessierte, die zukünftig als Kindertagespflegeperson im Kreis Herzogtum Lauenburg tätig werden möchten, können sich für eine Anmeldung sowie für weitere Informationen an die Mitarbeiterinnen des Fachdienstes Kindertagesbetreuung, Jugendförderung und Schulen unter 04541/88 87 29 wenden.