Lauenburg. 145 Plätze, davon 30 für Krippenkinder – die Einrichtung wird die Lage deutlich entspannen. Was Eltern aber wissen müssen.
Noch braucht man ziemlich viel Fantasie um sich vorzustellen, dass hier in nicht mal zwei Monaten Kinder singen, malen, matschen oder die langen Flure zur Rennbahn machen. Statt Kinderlachen ist das Dröhnen von Baumaschinen zu hören. Noch sind die meisten Wände betongrau. Doch das Farbkonzept der neuen Kita am Glüsinger Weg steht genauso wie der Fertigstellungstermin. „Es ist realistisch, dass wir Ende September Einweihung feiern“, sagt Melanie Schröder, pädagogische Fachberaterin des Vereins Wabe aus Hamburg. Am 21. August kommen die Möbel, so ist es geplant.
Die neue Kita ist die zweite Einrichtung, die der Verein in Lauenburg betreibt. Seit 2007 leitet Andrea Milewski die Kita Wabe am Birnenweg. Sie wird in der Anfangsphase das Team der neuen Kita unterstützen, denn das Konzept ist hier genauso gestrickt: Die Kinder bestimmen weitgehend eigenständig, wie sie ihren Tag in der Kita verleben möchten. Wird so nicht aus einem Dreikäsehoch bald ein kleiner Egoist? Im Gegenteil, sagt Andrea Milewski. Rückmeldungen aus den Grundschulen zeigten, dass aus den ehemaligen Wabe-Kindern selbstbewusste und sozial kompetente Schüler geworden seien. Auf eine Sache legt sie aber besonderen Wert. „Eltern, die ihre Kinder bei uns anmelden möchten, sollten diesen pädagogischen Weg ganz bewusst mit uns gehen.“.
Lernbegleiter und Impulsgeber für die Kinder
Hinter dem Konzept steckt die Idee, dass Kinder – wenn man sie lässt – ein gesundes Gespür für ihre eigenen Bedürfnisse haben. Sie entscheiden in der Kita Wabe, wann sie essen oder schlafen wollen, wer sie trösten oder mit ihnen Geburtstag feiern darf, wann sie draußen toben oder lieber drinnen singen wollen. Es gibt sogar eine Kindergartenverfassung, in der diese Rechte fest verankert sind: Die Kinder sollen lernen, sich zuständig zu fühlen für die eigenen Belange und Bedürfnisse.
Für das pädagogische Konzept „Kinderstube der Demokratie“ gab es für die Kita Wabe den zweiten Platz beim „Deutschen Kita-Preis 2020“. Außerdem wurde die Lauenburger Einrichtung bereits dreimal mit dem Titel „Haus der kleinen Forscher“ ausgezeichnet. Dieses Zertifikat wird von der Stiftung „Kleine Forscher“ für jeweils zwei Jahre verliehen. Die Mitarbeiter der Kita verstehen sich als Lernbegleiter und Impulsgeber für die Kinder.
Trägerin der neuen Kita in Lauenburg ist die Wabe Nord Betriebs gGmbH, eine Tochtergesellschaft des Vereins Wabe. Die gemeinnützige Gesellschaft wurde 2020 gegründet und verwaltet Kitas und Einrichtungen der offenen Ganztagsschule in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Kinderrestaurant, Sauna, Leselounge – und ein riesengroßer Spielplatz
Auf 490 Quadratmetern werden sich die Kinder in der künftigen Kita ausleben können. Im Kinderrestaurant nehmen sie die Mahlzeiten ein, die übrigens nicht im Haus zubereitet werden. „Wir haben das Catering ausgeschrieben und erste Gespräche geführt“, sagt Wabe-Sprecherin Friederike Sterling. Das Team der Erzieher der neuen Einrichtung ist auch fast komplett. Einige von ihnen kennen das offene pädagogische Konzept der Wabe aus eigener Erfahrung bereits, sodass bei der Umsetzung auch am Anfang nichts holpern dürfte.
