Wenzendorf. Bei „Nord bei Nordwest“ war sie der Liebling der Fans. Nun darf Holly kürzertreten – auf der wohl witzigsten Star-Farm im Norden.
- Lassie, Clifford, Kommissar Rex, Scott & Huutsch: Oft sind es Hunde, die in Film und Fernsehen unsere Herzen im Sturm erobern
- In diesem Fall ist es der Weimaraner-Rüde Finn, der in der ARD-Serie „Nord bei Nordwest“ die Hündin Holly spielte
- Wir haben ihren Trainer und Besitzer auf seinem Hof im Landkreis Harburg besucht
Für viele Fans der TV-Serie „Nord bei Nordwest“ besteht kein Zweifel: Hündin Holly, der heimliche Star der Donnerstagsreihe in der ARD, wohnt doch sicher gemeinsam mit Schauspieler Hinnerk Schönemann auf einem Gutshof bei Plau am See!
Aber nein, das tut sie nicht. „Sie“ ist darüber hinaus übrigens ein „er“ und heißt im wahren Leben gar nicht Holly, sondern Finn – und wohnt (natürlich) nicht bei seinem Film-Herrchen in Mecklenburg, sondern am Rande von Wenzendorf im Landkreis Harburg – bei Filmtiertrainer Marco Heyse auf einem 20.000 Quadratmeter großen Waldgrundstück.
Hündin Holly von „Nord bei Nordwest“: Im eigentlichen Leben ein Rüde namens Finn
Und hier wird es bald auch deutlich ruhiger für den knuffigen Weimaraner-Rüden mit dem sanften Blick: Er geht in Rente. Sein vielversprechender Neffe Fritz ist bei den Dreharbeiten bereits in seine neue Rolle an der Seite des Schwanitzer Polizisten Hauke Jacobs hineingewachsen – und übernimmt von nun an komplett.
Beide leben zusammen etliche andere tierische Stars das Grundstück, die ihre Schauspielkarriere noch vor sich haben oder bereits einem Millionenpublikum bekannt geworden sind. Manfred und Gabi zum Beispiel, ein gemütliches Schweine-Pärchen, spielten in der Serie „Neues aus Büttenwarder“ mit, und auch so manches Huhn aus Heyses Crew hat dort schon Kameraerfahrung gesammelt. Rund 150 Tiere leben bei Marco Heyse, seiner Frau Manja und den Kindern Malia (17), Mano (15) und Mavi (10).
Tiertrainer Marco Heyse: Ein Leben zwischen Waschbären und Papageien
Darunter sind viele Hunde, Katzen, Kaninchen, Hamster, Mäuse, Papageien, Gänse und Enten, aber auch Füchse, Waschbären, Wachteln, Amseln und Falken. Der 51 Jahre alte gelernte Tierpfleger, der nach dem Abitur in Hamburg Biologie studierte, ist obendrein Falkner und hat seit jeher ein Händchen für seine vielen Schützlinge.
„Man muss Talent mitbringen und mit dem Herzen dabei sein“, so der gebürtige Gifhorner. „Das ist kein Beruf, den man sich aussucht, um viel Geld zu verdienen.“ Hohe Fahrtkosten zu den Drehorten, laufende Kosten für den Erhalt des Grundstücks oder die Bezahlung des Futters sowie eine miese Auftragslage im Winter gehören zur negativen Seite, die der Inhaber von „Animalworks“ hinnehmen muss.
Seine guten Kenntnisse in Produktionsabläufen, Kameraauflösungen und Setabläufen kommen ihm bei der Arbeit zugute. Und natürlich Fantasie und Kreativität. „Damit der Hund in die richtige Richtung guckt, kreuz ich halt mal eben durchs Bild“, berichtet er aus dem Drehalltag.
Beim Dreh in Kroatien war eine Ziege aus Bötersheim der Star
Bereits im Alter von 21 Jahren hatte er sich in Hamburg selbstständig gemacht. Sein Unternehmen „Animalworks“ betreibt er in Wenzendorf schon seit 16 Jahren gemeinsam mit seiner Frau, die nicht nur die Buchhaltung übernommen hat, sondern auf dem Nachbargrundstück ihre Hundepension betreut und ihren Mann bei der Tierpflege unterstützt, wenn er mal wieder zu Dreharbeiten muss. Die haben ihn schon in viele Länder geführt. Meistens dreht es sich im wahrsten Sinne des Wortes um Norddeutschland.
