Lauenburg. Gastronomen klagen über Umsatzeinbußen, Pendler über lange Umwege. Die Sperrung beeinträchtigte viele Menschen in der Region.
Wenn nicht noch im letzten Moment etwas dazwischen kommt, hat der Alptraum vieler Pendler am kommenden Freitag ein Ende: Die Lauenburger Elbbrücke wird nach dreimonatiger Sperrung für den Straßenverkehr wieder freigegeben. Der 29. September war von Anfang an das Datum, das die Deutsche Bahn als Fertigstellungstermin der Baumaßnahme angegeben hatte. Doch so recht geglaubt hatten viele das nicht.
Übrigens weniger deshalb, weil der Bahn im Allgemeinen der Ruf der Pünktlichkeit nicht gerade vorauseilt. Die Erfahrungen bei vergangenen Baumaßnahmen auf der Lauenburger Elbbrücke hatten gezeigt, dass es dabei immer wieder zu Verzögerungen kam. Und auch bei der Sanierung der Geesthachter Elbbrücke Anfang des Jahres lief es in Sachen Pünktlichkeit nicht rund. Lieferprobleme machten dort den Planern das Leben schwer.
Bahn gibt Lauenburger Elbbrücke pünktlich für den Verkehr frei
Nachdem in den vergangenen Jahren immer nur das Notwendigste an der maroden Lauenburger Elbbrücke repariert wurde, wurden nun Entwässerungsabläufe und Querfugen erneuert. Und das ging nach Angaben der Deutschen Bahn nicht, ohne den Fahrzeugverkehr drei Monate lang von der Brücke fernzuhalten. Anfangs sah es auch in Lauenburg so aus, als könnte der angepeilte Termin der Fertigstellung nicht gehalten werden.
Anfang Juli, zu Beginn der Sperrung, war manchmal tagelang kaum Bewegung auf der Baustelle zu sehen. Die Querfugenprofile fehlten und der bauausführenden Firma waren die Hände gebunden. Doch bei der Bahn blieb man gelassen „Die Bauarbeiten auf der Brücke laufen nach wie vor nach Plan“, hieß es. Es lief offenbar sogar besser, als damals aussah. „Eine ehemals angedachte Teilsperrung ist nicht erforderlich. Die Brücke wird demnach ohne weitere Einschränkungen für den Straßenverkehr freigegeben“, bestätigte eine Bahnsprecherin jetzt auf Nachfrage.
Kritik an Zeitpunkt der Baumaßnahme
Dass die Lauenburger Brücke planmäßig wieder freigegeben wird, dürfte auch in Geesthacht für Erleichterung sorgen. Immerhin hatte die Nachbarstadt darunter zu leiden, dass Pendlern drei Monate lang nichts anderes übrig blieb, als den Umweg über die Geesthachter Elbbrücke zu nehmen. Zwar blieb dort das befürchtete Chaos aus, aber zeitweise staute sich der Verkehr bis weit ins Stadtgebiet hinein.
Um diese Belastung so gering wie möglich zu halten, hatte die Bahn den Großteil der Arbeiten für die Zeit der Sommerferien geplant. Das erwies sich jedoch für viele Lauenburger Unternehmer als wirtschaftliches Desaster. Vor allem den Gastronomen fehlten in der Hauptsaison die Stammgäste von der anderen Elbseite. Die Stadt sagte aus demselben Grund die Musik- und Filmnächte ab. Selbst bei den Besucherzahlen im Lauenburger Freibad machte sich die Brückensperrung mitten in der Saison bemerkbar. „Man hat seitens der Bahn leider übersehen, dass Lauenburg eine Ferienregion ist und damit auf Touristen angewiesen“, kritisiert Sönke Ellerbrock. Weil vor allem die Busse der Reisegruppen wegblieben, rechnet der Wirt vom Alten Schifferhaus in dieser Saison mit einer Umsatzeinbuße von 50 Prozent.
Hafenstraße auch wieder frei – zumindest zur Hälfte
Die Stadt hat die Brückensperrung genutzt, um die Hafenstraße zu sanieren. Aus gutem Grund: Die vielen Pendler von und nach Niedersachsen waren in dieser Zeit auf der Ortsdurchfahrt der B209 nicht unterwegs. Zwischen der Schleuse und dem Firmensitz von Dan Tobacco musste das Kanalsystem erneuert werden. Die Schäden im Untergrund der Straße hatten die schweren Einsatzfahrzeuge während des Hochwassers 2013 hinterlassen.
Ursprünglich hatte die Stadt angekündigt, dass die Hafenstraße mit der Aufhebung der Brückenstraße freigegeben wird. Das klappt nur zum Teil. Die Straße wird bis Ende Oktober nur halbseitig zu befahren sein. Der Gehweg muss noch instandgesetzt werden. Die Fußgänger sollen in dieser Zeit eine Hälfte der Fahrbahn nutzen. Der Verkehr wird dann durch Ampelschaltung wechselseitig geleitet. Außerdem stehen noch Kanalarbeiten im Sägemühlenweg an sowie im Böschungsbereich des Kanals.
Stadtbus fährt wieder durch die Hafenstraße
Besonders für die Anwohner im Baustellenbereich geht jetzt eine schwierige Zeit zu Ende. Sie konnten ihre Grundstücke seit Anfang Juli nur zu Fuß erreichen. Aber auch für die anderen Bewohner der Hafenstraße, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, war die Zeit beschwerlich. Die Straße war nämlich nicht nur für Autos, sondern auch für Busse und Taxis gesperrt. Wer nicht den beschwerlichen Auf- und Abstieg über den Sägemühlenweg in Kauf nehmen konnte oder wollte, musste fast zwei Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle laufen, um beispielsweise seinen Einkauf zu erledigen.
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Insbesondere die aus Sicht der Anwohner fehlende Abstimmung der Stadt mit der VHH hatte schon im Vorfeld der Baumaßnahme für Ärger gesorgt. Auch als die Straßensanierung schon in vollem Gange war, hatten die überwiegend älteren Anwohner noch Alternativvorschläge gemacht, um ihre Situation zu verbessern – vergeblich. Eine halbseitige Sperrung der Hafenstraße hatte es in den vergangenen Jahren schon mehrmals gegeben, immer begleitet von langen Staus im Berufsverkehr. Doch das dürfte für die Anwohner jetzt das kleinere Übel sein. Immerhin fährt ab Freitag der Stadtbus wieder.