Geesthacht. Auf dem Weg zum Supermarkt müssen Fußgänger über die B5. Eine Ampel könnte Situation entschärfen. Aber die Idee hat ihre Tücken.
Es ist ordentlich Bewegung gekommen in das Anliegen, in Grünhof den Weg über die Bundesstraße 5 für Kunden, die zu Fuß zumNetto-Markt auf die anderen Straßenseite wollen, sicherer zu machen. Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze verkündete im jüngsten Ausschuss für Bau, Feuerwehr und Katastrophenschutz überraschend eine neue Idee. Eine, die an anderer Stelle schon einmal erfolgreich umgesetzt wurde.
Im Fokus der Überlegungen stand bisher der Wunsch nach einer Bedarfsampel. Der Bau einer Vollampel dagegen ließe sich wohl einfacher umsetzten. Olaf Schulze verwies auf einen sehr ähnlichen Vorgang aus der neueren Stadtgeschichte: auf die Ampel an der B404 in Besenhorst. Die wurde errichtet, damit Geesthachter den Bus nach Hamburg sicherer erreichen, der auf der anderen Straßenseite des Wohngebiets hält.
Lebensgefährlicher Weg zu Netto in Geesthacht: Sorgt Ampel für Sicherheit?
„Dort war damals auch der Wunsch, eine Bedarfsampel zu realisieren. Diese Bedarfsampel ist bis heute nicht aufgestellt, weil auch dort die gleichen Voraussetzungen gegeben waren wie in Grünhof“, erzählte Olaf Schulze. Und die sind: Die Vorgabe einer bestimmten Anzahl an Menschen, die in einer Stunde die Straße überqueren müssten, wird einfach nicht erfüllt.
Zuletzt bei einer Zählung am 14. März 2023 waren es zwischen 7 und 8 Uhr nur 18 Querende, von 8 bis 9 Uhr sowie von 9 bis 10 Uhr jeweils 19 – bei einem Spitzenwert von 719 Fahrzeugen in beiden Richtungen. Auch eine Zählung im Vorjahr hatte den Mindestwert von 50 Überquerungen deutlich verfehlt, damit eine Bedarfsampel oder Sprunginsel vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr genehmigt werden könnte. Nach einer vor Ort gern erzählten Anekdote sind die Zahlen deshalb so gering, weil sich Netto-Kunden lieber ins Auto setzen, da ihnen der Fußweg zu gefährlich ist.
Der „Trick“ funktionierte bereits an der Bundesstraße in Besenhorst
Nun gibt es in Besenhorst aber mittlerweile eine Ampel, wie Buspendler und Autofahrer sehr wohl wissen. Der „Trick“ laut Olaf Schulze: „Wir haben dort eine Vollampel installiert. Während der Baumaßnahmen, als die Straße saniert wurde, haben wir das gleich mit umgesetzt.“ Das war im Juli 2018. Dafür wurde die Haltestelle in Höhe des Bauernvogtsweg verlegt, wo jetzt auch die Ampel steht.
Und genau so ein Vorgehen gehört nun erneut zu den Planspielen im Rathaus. „Wir sind jetzt hier auch dabei zu prüfen und zu schauen, ob wir dort auch eine Vollampel realisieren können“, verriet Olaf Schulze. Nach der vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr erlassenen Richtlinie ließen sich die verkehrsrechtlichen Voraussetzungen nicht herleiten, die eine Bedarfsampel rechtfertigen würden.
Aufstellung einer Vollampel könnte zu anderen Problemen führen
Auch in Besenhorst habe man die Ampel nur hinbekommen, weil es eine Vollampel sei. Die Schwelle für deren Aufbau ist deutlich niedriger, dafür bliebe der Großteil der Kosten an der Stadt hängen. Eine vergleichbare Ampelanlage im Emsland schlug kürzlich mit rund 120.000 Euro zu Buche.
Man habe auch schon Gespräche geführt mit den Grundeigentümern des Netto-Areals, berichtete der Bürgermeister. „Sie wären bereit, im Zweifel noch mal Grund und Boden abzugeben, weil wir dann Fußgängerwege dort bauen müssten“, sagt Olaf Schulze. Allerdings hat auch der Aufbau einer Vollampel seine Tücken. Denn es drohen Nachteile an anderer Stelle. „Das bedeutet dann auch wieder, dass wir uns über die Grünhofer Straße unterhalten müssen“, erläuterte der Bürgermeister, der selbst in dem Ortsteil wohnt.
Keine Abkürzungsstrecke in Richtung Steinberg
Grund: Die Grünhofer Straße ist verkehrsberuhigt und am nördlichen Ende für die Autofahrer aus Richtung B5 nicht befahrbar. Die Straße soll keine Abkürzungsstrecke Richtung Steinberg mehr sein. „Wenn wir dort eine Vollampel aufstellen, bleibt die Frage zu klären, ob wir dann auch wieder diesen Verkehr zulassen müssen“, sagte Olaf Schulze. Gespräche mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr laufen.
Aber die Sachlage ist noch komplizierter: Eine neue Vollampel könne auch Auswirkungen auf den Bereich Grünhofer Straße/Steinberg haben, „wenn wir dort mal etwas verändern wollen“, führte Olaf Schulze aus. Etwa bezüglich eines Kreisels oder einer weiteren Ampel. Zwei Ampeln hintereinander, das werde schwierig. „Man muss beachten: Wenn wir dort etwas einrichten, was passiert an anderer Stelle?“
Inklusionsgedanke als weitere Chance
Zumal weiterhin völlig unklar ist, wo der Neubau der Feuerwache sein wird. Die alte Wache befindet sich an der Grünhofer Straße. Eine Ampelanlage müsste dem Ausrücken der Feuerwehr gerecht werden, aber auch möglichst den einrückenden Feuerwehrleuten, die im Ernstfall schnell zur Wache eilen.
Doch auch die Pläne in Sachen Bedarfsampel wurden noch nicht aufgegeben, erklärte der Bürgermeister: „Vielleicht ergeben sich ja noch einmal neue Argumente.“ Wie die aussehen könnten, erzählte er im Ausschuss. „Was wir auch noch ansprechen müssen, ist, der Inklusionsgedanke. Wenn ich einen Rollstuhlfahrer habe oder Menschen, die mit dem Rollator hinüberwollen, das ist schon eine Herausforderung.“
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Das Thema hat eine neue Brisanz bekommen, seitdem im Oktober eine Rentnerin beim Überqueren der Straße von einem Auto angefahren und schwer verletzt wurde. Der Netto-Markt ist die einzige Einkaufsmöglichkeit für die Grünhof-Tesperhuder vor Ort. Sie müssen dafür die viel befahrene B5 überqueren, die ohne jegliche Sicherung ist. Nicht einmal einen Zebrastreifen gibt es.
Der örtliche Bürgerverein hat die Situation schon länger kritisch im Blick. Im März 2020 stellten SPD und FPD dann gemeinsam einen Antrag, der unter anderem auch die Prüfung für eine Bedarfsampel forderte. Er wurde einstimmig angenommen.