Lauenburg. Einzelhandel verändert sich, vier weitere Geschäfte kommen. Was das mit Familas Plänen am Stadtrand zu tun hat.

Die Zeichen stehen auf Erweiterung, der Handelsriese Famila kann seine lang gehegten Pläne am Lauenburger Stadtrand offenbar in absehbarer Zeit umsetzen. Dann bekäme die Stadt im Anbau fünf neue Geschäfte: einen Möbel-, einen Tierbedarfs- und einen Schuhladen sowie einen Getränkemarkt und ein sogenanntes Kaufhaus der kleinen Preise.

Der Bau- und Planungsausschuss gab einstimmig grünes Licht. Wenn jetzt auch noch die Stadtvertretung Ja zu der Neufassung des Konzeptes sagt, soll der Bebauungsplan entsprechend fortgeschrieben werden. Sobald es dann Baurecht gibt, kann Famila seine Pläne umsetzen. Die Entwicklung darf als Durchbruch bezeichnet werden.

Einzelhandel: Lauenburg will Geschäfte in der Innenstadt stärken

Lange hatte die Politik damit gehadert, das Einzelhandelskonzept aus 2011 für Lauenburg zu aktualisieren. Eine Fortschreibung aus 2019 ist nie beschlossen worden. Dass die Politik das Dokument nicht einfach durchwinkt, ist verständlich. Schließlich geht es darum, alles zu vermeiden, was der Wiederbelebung der Innenstadt entgegensteht. Auf der anderen Seite ist da das Handelsunternehmen Famila, das seit 2004 am nördlichen Stadtrand einen Anbau errichten möchte, um den Standort Lauenburg zu stärken. Mehrmals hat der Marktriese seine Pläne angepasst.

Inzwischen ist viel Zeit ins Land gegangen: Einige Anbieter haben Lauenburg auch ohne Konkurrenz auf der grünen Wiese den Rücken gekehrt.

Lauenburg hat mehr Supermärkte als nötig

Die meisten Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses haben die erbitterten politischen Diskussionen um das Einzelhandelskonzept für Lauenburg gar nicht selbst erlebt. Nach der Kommunalwahl im Mai dieses Jahres ist die Zusammensetzung des Gremiums neu. Gutachter Andreas Gustafsson aus dem Büro BullwinGesa hob deshalb zunächst die weitreichende Bedeutung hervor, die dieses Dokument für die Stadtentwicklung hat. Auch vor einem wichtigen Hintergrund: Lauenburg hat eine um 20 Prozent niedrigere Kaufkraft als der Bundesdurchschnitt.

Die Marktforscher des Hamburger Büros BulwinGesa hatten für das aktualisierte Einzelhandelskonzept eine Reihe von Befragungen ausgewertet, Untersuchungen angestellt und aktuelle Prognosen in die Analyse einbezogen. Gustafsson stellte klar: Lauenburg ist mit den Vollversorgern Famila, Rewe und Edeka mehr als gut versorgt. „Rein rechnerisch ist das ein Markt zu viel“, sagte er. Insbesondere der Edeka-Neubau an der Berliner Straße mit den ergänzenden Geschäften sei mittlerweile der größte Kundenmagnet für die Innenstadt.

Andreas Gustafsson aus dem Büro BulwinGesa erläutert das Einzelhandelskonzept.
Andreas Gustafsson aus dem Büro BulwinGesa erläutert das Einzelhandelskonzept. © Elke Richel | Elke Richel

Einzelhandel: In Lauenburg gibt es kein Schuhgeschäft mehr

„Zugpferde sind Drogeriewaren, Mode und Schuhe. Diese müssen in der Innenstadt verstärkt angeboten werden und nicht am Stadtrand“, hatte Gutachter Andreas Gustafsson noch 2019 bei der Vorstellung der Neufassung des Einzelhandelskonzeptes gesagt. Mit einem Anbieter von Schuhen wollte Famila von Anfang an einen Mietvertrag im geplanten Anbau abschließen. Von Drogeriewaren dagegen hatte sich das Unternehmen aufgrund des Gutachtens bald verabschiedet.

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Doch die Zeit hat in Lauenburg Tatsachen geschaffen. Inzwischen gibt es in der Stadt kein einziges Schuhgeschäft mehr. 2019 hatte zuletzt das K+K Center im Anbau des Penny-Marktes dicht gemacht. Dieser Entwicklung trägt auch das neue Einzelhandelskonzept Rechnung: Schuhe stehen darin auf der Liste der „nicht zentrenrelevanten Sortimente“. Zwar wies Gustafsson nach wie vor auf gewisse Risiken hin, die die Erweiterungspläne von Famila mit sich brächten, doch nach der aktualisierten Wunschliste von Famila geben die Marktforscher grundsätzlich grünes Licht. „Die aktuell vorgelegte Famila-Erweiterungsplanung vermeidet elementare Konflikte mit der Innenstadt und kann daher weiterverfolgt werden“, heißt es in der Zusammenfassung.

Zur nächsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses soll die Fortschreibung des entsprechenden Bebauungsplanes vorliegen. „Den Bauantrag werden wir unverzüglich nach Abschluss des Planänderungsverfahrens stellen“, versicherte Christian Lahrtz, Geschäftsführer von Famila-Nordost, im März dieses Jahres. Neben dem bestehenden Markt werde es dann die fünf weiteren Geschäfte am Standort geben.