Schwarzenbek. Schwarzenbek könnte Arbeiten der Deutschen Bahn für Umbau des Bahnhofs nutzen. Fördermillionen möglich. Aber es gibt auch Bedenken.

Stress für die Pendler, aber eine Riesenchance für Schwarzenbek: Ab dem Sommer wird es für zwei Jahre massive Einschränkungen auf der Bahnstrecke Hamburg–Berlin und auch Sperrungen im Bereich Schwarzenbek/Büchen geben. Auf der 280 Kilometer langen Bahnstrecke werden vom 16. August bis 14. Dezember 100 Weichen und 74 Kilometer Gleise erneuert, wie die Deutsche Bahn mitteilte.

Auch im Jahr 2025 sind umfangreiche Arbeiten geplant. Dann ist eine Generalsanierung geplant, die der DB-Konzern bereits angekündigt hatte. Vom 6. Juni bis 13. Dezember 2025 soll die 280 Kilometer lange Schnellstrecke gesperrt und zu einem sogenannten „Hochleistungskorridor“ ausgebaut werden.

Massive Behinderungen durch die Sanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin

Außerdem kündigte die Bahn an, dass noch in diesem Jahr sowohl in Bergedorf als auch in Müssen, Schwarzenbek und Büchen die Bahnsteige verlängert werden. Das ist wichtig, damit an die Regionalzüge mehr Waggons angekuppelt werden können; die heute oft vollbesetzten Züge sollen für Pendler attraktiver werden. Es sollen auch sogenannte Überleitstellen in Müssen und Friedrichsruh gebaut werden, die einen Wechsel der Züge auf das andere Gleis ermöglichen.

Das bedeutet, dass es im Regionalverkehr Einschränkungen beziehungsweise Ersatzverkehr geben dürfte. „Aufgrund der bevorstehenden Baumaßnahmen an den Bahnsteigen in Schwarzenbek wird es ab August 2024 bis Ende 2025 wegen der Baueinrichtungs- und Lagerflächen auch immer wieder Einschränkungen im zur Verfügung stehenden Parkraum geben“, sagt Bürgermeister Norbert Lütjens. Das bedeute auch, dass die geplante Parkraumbewirtschaftung am Bahnhof frühestens ab dem Jahr 2026 möglich sei. Viel wichtiger für Schwarzenbek ist aber die Möglichkeit, die Arbeiten für eine Umgestaltung des Bahnhofs zu nutzen.

Umbau der Bahnsteige gibt die Chance für eine komplette Schönheitskur

In einem Vorgespräch habe der Kreis-Nahverkehrsplaner Andrew Yomi signalisiert, dass eine hohe Förderquote von bis zu 80 Prozent für Umgestaltungen am Bahnhof möglich sei, so der CDU-Fraktionschef Paul Dahlke während der jüngsten Sitzung der Stadtvertreter. Ein schönerer Bahnhof steht neben dem Traum von einem neuen Hallenbad seit vielen Jahren ganz oben auf der Wunschliste der Politiker und vieler Bürger. Bislang scheiterte es aber am Geld und an der Gelegenheit.

Deshalb hatten die CDU- und die FDP-Fraktion in einem gemeinsamen Antrag einen Workshop angeregt. Er soll der Erstellung eines Grobentwurfs für die Verbesserungen des Bahnhofsumfelds dienen. Dieser Workshop mit Vertretern der Parteien und der Verwaltung ist am 5. Februar geplant. Dabei soll auch ausgelotet werden, welche Fördermöglichkeiten es für die einzelnen Vorhaben gibt. „Der Bahnhof Schwarzenbek und sein Umfeld stellen eine zentrale Mobilitätsdrehscheibe und einen Knotenpunkt für viele Mobilitätsangebote unserer Stadt dar. Leider lässt die aktuelle Ausgestaltung sowohl optisch als auch unter Komfortaspekten zu wünschen übrig“, so Paul Dahlke.

