Reinbek/Wentorf. Die Versorgung an der Sachsenwaldschule in ist unzureichend. Auch der Betreiber ist unzufrieden. Was sich ändern müsste.

Hühnerfrikassee mit Reis, Zucchinihackfleischpfanne mit Nudeln und „wenn unsere selbst gemachten Eierpfannkuchen auf dem Plan stehen, gibt es kein Halten mehr“, sagt Angela Paus vom Verein der Cafeteria am Wentorfer Gymnasiums.

Die wird vorrangig von Ehrenamtlichen betrieben, die an vier Tagen in der Woche immer frisch und abwechslungsreich kochen und bis zu 230 Kinder und Erwachsene pro Tag für einen überschaubaren Preis (3,50 Euro für das Schülertagesgericht) satt machen. „Die Cafeteria ist unser Rückgrat, unser sozialer Mittelpunkt“, sagt Schuldirektor Matthias Schmidtke stolz. Schmidtke und seine 80 Kollegen nutzen das Angebot in der Cafeteria selbst gern.

Versorgungssituation an Reinbeker Gymnasium unzureichend

Sein Kollege Sebastian Stemmler, Direktor der Sachsenwaldschule im benachbarten Reinbek, guckt ein wenig neidvoll auf die Essensversorgung am Wentorfer Gymnasium und trauert den guten alten Zeiten hinterher, als auch an seinem Gymnasium Eltern und Großeltern ehrenamtlich kochten und die Schlange an der Ausgabe lang war. Das allerdings ist Jahre her.

Ziemlich neu und bestens ausgestattet: Die Mensaküche der Sachsenwaldschule. Nur gekocht wird hier aktuell nicht.
Ziemlich neu und bestens ausgestattet: Die Mensaküche der Sachsenwaldschule. Nur gekocht wird hier aktuell nicht. © Gerullis | Undine Gerullis

Nun ist in der erst vor elf Jahren gebauten Mensa wenig los. Dabei bietet sie alles, was eine gute Mensa braucht: viel Platz für 170 Schüler und Lehrkräfte, eine moderne und professionelle Ausstattung mit Konvektomaten, vielen Kochmöglichkeiten und großen Kühlschränken.

Doch Schüler wie die Zwölftklässler Tim Affelt und Lukas Jahnke kommen hier vor allem her, um sich die Zeit zu vertreiben und bringen ihre Pausenbrote selbst mit. Nur ab und an kauft der eine oder andere bei Manuela Drefahl, Mitarbeiterin vom Caterer Bergedorfer Impuls, Pommes, Pizza oder Laugenbrezel.

Mit der Professionalisierung in der Mensa wurde es nicht besser

Mit dem Mensabau wurde der Betrieb professionalisiert. „Seitdem wurde es nicht besser“, sagt Stemmler. „Die Versorgungssituation an unserer Schule ist völlig unzureichend und wird auch vom Personalrat kritisiert, da auch die 80 Lehrkräfte ohne Angebot dastehen.“ Zu laut will er das allerdings nicht sagen, denn die Angst, dass der derzeitige Bergedorfer Betreiber das Handtuch wirft, ist groß.

Stemmler hat in den vergangenen Jahren schon mehrere Betreiber kommen und gehen sehen. Anfangs wurde noch gekocht, jetzt bleibt die Profiküche kalt. „Wir würden gern warmes Essen anbieten“, sagt Jan-Philip Markl von der Geschäftsführung Bergedorfer Impuls. „Doch leider ist es nicht beauftragt.“

Dabei wäre es für das Unternehmen ein Leichtes ein oder zwei Menüs anzubieten. Bis zu 7500 Essen bereitet der Caterer schon jetzt für Kitas und Schulen – vor allem in Hamburg – zu.

Damit sich aber ein Mensabetrieb lohnt, müssten mindestens 150 Essen täglich verlässlich abgenommen werden, sagt Markl. Diese Mengen aber konnte ihm der Schulträger, die Stadt Reinbek, nicht garantieren. „Das ist an weiterführenden Schulen oft ein Problem“, weiß Markl.

Lernen statt essen: Zwölftklässler Tim Affelt (vorn) und Lukas Jahnke sitzen in ihren Freistunden in der Mensa. „Warm gegessen wird später Zuhause“, sagen die angehenden Abiturienten.
Lernen statt essen: Zwölftklässler Tim Affelt (vorn) und Lukas Jahnke sitzen in ihren Freistunden in der Mensa. „Warm gegessen wird später Zuhause“, sagen die angehenden Abiturienten. © Gerullis | Undine Gerullis

Das gilt nicht nur für das Gymnasium, sondern auch für das Schulzentrum am Mühlenredder. Das beliefert der Caterer übergangsweise mit bis zu 100 Essen. Die Stadt ist derzeit dabei, hier die Verpflegungssituation neu zu regeln und sucht einen Caterer, der vor Ort in der neuen Profiküche die Mahlzeiten frisch zubereitet. Die Ausschreibung ist abgeschlossen. „Wir haben uns nicht beteiligt“, sagt Markl, „die Abnahmemengen von maximal 100 Essen pro Tag waren zu gering, um einen Koch und womöglich weitere Aushilfen vor Ort finanzieren zu können.“ Damit es wirtschaftlich wird, müssten viermal so viele Mahlzeiten ausgeteilt werden.

Von Dänemark lernen und Mensabetrieb als Bildungsangebot verstehen

Markl brachte daher die Idee ins Spiel, die umliegenden Grundschulen und das Gymnasium mit zu versorgen. Diese Idee ist allerdings aufgrund laufender Verträge nicht umsetzbar. „Die Auftragsvergabe für das Schulzentrum soll nächste Woche erfolgen“, sagt Penelope Friebel, Sprecherin im Reinbeker Rathaus.

Die Versorgungssituation am Gymnasium verbessert sich dadurch wieder nicht. „Ich wünschte mir, dass wir die Mensa nicht nur als Versorgungsangebot begreifen, sondern als Bildungsort, an dem unsere Kinder auch etwas lernen können“, sagt Stemmler und nimmt sich am Nachbarn Dänemark ein Beispiel. Da arbeiten Schüler abwechselnd in Schulküchen mit, helfen beim Gemüse schnippeln und der Zubereitung der Mahlzeiten. „Das funktioniert aber nur, wenn die Stadt bereit wäre, eine feste Kraft einzustellen“, sagt Stemmler. Bislang wurde dieser Vorschlag immer von der Politik abgeschmettert mit dem Argument, keine Begehrlichkeiten an den anderen Reinbeker Schulen wecken zu wollen.

In Wentorf scheint das kein Problem zu sein, hier ist der Cafeteriaverein aktuell mit der Gemeinde über eine Teilprofessionalisierung des Mensabetriebs am Gymnasium im Gespräch. Hintergrund ist, dass auch hier die ehrenamtlichen Helfer immer weniger werden und der Betrieb so nicht mehr lange aufrecht erhalten werden kann. Schuldirektor Schmidtke ist zuversichtlich, dass es eine Einigung gibt. „Denn ohne Verein stünden wir vor ganz anderen Problemen.“

In dem Punkt gibt Sebastian Stemmler seinem Kollegen Recht. Einziger Lichtblick für seine Reinbeker Schule: Die seit Jahren geforderte Salatbar soll nun endlich geliefert werden. Er erhofft sich dadurch ein wenig mehr Leben in der Mensa. Wer die Salatbar bestückt, ist allerdings noch offen.