Für die P+S-Werften wird die Lage immer schwieriger. Der Ablieferungstermin für die Scandlines-Fähren verzögert sich noch weiter – bis ins nächste Jahr.
Stralsund. Die Fertigstellung der beiden Scandlines-Fähren auf den P+S-Werften verzögert sich weiter. Einem Papier aus dem Wirtschaftsministerium zufolge, wird die letzte der zwei Fähren erst im April 2013 – und damit knapp ein Jahr später als ursprünglich geplant fertiggestellt sein. Vertretern des Landes habe P+S-Geschäftsführer Rüdiger Fuchs am 13. August gegenüber eingeräumt, dass sich für die beiden Fährschiffe eine weitere Verzögerung von mindestens drei bis vier Monaten ergebe, geht aus dem Papier hervor. Ein Sprecher der Werft bestätigte am Freitag neuerliche Verzögerung.
Zuletzt waren als offizielle Auslieferungstermine für die Fähren der 28. September und der 11. November genannt worden. Die eine Fähre wird nun vermutlich um den Jahreswechsel fertig sein, die zweite dann im April.
Fuchs hatte am 7. August die Werftenleitung übernommen und knapp zwei Wochen später verkünden müssen, dass der Rettungsplan seiner Vorgänger für die Werften in Stralsund und Wolgast nicht aufgeht. Vor allem wegen der mehrfach verschobenen Auslieferung von Schiffen spitzten sich die Zahlungsschwierigkeiten erheblich zu. Das Land zog daraufhin die Notbremse und stoppte die Auszahlung der staatlich verbürgten Rettungsbeihilfen im Umfang von insgesamt 152 Millionen Euro.
Obwohl sich Fuchs nach eigenen Angaben seit Dienstag bemüht, Kunden und Zulieferer für ein neues Rettungspaket zu gewinnen, um die drohende Insolvenz abzuwenden, wartet Scandlines noch auf ein klärendes Gespräch. „Bis zu diesem Zeitpunkt hat uns die Werft allerdings nicht mit konkreten Lösungsvorschlägen kontaktiert“, stellte Scandlines-Geschäftsführer Sören Poulsgaard Jensen fest. Er habe keine Informationen, welche Schritte die Werft plane.
Dem Papier zufolge stand das Fährprojekt mit Scandlines bereits im Juni auf der Kippe. Damals habe Scandlines mit einer Kündigung des Bauvertrages für die erste Fähre gedroht. Am 25. Juni hätten sich Scandlines und Werft allerdings unter Beteiligung Glawes auf den September- und Novembertermin geeinigt. Scandlines habe auch „auf Kündigungsrechte bis zum Ablauf dieser Termine“ verzichtet.
Die nun ins Auge gefassten Ablieferungstermine müssten mit den Bestellern neu verhandelt werden, sie lägen „überwiegend außerhalb der vertraglicher Zulässigkeiten“, wird Fuchs in dem Papier des Wirtschaftsministeriums zitiert. Scandlines geht eigenen Angaben von Freitag zufolge immer noch von den offiziell genannten Auslieferungsterminen September und November 2012 aus. Wie es von der Werft hieß, will Fuchs den „intensiven Dialogprozess“ auch am Wochenende fortsetzen.
Die Royal Arctic Line AS mit Sitz in Grönland und Dänemark hofft nach eigenen Angaben, dass es doch noch gelingt, die Werften in Stralsund und Wolgast zu retten. „Es gab ein Gespräch mit der Werftleitung. Wir warten nun ab, wie es weitergeht“, sagte Jakob Strom. Das Unternehmen habe fünf eisgängige Versorgungsschiffe geordert, von denen das erste Anfang Januar 2013 fertiggestellt werden sollte. Die dänische Reederei DFDS, die in Stralsund zwei Frachter bauen lässt, erklärte, dass es mit ihr bislang keine neuen Verhandlungen gebe. „Es gibt bisher kein Grundlage, von der aus wir verhandeln könnten“, sagte DFDS-Sprecher Gert Jakobsen, kündigte aber Gesprächsbereitschaft an.
Die Belegschaft der von Insolvenz bedrohten P+S-Werften steht unterdessen hinter den Rettungsbemühungen von Geschäftsführer Rüdiger Fuchs. „Wir hoffen, dass die Gespräche mit Kunden und Lieferanten Erfolg haben und die Kuh noch vom Eis gezogen werden kann“, sagte der Wolgaster Betriebsrat Carsten Frick.
Scharfe Kritik äußerte der Stralsunder Betriebsrat Jürgen Kräplin an der Aussage des Finanzstaatssekretär Jost Mediger, der im NDR-Nordmagazin vom Donnerstagabend gesagt hatte, dass das Land „außerordentlich skeptisch“ sei, dass Fuchs eine Rettung gelinge. „Es ist unverantwortlich, in dieser Phase der Rettungsbemühungen eine solche Aussage zu treffen“, sagte Kräplin.
Die IG Metall informierte am Freitag in Wolgast und Stralsund Betriebsräte und Vertrauensleute, damit sie im Falle einer Insolvenz die Arbeitnehmer rechtlich beraten können. Eine Betriebsversammlung sei weder in Wolgast noch Stralsund geplant. (dpa)