Die Zeit drängt – das Fenster für eine Sanierung ist nur kurz geöffnet

Die Zeit drängt, denn eine Umgestaltung des Bahnhofs hat besonders große Chancen in dem Zeitraum, in dem die Deutsche Bahn AG die Bahnsteige umbaut und in dem Zusammenhang auch das Stellwerk abreißt. In dem Gebäude sitzt ohnehin schon seit Langem kein Personal mehr. Die neue Technik für das Stellwerk wird in einem vergleichsweise kleinen Kasten ähnlich einem Stromverteiler Platz finden. „Der Abriss und die Neubebauung des alten Stellwerks zugunsten eines Bahnhofsgebäudes light zwischen Gleisen und Bushaltestellen, ähnlich der Umsetzung in Lauenburg, sollten in der Prüfung Berücksichtigung finden“, fügt FDP-Fraktionschef Hartmut Hintze in dem Antrag hinzu.

Schwarzenbek hat bereits einen Plan für einen neuen Bahnhof in der Schublade

Ganz bei Null müssen die Politiker und Verwaltungsmitarbeiter nicht anfangen. Eine Studie zur ganzheitlichen Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes in Schwarzenbek wurde 2018 durch das Planungsbüro Bahnstadt erstellt. Allerdings scheiterte die Umsetzung an den immensen Kosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro, die mit der ganzheitlichen Umgestaltung verbunden gewesen wären. Das Konzept liegt aber fertig in der Schublade und kann in die weitere Ideenfindung einfließen. Denn auch hier war eines der Kernstücke, dass anstelle des hässlichen Stellwerks ein moderner Servicebereich entstehen sollte. Auch die Umgestaltung des Busbahnhofs und des Zugangsbereichs zu den Bahnsteigen war geplant. Diese Chance ist mittlerweile vertan, weil die Fahrstühle 2020 erneuert wurden und der Umbau der angrenzenden Treppenhäuser somit nicht mehr möglich ist.

Jetzt wollen sich die Politiker aber auf die Bereiche konzentrieren, die sich im unmittelbaren Umfeld der Gleise befinden. Denn für Arbeiten an und auf den Bahnsteigen muss der Zugverkehr ruhen. Und das ist nur in den engen Zeitfenstern während der Umbauten möglich. Der neue Busbahnhof ist damit erst einmal nicht Gegenstand der weiteren Planungen.

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„Wir beschäftigen uns seit dem Sommer 2023 mit dem Thema und kommen nicht weiter. Uns läuft die Zeit davon“, mahnt Paul Dahlke. „Die Idee mit dem Workshop ist super. Der Bauchladen mit Vorschlägen für Verbesserungen ist riesig, wir dürfen aber kein Wolkenkuckucksheim bauen. Wir müssen im Workshop schauen, was realistisch möglich ist“, betont Grünen-Fraktionschef Christian Wruck.

Dieses hässliche Gebäude hinter dem Fahrradstand ist das alte Stellwerk direkt im Eingangsbereich des Bahnhofs. Es soll demnächst abgerissen werden und würde Platz für ein Servicegebäude schaffen.
Dieses hässliche Gebäude hinter dem Fahrradstand ist das alte Stellwerk direkt im Eingangsbereich des Bahnhofs. Es soll demnächst abgerissen werden und würde Platz für ein Servicegebäude schaffen. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Bernhard Böttel, FWS-Fraktionschef und ein „alter Fuchs“ in der Kommunalpolitik, sieht die Chancen allerdings eher kritisch. Denn es hat bereits viele Anläufe für eine Umgestaltung des Bahnhofs gegeben - zuletzt im Zusammenhang mit dem Neubau der Fahrstühle. Bislang ist nicht viel passiert – lediglich die Unterstände für die Fahrgäste auf den Bahnsteigen wurden im Laufe der Jahre verbessert. „Es muss uns klar sein, dass wir größere Umbauten nicht bezahlen können. Die Bahn ist Meister darin, nichts zu tun“, sagt er resigniert. Allerdings hat die Stadt auch selbst eine große Chance zur Verbesserung des Bahnhofs verpasst. Die Bahn hat ihr Bahnhofsgebäude und den Kiosk 2013 zum Verkauf angeboten, die Stadt hat aber nicht zugeschlagen. Stattdessen gingen die Gebäude an einen privaten Investor. Der Kiosk ist mittlerweile ein Stehimbiss und durch diverse Umbauten attraktiver geworden als der alte Kiosk mit Gartenhauscharme. Das Bahnhofsgebäude beinhaltet eine soziale Einrichtung.