Hamburg. Niendorfer tritt auf Sat.1 gegen Konkurrenten aus ganz Deutschland an. Doch Kollegin kritisiert: „Beruf wird lächerlich gemacht.“
Wer versteht die Körpersprache von Hunden am besten, wer hat ein besonders gutes Einfühlungsvermögen für Mensch und Tier und gibt passende Handlungsanweisungen? In der neuen Sat.1-Reality-Show „Der Hundetrainer-Champion“ sollen sich acht Hundetrainerinnen und Hundetrainer diesen Fragen stellen und ihr Können beweisen. Unter ihnen ist Mathias Behrens aus Hamburg-Niendorf.
Am dortigen Burgunderweg ist Mathias Behrens mit seiner mächtigen Statur und seinen Tätowierungen täglich zu sehen. Dort trainiert er Menschen im Umgang mit ihren Hunden – im Einzeltraining oder in der Gruppe.
Hund in Hamburg: Am Burgunderweg ist der TV-Hundetrainer täglich zu sehen
Es geht um die Grunderziehung, um Leinenführigkeit, aber auch um Spaß etwa beim Apportieren. An seinem Fahrzeug prangt groß der Schriftzug „Niendogs“, das ist der Name seiner Hundeschule. Nein, Mathias Behrens ist nicht zu übersehen. Und nun ist der 45-Jährige auch noch im Fernsehen.
Dort muss er Mike aus München in der ersten von insgesamt vier Folgen beibringen, wie er seinen Hund Gonzo dazu bringt, über eine Wippe zu laufen oder eine Box zu öffnen und dort ein Spielzeug hineinzulegen. Jeder der acht teilnehmenden Trainer wird zu Beginn ein Herrchen oder Frauchen mit Hund zugeordnet, mit dem dieser die weiteren Sendungen bestreitet.
Sat.1-Show: Trainer bekommt in der Sendung Mensch und Tier zugewiesen
„Ich habe mit Mike und Gonzo Glück gehabt“, sagt Mathias Behrens. „Mike ist ein toller Typ, und er hat eine unglaubliche Bindung zu seinem Hund. Die beiden bilden eine Einheit, das hat man superselten.“
Viel reden über die Sendung kann Mathias Behrens gar nicht, das ist vertraglich so geregelt. Kein Geheimnis aber ist, dass in der als „Olympiade der Hundetrainer“ angekündigten Sendung der beste Hundetrainer gesucht wird. Auf die Kandidaten warten verschiedene Herausforderungen. In der ersten Folge ging es am vergangenen Sonntag etwa um Beweglichkeit und Geschicklichkeit (Agility) sowie Tricks, weniger um echte Erziehung.
Bewertet werden die Kandidaten von Hundetrainer-Coach Julia Hammerschmidt und Mensch-Hund-Trainer Andreas Ohligschläger. Der Sieger bekommt am Ende 10.000 Euro.
Hunde sind für Niendorfer alltägliche Arbeit, Fernsehen war dagegen neu
Einige Trainer sind eher soft, andere etwas handfester.
Mathias Behrens musste fürs Casting nach Braunschweig und dort sein Können als Hundetrainer beweisen. „Ich habe da nur meine normale Arbeit gemacht“, sagt er und lacht. Dazu noch ein Interview, und er hatte es geschafft. Aufgezeichnet wurde die Sendung bei München.
Hamburg-Niendorf: Schwere Erkrankung seiner Frau brachte ihn zum Hundetraining
Seit vier Jahren arbeitet der frühere Installateur- und Heizungsbaumeister als Hundetrainer. Seine eineinhalbjährige Ausbildung hat er bei Ziemer&Falke absolviert, inzwischen ist er außerdem Sachverständiger für die Leinenbefreiung, demnächst möchte er sich weiterbilden, um Wesenstests machen zu können.
Zum Hundetraining gekommen ist er über seine Hündin Frieda, eine elfjährige Jack-Russel-Terrier-Dame. Die hatte es ihm zu Beginn nicht so ganz einfach gemacht. „Weil ich mit den Hundetrainern nicht zufrieden war, wollte ich mehr darüber erfahren und es besser machen“, sagt er.
Ausschlaggebend für seinen Berufswechsel war dann die schwere Erkrankung seiner Frau und der Wunsch nach einem flexibleren Job, damit er für sie und seinen elfjährigen Sohn Ole besser da sein kann. In der Sendung wird von einem Schicksalsschlag gesprochen, detaillierter darauf eingehen möchte Mathias Behrens gar nicht.
