Geesthacht. Sie sieht unscheinbar aus, ist aber gefährlich: Die Kreuzung von Trift und Berliner Straße. So will die Stadt die Situation entschärfen.
Allmählich folgt die Berliner Straße in Geesthacht dem berüchtigten Vorbild der Bergedorfer Straße im Zentrum von Bergedorf: Sie füllt sich mit Lichtzeichenanlagen. „Das wird dann die fünfte Ampel?“, fragte Oliver Parchur (CDU) auf dem Ausschuss für Bau, Feuerwehr und Katastrophenschutz nach dem Anhören der Umbaupläne der Kreuzung Berliner Straße/Trift sicherheitshalber nach.
Ja, wird es. Noch ist hier für die Querung der Bundesstraße eine Bedarfsampel für Fußgänger zum Drücken für grünes Licht aufgestellt, aber das wird sich ändern. „Vollsignalisierung“, heißt der Fachbegriff. Somit ist dann jede Kreuzung an der B 5 im Innenstadtbereich zwischen Ziegenkrug und Post mit so einer Ampelanlage ausgestattet. Sie misst etwa einen Kilometer. Auf dieser kurzen Strecke sei das eine „Katastrophe“, findet Oliver Pachur. Und im weiteren Verlauf bis zur Landesgrenze nach Hamburg warten dann ja noch ein paar weitere. „Geesthacht ist mittlerweile eine Stadt der Ampeln“, findet Oliver Pachur. Er hofft wenigstens zur Hauptverkehrszeit auf die Schaltung einer grünen Welle.
Die grüne Welle brach schon einmal zusammen
Das aber ist schon einmal schiefgegangen im November vor einem Jahr, als die Trift zur Fahrradstraße umgewandelt und für den Durchgangsverkehr gesperrt wurde. Die Fußgängerampel sollte damals in die Schaltung der grünen Welle für die Bundesstraße 5 integriert werden – mit der Folge, dass die grüne Welle anschließend verebbt war und die Autofahrer nicht mehr flüssig durchkamen. Die Maßnahmen wurden ein paar Wochen später zurückgenommen.
Wie es ohne Ampel anders gehen soll, weiß Oliver Pachur ad hoc auch nicht zu beantworten. Ein Kreisel dürfte wegen der vielen Lkw, die ihn passieren müssen, zu teuer werden, „mit einer Million Euro ist zu rechnen“, meint er. Aber ihn ärgert der Reflex zur Ampel, ohne weitere Lösungen, etwa durch Umbauten, zu diskutieren. In diesem Fall „dürfte das Ei aber gelegt sein“, meint er.
Denn der Ausschuss hatte nichts dagegen, dass die Stadtverwaltung die Planung fortsetzt. Bedarf für Veränderungen besteht, das ist unstrittig. Die Fahrbeziehungen der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer hier sind verzwickt, führen immer wieder zu brenzligen Situationen im Straßenverkehr. Die Bundesstraße ist hier vierspurig ausgebaut, in der Spitze rollen rund 1500 Fahrzeuge in der Stunde an der Einmündung der Trift vorbei, hatte eine Verkehrszählung ergeben – das war im Juni vor drei Jahren, es dürften mittlerweile eher nicht weniger Fahrzeuge geworden sein.
Ein verbotener Linksabbieger verursachte einen tödlichen Unfall
Erschwerend kommt hinzu: Autofahrer, die aus der Trift kommen, etwa vom Lidl-Parkplatz, dürfen nur nach rechts abbiegen – woran sich längst nicht alle halten. Mit manchmal fatalen Folgen. Im November 2021 kam es beim verbotenen Linksabbiegen zu einem tödlichen Verkehrsunfall. Zur Unübersichtlichkeit trägt die Situation durch die versetzten Einmündungsbereiche von Sportplatz und Trift bei. Wenn ein Autofahrer sich vom Parkplatz der Sportanlage auf der Nordseite der Bundesstraße in den Verkehr einfädeln will, muss er nicht nur vier Fahrspuren im Blick haben, sondern auch auf von hinten kommende Radfahrer achten. Diese nahen von schräg links und sind in der Regel wegen des Gefälles mit ordentlich Tempo unterwegs.
Diesen beiden Punkten trägt die Planung Rechnung. Eine Querung für den Radverkehr über die Bundesstraße, die bisher von der Trift aus fehlte, soll geschaffen und auch das Linksabbiegen aus der Trift in die Berliner Straße wieder möglich werden. So soll die Radverkehrsachse, die Oberstadt, Stadtzentrum und Freibad verknüpft, für die Radfahrer freundlicher und sicherer ausgebaut werden. Zudem soll es für den Radverkehr im Knotenpunktbereich der Kreuzung eine sogenannte Berliner Lösung geben. Soll heißen: Der Radfahrstreifen wird auf einer Höhe mit den Autos geführt. „Durch die Ableitung des Radverkehrs wird im Knotenpunktbereich das Konfliktpotenzial zwischen den zu Fußgehenden und Radfahrenden reduziert“, findet die Stadtverwaltung.
Auto- und Radfahrer richten sich nach einem gemeinsamen Signal
Außerdem sollen künftig auch für den Radverkehr die Ampelsignale gelten, nach denen sich auch der Kfz-Verkehr richten muss. Mit Ausnahme der westlichen Radwegfurt über die Berliner Straße. Dort wird es gesonderte Signale für abbiegende Radler geben. Und im Bereich der Parkplatzüberfahrt wird die Querung ebenfalls durch eine Ampel geregelt werden. Wegen ihrer Einbindung in den Knotenpunkt müssen alle Verkehrsteilnehmenden warten, wenn aus der Trift oder der Parkplatzüberfahrt eine Anforderung aktiviert wird. Für Rechtsabbieger aus der Trift und vom Parkplatz soll je ein Grünpfeil für den Radverkehr installiert werden. Für Parkplatzsucher verbessert sich die Anfahrbarkeit der Anlage am Sportplatz, die mit der Vollsignalisierung des Knotenpunktes nun aus allen Richtungen erreicht werden kann.
Es wird auch an einen behindertengerechten Ausbau für Fußgänger gedacht. Die bereits vorhandenen Furten über die Berliner Straße und über die Trift sollen mit Signalen barrierefrei ausgebaut werden, das Mindestmaß für die Gehwege wird nach Möglichkeit auf 2,50 Meter gebracht. Momentan gibt es hier keine baulichen Elemente, von denen Blinden- und Sehbehinderte profitieren können. Künftig sollen die Fußgängerfurten mit Bodenindikatoren hergestellt werden, Querungen über die Trift, die Parkplatzüberfahrt und die Berliner Straße werden als gesicherte Querungen ausgebildet.
Nächster Schritte: Nach Freigabe durch den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) wird die Bauleistung ausgeschrieben, anschließend beauftragt. Auch hier muss der LBV die Freigabe erteilen. Die Verteilung der Kosten sieht so aus: Der LBV übernimmt die Baukosten für die Bundesstraße und die Radwege, die Stadt den Anteil der Zufahrten zur Trift und der Zentrale Sportanlage, der Gehwege sowie der Planungskosten. Aber es gibt Ermäßigungen: „Von den tatsächlichen Baukosten des Bundes werden der Stadt zwölf Prozent für Bauvorbereitung und Baudurchführung erstattet“, teilt die Stadtverwaltung mit. Eingeplant für die Maßnahmen sind für das Haushaltsjahr 2023 Mittel in Höhe von 175.000,00 Euro.