Die neue Kita bietet alles, damit das offene Konzept der Wabe aufgeht. Im Erdgeschoss sind die Räume für die Krippenkinder untergebracht. Naturgemäß brauchen die Kleinsten noch nicht so viele individuelle Entfaltungsmöglichkeiten wie die Kinder aus dem Elementarbereich. Der wird über eine Treppe oder den Aufzug erreicht. Hier sollen Bewegungsraum, Leselounge, Atelier, Sauna, Kneippbecken Töpferwerkstatt und Tanzraum Anregungen bieten. Die Kinder haben freien Zugang zu fast allen Bereichen. Wenn sie draußen sein möchten, können sie auf den mehr als 2000 Quadratmeter großen Spielplatz gehen. Natürlich ist auch der ausgestattet mit allem, was sich Kinder wünschen: Klettergeräte, Rutschen, Matschplätze und eine lange Rennstrecke für Bobbycars.
Bei der Planung haben die Architekten auch Kinderwünsche berücksichtigt. In mehreren „Baubesprechungen“ stellten Architekt Nico Simon und Bauleiter Guntram den Kindern aus der Wabe den jeweiligen Planungsstand für die neue Kita vor. Dabei machten die Kinder auch ein paar klare Ansagen. So sollten zum Beispiel mehrere Bäume der Zuwegung zum Opfer fallen. „Das geht auf keinen Fall“ waren sich die Kinder einig – und setzten sich durch. Die Wegeführung ist jetzt anders gelöst, als ursprünglich geplant. Die Bäume blieben stehen.
Stadt steigt in das Vertragskonstrukt ein
Die Planung der neuen Kita begann mit Hindernissen. Mehrfach musste der Baustart verschoben werden. Zuerst hatte sich das Vertragswerk als kompliziert erwiesen. Die erste Idee: Die Dana Grundstücksverwaltung stellt das 4500 Quadratmeter große Grundstück neben ihrer Seniorenresidenz zur Verfügung, errichtet das Gebäude und die Wabe übernimmt die Trägerschaft der Kita. Zuvor jedoch hatte das ehemalige Bauhofgelände der Stadt Lauenburg gehört. Nach langen Abstimmungsrunden und Verhandlungen war diese Überlegung vom Tisch.
Die Wabe kaufte schließlich das Gelände, um die Kita in Eigenregie zu errichten. Der Verein Wabe, der im Sinne der Gemeinnützigkeit keine Gewinne erzielen darf, brachte dann das 100-prozentige Tochterunternehmen Queen Bee Immobilien ins Spiel. Queen Bee errichtet die Kita und vermietet diese an die Stadt Lauenburg. Der Verein Wabe tritt in ein Untermietverhältnis mit der Stadt ein und betreibt die Kita. Mit dem Eintritt der Stadt Lauenburg in dieses Vertragskonstrukt soll das finanzielle Risiko des Vereins Wabe abgefedert werden. Die ursprünglich kalkulierten Baukosten von fünf Millionen Euro waren nicht zu halten. Zuletzt war die Rede davon, dass die neue Kita am Ende mindestens 7,2 Millionen Euro kosten werde.
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Ab sofort sind Anmeldungen für die neue Kita möglich
Eine Kita auf dem Nachbargrundstück einer Seniorenresidenz zu errichten, ist eine Idee, die sich schon anderswo bewährt hat. In vielen Städten gibt es mittlerweile beide Einrichtungen sogar unter einem Dach. Von dem Konzept profitieren beide Seiten. Die Alten bringen Lebenserfahrung und Ruhe mit, die Kinder Lebensfreude und Wissensdurst. „Hier ergeben sich auf jeden Fall Begegnungsmöglichkeiten, die wir unbedingt fördern wollen“, sagt Andrea Milewski.
Eltern, die für ihren Sprössling einen Kita-Platz wünschen und sich außerdem mit dem Konzept der Wabe anfreunden können, sollten nicht allzu lange warten. „Wichtig ist es, sich zunächst im Kita-Portal des Landes zu registrieren“, rät Andrea Milewski. Das ist online möglich auf der Seite www.kitaportal-sh.de. Die neue Kita Wabe ist zwar noch nicht aufgeführt, aber das Interesse an dieser Einrichtung kann schon jetzt per E-Mail erfolgen an kita.glu@wabenord.de. Über diese Kontaktadresse können auch Informationen zum Konzept und anderen Fragen angefordert werden.