Lauenburg. Die Stadt will mit der Erhöhung das Defizit der Mensa verkleinern. Jetzt muss die Politik über die neue Kalkulation entscheiden.
Der Tag ist lang an der Albinus-Gemeinschaftsschule in Lauenburg. In der gebundenen Ganztagsschule gibt es für die Schüler bis zur 10. Klasse auch am Nachmittag ein verbindliches Kursangebot. Klar, dass sich dann mittags der Hunger meldet. Rund 700 Portionen bereiten Koch Sebastian Bodendieck und sein Team in der Mensaküche der Schule frisch zu. Neben den beiden Schulen werden fast alle Kitas der Stadt mit dem gesunden Mittagessen beliefert. Aber auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung und anderer Lauenburger Unternehmen lassen sich das Essen aus der Schulmensa gern schmecken. Für Kinder kostet die Portion derzeit 3 Euro, für Erwachsene 4,50 Euro.
Dieser Preis sei nicht mehr zu halten, teilte die Stadtverwaltung schon Ende vergangenen Jahres mit und kündigte eine neue Kalkulation an. Über die muss jetzt die Politik entscheiden. Demnach müssten Familien ab 1. Februar nächsten Jahres für das Mittagessen ihrer Kinder 3,90 Euro pro Portion einplanen, Erwachsene würden dann 6,90 Euro zahlen. Für Kinder aus Familien mit nachgewiesener Bedürftigkeit bleibt das Essen in jedem Fall kostenlos. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des bundesweiten Teilhabepaketes. Über die neue Preisgestaltung berät der Ausschuss für Bildung, Soziales und Kultur am Dienstag, 10. Oktober. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.
Lauenburg: Preisschock für Eltern – Schulessen wird deutlich teurer
Seit Mai 2016 ist der gelernte Koch Sebastian Bodendieck bei der Stadt angestellt. Insgesamt sechs Teilzeitkräfte stehen ihm in der Mensa zur Seite, zwei davon für die Essenausgabe in der Weingartenschule. Gekocht wird immer frisch – rund 700 Portionen pro Tag. Neben dem Hauptgericht gibt es einen kleinen Salat und eine Nachspeise. Wer möchte, kann sogar einen Nachschlag haben.
Die Mensaküche bezieht Fleisch, Wurst und Milchprodukte in Bio-Qualität vom Hof Weitenfeld in Vorderhagen (Mecklenburg-Vorpommern). Doch die Qualität hat ihren Preis, und der ist durch die Einnahmen schon lange nicht mehr gedeckt. „Damit die Mensa das jährliche Defizit von 400.000 Euro ausgleichen kann, müsste jedes Essen 3 Euro mehr kosten als heute“, rechnet die zuständige Amtsleiterin Friederike Betge vor. Die aktuellen Preise für das Mensaessen gelten seit sechs Jahren. „Seit 2017 sind die Lebensmittelpreise drastisch gestiegen. Die Lohnkosten sind ebenfalls stark gestiegen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadt.
40 Prozent aller Familien zahlen nichts für das Mensaessen
Doch nicht nur die Kosten sind seitdem gestiegen, auch die Zahl der Familien, die für das Mittagessen ihrer Kinder nichts zahlen müssen. „Etwa 40 Prozent aller Lauenburger Kinder, die über die Mensa versorgt werden, müssen dafür nichts bezahlen, weil sie aus bedürftigen Familien kommen“, sagt die Amtsleiterin. Seit 2019 ist für diese Familien der Eigenanteil von einem Euro pro Portion weggefallen. Die Stadt bleibt auf den Kosten aber nicht etwa sitzen. Der Betrag wird zu 100 Prozent vom Kreis über das Bildungs- und Teilhabepaket ausgeglichen.
Dramatisch dürfte die Kostensteigerung für Familien sein, die mit ihrem Einkommen geradeso an der Bemessungsgrenze vorbeischrammen. Zahlen sie jetzt 15 Euro pro Woche für das Mittagessen ihres Kindes, sind das vom kommenden Jahr an 19,50 Euro. Für zwei Kinder werden dann monatlich nicht mehr 120 Euro, sondern 156 Euro für die Mittagsversorgung fällig. Und die Stadt hat bereits angekündigt, dass die Preise zum 1. Februar 2025 erneut angepasst werden sollen.
Geesthacht hat Preis für Schulessen gedeckelt
Steigende Lebensmittelkosten für das Schulessen fallen nicht nur in Lauenburg ins Gewicht. In Geesthacht beträgt der Preis für das Mittagessen in allen Schulen 3,50 Euro. Dieser Betrag wurde von der Politik im vergangenen Jahr gedeckelt. Die Differenz wird aus dem Geesthachter Stadthaushalt bezahlt. In Schwarzenbek gibt es aktuell Überlegungen, drei Mensen zu einer zentralen Schulküche zusammenzulegen, um Kosten zu sparen. Die Frage ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.
Einen anderen Ansatz verfolgen übrigens die skandinavischen Länder. Seit den 1970er-Jahren können zum Beispiel in Schweden alle Schulkinder zwischen 7 und 16 Jahren kostenfrei an der Schulverpflegung teilnehmen.
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Kosten für den offenen Ganztagsbetrieb sollen steigen
Die Stadt erhofft sich von der Anhebung der Preise für das Mensaessen Mehreinnahmen in Höhe von 260.000 Euro im Jahr. Trotzdem ist nicht anzunehmen, dass die Politiker die Vorlage der Verwaltung einfach so durchwinken. Schon 2017 hatte es drei Anläufe gebraucht, die Preissteigerung von 2,50 Euro auf 3 Euro zu beschließen. Die Verwaltung hatte damals vorgerechnet, dass die Zubereitung des Essens ein Minus-Geschäft von damals 200.000 Euro pro Jahr war. Seitdem kostet das Mittagessen so viel, wie derzeit immer noch.
Diesmal dürfte den Politikern die Entscheidung noch schwerer fallen, denn für viele Familien, deren Kinder die Weingartenschule besuchen, wäre das nicht der einzige Preisschock. Ein weiterer Tagesordnungspunkt der Sitzung ist die geplante Anhebung der Gebühren für den offenen Ganztagsbetrieb an der Weingartenschule. Hier sind es vor allem die gestiegenen Personalkosten, die das Defizit auf fast 250.000 Euro im Jahr anwachsen lassen.
Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht: Es ist geplant, die Zeiten auszuweiten. Am Freitag sowie in den Ferien werden die Kinder bei Bedarf ebenfalls bis 16 Uhr in der Schule betreut. Außerdem ist die Möglichkeit einer Spätbetreuung vorgesehen. Dafür sind derzeit zwei Teilzeitstellen ausgeschrieben. Eine abschließende Entscheidung trifft der Ausschuss in seiner Sitzung aber nicht. Das letzte Wort hat die Stadtvertretung, die das nächste Mal am 28. November zusammen kommt.