Hund in Hamburg: Wie kommuniziert er – das bringt der Trainer den Menschen bei
Lieber spricht er über seine tägliche Arbeit, über sein Konzept, seine Methoden. „Ich arbeite gewaltfrei. Bei mir gibt es kein Kettenhalsband auf dem Hundeplatz oder Leute, die ihre Hunde rabiat anfassen.“
Sein Ziel sei es, den Menschen beizubringen, wie ein Hund funktioniere, wie das Tier denke, ihnen die Hundesprache näherzubringen. „Die Leute müssen die Hundesprache lernen, statt ihre Tiere vollzusabbeln.“ Und es sei natürlich so, „dass ich eher den Menschen als das Tier trainiere“, sagt er und lacht.
Für die Sendung hat er mal 20 Minuten, mal zwei Stunden mit Mike und Gonzo geübt. Eine Handlungskette, ein Trainingsaufbau, wurde aber in der ersten Folge nicht gezeigt. Wie also Gonzo letztendlich dazu kommt, eine Kiste zu öffnen und ein Spielzeug dort hineinzulegen, erfährt der Zuschauer nicht.
Hundetrainerin: „Dieses TV-Format zieht unseren Beruf ins Lächerliche“
Das ist auch etwas, was Hundetrainer an der Sendung kritisieren: „Hundetrainer und -trainerinnen müssen, vor allem auch in emotionalen Situationen, gut mit dem Menschen zusammenarbeiten können, während sie über einen immensen Wissensschatz sowie einen gut gefüllten Methodenkoffer verfügen sollten. Nichts davon wird in dieser Sendung, die ‚den besten Hundetrainer Deutschlands‘ ausfindig machen will, abgefragt“, sagt die Hamburger Hundetrainerin Johanna Spahr.
In „Der Hundetrainer-Champion“ werde Hundetraining grundsätzlich in ein falsches Licht gerückt. „Hundetrainer und -trainerinnen unterstützen Menschen bei Problemen in der Erziehung ihrer Hunde. Dabei sollte es nicht um Dressur und Kunststücke gehen, sondern um die Alltagstauglichkeit der Vierbeiner.“
Problemverhalten von Hunden könne für Menschen zu einer großen Belastung werden und nicht zuletzt eine gefährliche Angelegenheit. „Gerade in einer Zeit, in der viele Hunde in deutschen Tierheimen sitzen, weil sie schlichtweg nicht erzogen wurden, finde ich es wichtig, Menschen bewusst zu machen, dass die Erziehung eines Hundes mehr beinhaltet, als Kunststücke zu üben und Liebe zu schenken. Hier wird also ein völlig falsches Bild von Hundeerziehung vermittelt“, so Spahr.
Sie hält gar nichts von dieser Sendung. Auf ihrem Instagram Account „johanna_hundemensch“ schreibt sie: „Dieses TV-Format macht mich als praktizierende Trainerin auf vielen Ebenen wütend. Es zieht unseren Beruf ins Lächerliche.“
Hundeerziehung: die drei größten Probleme im Alltag
Mathias Behrens ist vor allem begeistert vom Team beim Dreh. „Die Juroren sind super fair, und sie achten zu hundert Prozent darauf, dass es den Tieren gut geht. Der Tierschutz steht an oberster Stelle.“ Für ihn war seine Arbeit mit Gonzo und Mike erfolgreich. Zumindest in der ersten Folge habe er Ruhe in das Mensch-Hund-Team gebracht.
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In seiner täglichen Arbeit geht es häufig immer wieder um die folgenden drei Probleme: Pöbeln an der Leine, fehlende Leinenführigkeit beim Hund und wenn der Hund zu Hause nicht allein bleiben kann. Alles lösbar, sagt Behrens. „Es ist wichtig, dass die Menschen solche Themen mit der Hilfe von Trainern in den Griff bekommen, damit der Hund am Ende nicht im Tierheim landet.“
Hund in Hamburg: Hundetrainer hat Geschmack am Fernsehen gefunden
Mathias Behrens ist auf den Geschmack gekommen. „Die Sendung war eine tolle Erfahrung, und ich würde es jederzeit wieder machen. Es ist einfach toll, wenn Leute Interesse an meiner Arbeit zeigen.“ Vorrang aber hat sein Training vor Ort mit Mensch und Tier. In Niendorf hat er eine Wiese für seine Kunden gepachtet, irgendwann möchte er zusätzlich Online-Training anbieten. Alles nach und nach.
Ob er es zum besten Hundetrainer schafft? Das darf er nicht verraten. Denn das sollen die Fernsehzuschauer ja verfolgen: sonntags um 17.55 Uhr auf Sat.1.
* Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version schrieben wir, dass eine der Hundetrainerinnen lediglich Online-Kurse gegeben und noch nie ein Mensch-Hund-Team vor Ort begleitet hat. Das ist so nicht richtig und wurde entfernt.