Lauenburg. Keine befestigten Straßen, keine Kanalisation, keine Beleuchtung: Bewohner am Birnbaumkamp dürfen auf Besserung hoffen. Sogar schnell.

Aufatmen bei den Bewohnern im gar nicht mehr so neuen Neubaugebiet Birnbaumkamp. In einem Teilgebiet haben die Arbeiten begonnen, um die Erschließung voranzutreiben: Holprige Baustraßen sollen zu regulären Straßen werden, aus Nebenflächen in absehbarer Zeit nutzbare Wege entstehen. Und die Kanaleinläufe dauerhaft so gestaltet werden, dass es nicht erneut zu Überschwemmungen kommt. Aus den massiven Problemen zwischen Stadt, Erschließungsträger Werretal Urbanisations GmbH und der inzwischen gekündigten Tiefbaufirma zieht Lauenburgs Politik teils unterschiedliche Schlussfolgerungen.

„Die Arbeiten beginnen dort, wo wir am weitesten sind, dann arbeitet sich die neue Tiefbaufirma weiter vor“, versichert Bauamtsleiter Christian Asboe, dass es vorangeht. Werretal habe letztlich eine gute Firma gefunden, „die schaffen das“.

Nach langem Warten verschwinden die Holperpisten

Wo jetzt die Baumaschinen rollen, soll rasch die Oberflächenentwässerung vollendet werden. Im Erdreich seien alle notwendigen Siele vorhanden. Mit dem fortschreitenden Straßenbau müssten jetzt in dem Bereich noch die Sieleinläufe vollendet werden.

Bis Jahresende wird nach dem aktuellen Zeitplan im ersten Bauabschnitt die Straßenbeleuchtung stehen, das Provisorium der von der Stadt aufgestellten Lampen kann dann beendet werden. Auch eine bislang fehlende Bushaltestelle steht noch für 2023 an. „Der fehlende Linksabbieger wird jedoch erst nächstes Jahr fertig“, sagt Asboe.

Erste Ergbnisse werden noch im Jahr 2023 sichtbar

Im Neubaugebiet werden die Straßen nicht asphaltiert, sondern gepflastert. Aus Sicht des Bauamtes hat diese Entscheidung gleich mehrere Vorteile: Im Falle von späteren Straßenarbeiten lässt sich Pflaster besser wieder herstellen. „Zudem wird weniger gerast als auf glattem Asphalt“, sagt Asboe.

Ebenfalls nicht ganz unwichtig: Anders als Asphaltierungsarbeiten ist das Verlegen von Pflaster weit weniger von Außentemperaturen und Niederschlägen abhängig. Asboe: „Asphaltarbeiten stehen nur an der Einmündung zur Bundesstraße an.“

Beißender Spott: Wird die Umgehungsstraße zuerst fertig?

Die Situation vor Ort sorgt inzwischen für beißenden Spott mancher Autofahrer: „Es werden schon Witze gemacht, was denn zuerst fertig wird: Die Asphaltdecke auf der Bundesstraße oder Lauenburgs Umgehungsstraße“, so Niclas Fischer, Fraktionschef der Lauenburger Wählergemeinschaft.

Was im Falle des Neubaugebietes Birnbaumkamp schiefgelaufen ist und zu den massiven Verzögerungen geführt hat, darüber besteht in Lauenburgs Politik weitgehend Einigkeit. „Ein Fristenplan darf nicht nur vertraglich vereinbart werden. Es müssen auch Fristen festgelegt werden. Sonst hat die Kommune keine Grundlage, gegenüber Vertragspartnern Verzug geltend zu machen“, bringt es SPD-Fraktionschef Immo Braune auf den Punkt.

Ohne Fristen hilft kein Fristenplan

Die Erschließung vom Baufortschritt abhängig zu machen sei sicherlich nicht die beste Idee, befindet CDU-Fraktionschef Christoph Haase. Dass vor der Fertigstellung 90 Prozent der Grundstücke bebaut sein sollen, biete Interpretationsraum. „Wichtig sind wasserdichte Verträge mit Erschließungsträgern“, pflichtet Fischer bei. Weiteres Problem: Die von Werretal eingeforderte Bürgschaftssumme war zu gering, als dass mit diesem Geld die ausstehenden Arbeiten hätten vollendet werden können.

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Künftig müsse die Stadt bei der Auswahl von Bauträgern mit mehr Umsicht agieren, fordert SPD-Fraktionschef Immo Braune. „Wenn solche Firmen schon mehrfach mit Bauvorhaben in Schwierigkeiten geraten sind, sollte man sich besser nach einem anderen Unternehmen umschauen.“

SPD-Vorstoß: Warum baut Lauenburg nicht selbst?

In dem Punkt kein Widerspruch der anderen Fraktionsvorsitzenden. Wohl aber zu einer weiteren Forderung, die Braune erhebt. Angesichts der Probleme und der immens gestiegenen Baulandpreise für die einzelnen Bauherren fragt er: „Warum baut die Stadt nicht selbst? Warum plant sie nicht zumindest selbst, um derartige Probleme und Entwicklungen zu vermeiden?“ Mit den Versorgungsbetrieben habe Lauenburg ein Unternehmen, das geeignet erscheine.

Selbst zu planen, zu erschließen und zu bauen scheine wünschenswert, sagt Niclas Fischer. Doch sei ein derartiges Vorgehen derzeit nicht darstellbar: „Lauenburg müsste Millionen Euro vorfinanzieren, und das bei einer bekannt leeren Stadtkasse.“

Wie soll die Stadt Millionenkosten vorfinanzieren?

„Die Stadtbetriebe können nicht alles leisten, für solches Engagement mangelt es ihnen an Personal“, widerspricht Christoph Haase, von Beruf Banker, dem SPD-Fraktionschef. Dass sich die Grundstückspreise in kurzer Zeit auf 250 Euro pro Quadratmeter mehr als verdoppelt hatten, wecke Begehrlichkeiten.

Doch er warnt vor dem Glauben, das hoch verschuldete Lauenburg könne sich auf diesem Wege sanieren. „Wir reden von Vorfinanzierungskosten im deutlich einstelligen Millionenbereich.“ Wie soll Lauenburg eine solche Politik stemmen, „wenn, wie im Augenblick, die Baulust deutlich sinkt“? Und die Stadt dann auf einer Viehzahl Grundstück sitze, die sich nicht verkaufen lassen?