Vieles, auch Aufnahmen für Werbefilme, findet in und bei Hamburg statt, dann folgen das fiktive „Schwanitz“ auf Fehmarn („Nord bei Nordwest“) und Sylt („Nord, Nord, Mord“). „Jo, ich komm gut rum“, sagt Marco, der mit seinen tierischen Stars für den Dreh der Serie „Inga Lindström“ oft in Schweden war – einem Land, in dem es nicht viele Tiertrainer gibt.
Oft ist er auf der Suche nach geeigneten tierischen Darstellern. Beim Dreh in Kroatien etwa war eine bunt gescheckte Ziege aus Bötersheim der Star, die er extra als Model gecastet hatte und nach erledigter Arbeit den stolzen Besitzern zurückgab.
Aus Erfahrung aber weiß Marco Heyse, dass Raben nicht so leicht zu trainieren sind
Der engagierte Tiertrainer muss sich immer wieder auf neue plüschige oder gefiederte Darsteller einstellen. „Bei ,Nord bei Nordwest‘ soll in der nächsten Folge eine gruselige Atmosphäre in einem Haus erzeugt werden, wobei mir ein Rabe vorgeschlagen wurde.“ Aus Erfahrung aber weiß Marco Heyse, dass Raben nicht so leicht zu trainieren und obendrein sehr personenbezogen sind.
Da war mal wieder seine Fantasie gefragt. Und so schlug er als vogelige Besetzung zur Erzeugung von Gruselgefühlen einen Uhu vor. Als Falkner hat Heyse nämlich auch Kontakte zu anderen Falknern und bekam gerade erst den gestandenen älteren Uhu-Herrn „Otto“ vermittelt und für die Drehzeit ausgeliehen.
„Laura, haben wir noch ne aufgetaute Taube da für den Vogel hier?“
Skeptisch, würdevoll und irgendwie weise blickt der 18-jährige Vogel aus seinen großen bernsteinfarbenen Augen auf seinen Ausbilder, auf dessen Arm er prangt wie eine riesige, gefiederte Trophäe. Gleich nach seiner Ankunft bei den Heyses bekommt er Futter. „Laura, haben wir noch ne aufgetaute Taube da, für den Vogel hier?“ wendet sich Marco Heyse an die Auszubildende Laura.
Seine Azubis, von denen er bis zu zwei zur gleichen Zeit beschäftigt, dürfen nicht zimperlich sein. „Wir brauchen Leute, die auch mal in die Scheiße fassen können, die aber auch fit im Kopf sind, so dass wir sie zum Dreh ans Set schicken können“, berichtet Tiertrainer Heyse.
Bei Wind und Wetter trainiert er mit seinen tierischen Schützlingen auf dem großen Waldgrundstück. „Kommandos kann man hier gut üben, aber die Atmosphäre am Set ist schwieriger zu gestalten“, verrät er. Damit Kamera und Tonangel die tierischen Darsteller beim Dreh nicht ablenken und aus der Fassung bringen, arbeitet er beim Training mit Attrappen und erzielt damit gute Erfolge.
Und wie benehmen sich Finn und Fritz beim Dreh von „Nord bei Nordwest“? Der elfjährige Finn kann auf 24 Folgen zurückblicken. Seinen Abschied gab er mit der am 18. Januar ausgestrahlten Folge „Die letzte Fähre“. Sein zweijähriger Nachfolger Fritz hat bereits eine Rolle in dem Film „Mein Falke“ absolviert. Die erste mit ihm gedrehte Folge von „Nord bei Nordwest“ wird im Januar 2025 ausgestrahlt.
Im heimischen Wenzendorf lässt es Finn von nun an deutlich ruhiger angehen
Die beiden sind zweifelsohne von ähnlicher erlesener Schönheit und Sanftmütigkeit. Im Wesen aber unterscheiden sie sich durchaus voneinander. „Finn ist der absolute Profi, hat abgeliefert und sich dann hingelegt, ist zuverlässig und ein wenig verfressen, während Fritz noch motivierter ist, aber auch schnell gelangweilt“, berichtet der Tiertrainer.
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Mit den zweibeinigen Stars von „Nord bei Nordwest“ verstehen sich beide gut, ganz besonders mit der attraktiven, empathischen Marleen Lohse, deren große Zuneigung zu Tieren nicht nur geschauspielert ist. Auch mit ihrem Film-Herrchen Hinnerk Schönemann bilden beide ein wahres Dream-Team – jeder auf seine Art.
Im heimischen Wenzendorf lassen sie es sich gemeinsam mit der vierjährigen Gwena aus den Sörensen-Krimis mit Bjarne Mädel gut gehen. „Sie ist die Schlaueste von den dreien“, schmunzelt Marco Heyse. Zusammen mit Fritz wird sie dafür sorgen, dass es dem gestandenen Finn im Ruhestand nicht langweilig wird.