Lauenburg. Bankvorstand Thomas Göthling sieht die Entwicklung in der Schifferstadt optimistisch. Er nennt Vorzüge und Projektbremsen.

Wohnen im Lauenburger Stadtzentrum, trotzdem ruhig gelegen, Grundschule und Kita ganz in der Nähe – für viele Familien ist das ein Traum. Die Raiffeisenbank Lauenburg (Raiba) führt jetzt schon eine Interessentenliste für die Wohnungen, die derzeit an der Fischerkoppel entstehen. Klappt alles wie geplant, wird des Projekt Mitte nächsten Jahres übergeben.

Nach der Unternehmensaufgabe des Lauenburger Bauunternehmens Schmidt im Jahr 2010 begann ein Poker der Investoren um das 2500 Quadratmeter große Areal. Schließlich sicherte sich die Stadt das Filetgrundstück an der Fischerkoppel von der Familie Schmidt und verkaufte es im Dezember 2014 an die Raiffeisenbank Lauenburg. „Das Vorhaben der Bank entspricht der anstehenden Realisierung von attraktivem Wohnungsbau im innerstädtischen Gefüge“, hieß es damals vonseiten der Stadt. Doch es sollten noch einige Jahre ins Land gehen, bis die Raiba ihren Plan umsetzen konnte. „Niemand plant so einen langen Zeitablauf. Das lange Genehmigungsverfahren in Deutschland bremst Investoren aus“, ist Raiba-Vorstand Thomas Göthling überzeugt.

Barrierearme Wohnungen mit großzügigen Freiflächen

Doch mittlerweile sind die Bauarbeiten auf dem Gelände in vollem Gange. 25 Wohnungen entstehen hier in fünf zueinander versetzten Gebäuden, die alle mit einem Fahrstuhl ausgestattet werden. Die Wohnungen sind zwischen 80 und 100 Quadratmeter groß und werden barrierearm gebaut. Eine Tiefgarage bietet Platz für bis zu 29 Pkw. Wenn man auf die Pläne schaut, fällt auf, dass zwischen den einzelnen Gebäuden relativ große Freiflächen geplant sind, Grünanlagen und Bänke sind zu sehen. „Uns war es wichtig, dass die künftigen Bewohner eine gute Aufenthaltsqualität innerhalb der Wohnanlage haben“, sagt Thomas Göthling, Vorstand der Raiffeisenbank. Bei diesem Bauvorhaben setzt die Lauenburger Bank auf regionale Firmen.

So soll die Wohnanlage Fischerkoppel einmal aussehen.
So soll die Wohnanlage Fischerkoppel einmal aussehen. © Raiba Lauenburg | Raiba Lauenburg

Auch alle anderen Gewerke sollen, wenn möglich, ihren Firmensitz im Umkreis des Projektes haben. „Es gehört zu unserer Unternehmensphilosophie, das regionale Handwerk zu fördern“, sagt Göthling. Ob die Anlage als hochwertige Mietwohnungsbau errichtet wird oder hier Wohneigentum entsteht, ist noch nicht klar. „Das entscheiden wir je nach Nachfrage. Beide Varianten kommen infrage“, so der Raiba-Vorstand. Dass die Bank auf den Wohnungen sitzen bleiben wird, glaubt er indes nicht. Schon jetzt gebe es eine lange Liste potenzieller Interessenten. Als Bauträger wirkt das Möllner Unternehmen np Projektentwicklung, das an der Berliner Straße auch ein eigenes Projekt errichten möchte. Auf dem ehemaligen Kleingartengelände neben dem Walter-Gerling-Haus sollen 149 Eigentumswohnungen entstehen. Doch auch hier zieht sich das Genehmigungsverfahren seit Monaten hin.

Raiba-Vorstand Thomas Göthling berichtet über den Baufortschritt der Wohnanlage Fischerkoppel
Raiba-Vorstand Thomas Göthling berichtet über den Baufortschritt der Wohnanlage Fischerkoppel © Elke Richel | Elke Richel

Wohnungsmarkt im Dauerstress

Wenn die Wohnanlage an der Fischerkoppel im nächsten Jahr fertig wird, sind zehn Jahre seit dem Kauf des Grundstückes ins Land gegangen. Dass die Lauenburger Raiffeisenbank einen so langen Atem bewiesen hat, ist nicht selbstverständlich. „Es wird Investoren derzeit nicht gerade leicht gemacht, zu bauen. Der Wohnungsmarkt befindet sich im Dauerstress“, sagt Göthling, der die Situation auch als Banker beurteilt. Aus seiner Sicht betrifft diese Krise aber auch Käufer und Mieter von Wohnimmobilien. „Wir haben derzeit nicht nur mit erheblich gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten zu tun, sondern auch hohen Erwerbsnebenkosten wie die Grunderwerbssteuer“, sagt er. Dazu kämen ein Wirrwarr an Vorschriften, immer höhere Baustandards und langwierige Genehmigungsverfahren, die Großinvestoren, aber auch Familien die Lust aufs Bauen vermiesen.

Demgegenüber sieht Göthling den steigenden Wohnungsbedarf in Deutschland – und das in allen Preissegmenten. „Wir haben es ja nicht nur mit einem Zuzug durch geflüchtete Menschen zu tun, sondern auch von internationalen Fachkräften, die Deutschland dringend braucht“, so der Banker. Wenn Investoren dann noch lange geplante Wohnbauprojekte stornieren, sei das ein zusätzlicher Druck auf den Wohnungsmarkt.

„Investoren sehen das Potenzial von Lauenburg“

Umso mehr hat der Lauenburger Bankchef einen Blick auf die Entwicklungen in der Schifferstadt. Aus seiner Sicht sei Resignation nicht angebracht, auch wenn Projekte – so auch das der Fischerkoppel – länger dauern, als ursprünglich gedacht. „Wir müssen uns doch nur mal vor Augen führen, was in den vergangenen Jahren trotz vieler Hemmnisse in Lauenburg passiert ist“, sagt er. Neben dem Wohnbaugebiet Birnbaumkamp seien andere Projekte angeschoben worden oder sogar schon fertiggestellt. Das sieht Göthling nicht in Konkurrenz zum eigenen Vorhaben – auch nicht, wenn sich die Wohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. „Ein Unternehmen wie Semmelhaack hätte in Lauenburg nicht investiert, wenn es in der Stadt keine Entwicklungsperspektive gebe.“

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Gleiches gelte aus seiner Sicht für die Handelsunternehmen Edeka, Rewe, Aldi und Lidl. „In Lauenburg sind Märkte der neusten Generation entstanden. Jetzt kann auch Famila endlich bauen, das wird noch mal einen Extra-Schub geben“, ist er überzeugt. Auch dass Woolworth im Stadtzentrum in Kürze ein Kaufhaus eröffnen wird, hält der Banker für ein gutes Zeichen. „Investoren sehen das Potenzial der Stadt“, analysiert er. Das neue Medienzentrum, der Umbau der Weingartenschule und auch die gerade eröffnete Kita Wabe würden zudem die Infrastruktur von Lauenburg entscheidend verbessern.

Auch in Lauenburg liegen Projekte auf Eis

Die positive Einschätzung des Bankchefs kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Lauenburg Großprojekte derzeit auf Eis liegen. Von dem geplanten Hotel am Fürstengarten ist schon lange keine Rede mehr. Außerdem sollte in diesem Jahr eigentlich der Bau der sogenannten Markttwiete auf der Brachfläche an der Berliner Straße beginnen. Die Köhler & von Bargen Unternehmensgruppe aus Hamburg will hier einen kleinteiligen Gebäudekomplex aus Wohnungen und Geschäften errichten. Aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage stellen die Investoren das Projekt zurück, wollen aber erklärtermaßen daran festhalten.